Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
hatte gespürt, dass Ashaya ebenfalls wach war. Den Geräuschen nach machte sie sich etwas zum Frühstück. Es war bestimmt eine gute Idee, sich ihr anzuschließen. Aber als er endlich seine Erektion unter Kontrolle hatte, war sie schon fertig und hatte sich vor die Balkontür gesetzt.
Neugierig beobachtete er, wie sie ihren Atem und Herzschlag auf eine Weise zu bezwingen versuchte, die er noch nie bei einem Lebewesen gesehen hatte. Es war beinahe, als lösche sie ihre eigene Existenz willentlich aus.
Auf leisen Sohlen schlich er näher. Als er neben ihr niederkniete, fiel ihm auf, wie zart sie war. Vom Verstand her hatte er natürlich schon vorher gewusst, dass ihre Knochen nicht so kräftig wie seine eigenen waren, ihr Körper zerbrechlicher. Aber normalerweise vergaß er das. Dann sah er nur ihre eiskalte, stählerne Härte, die frostige Zielgerichtetheit ihres Blickes. Kraft. Er sah eine Frau mit unglaublicher Kraft.
Aber nun fiel sein Blick auf die bloße Haut ihres Nackens, der von zwei festen Zöpfen umrahmt war, und er erhaschte ein Stück ihrer Verletzlichkeit. Sie hatte ausgeprägte Kurven, war sehr weiblich, aber auch sehr zart. Wenn er zupacken würde, konnte er leicht ihre Schulter zerquetschen.
Sein Tier schnaubte.
Er stimmte ihm zu und beobachtete Ashaya weiter schweigend. Er hatte nun schon ein paar Mal gesehen, dass sie sich wie auf ein Stichwort hin den Anschein einer perfekten Medialen geben konnte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass alles nur Schein war. Keine Frau hätte die Reaktion vorspiegeln können, die er auf dem Balkon an ihr gerochen hatte. Zorn. Purer weiblicher Zorn.
Aber sie war nicht nur eine verdammt gute Schauspielerin, die Tatsache, dass sie so lange unter den Leuten des Rates überlebt hatte, sprach dafür, dass sie brillant auf der Klaviatur der Manipulation spielen konnte, die eigentlich zum festen Repertoire des Rates gehörte. Doch bei ihm wandte sie diese Fähigkeit nicht an, wählte stattdessen brutale Offenheit.
Wer gibt Ihnen das Recht, über mich zu urteilen? Sie sind doch selbst voller Vorurteile und Selbstmitleid.
Es hatte ihn gereizt, ihr die Zähne zu zeigen, aber nicht aus Wut. Er hatte sich ziemlich dämlich benommen, und sie hatte es ihm zurückgegeben. Aber etwas verstand er überhaupt nicht: Warum ging sie nicht zu ihrem Sohn? Am Nachmittag hatte er ihr noch einmal angeboten, sie zu ihm zu bringen. Aber sie hatte wieder abgelehnt.
Doch auch diese beunruhigende Tatsache reichte nicht aus, um den Hunger auf sie zu dämpfen. Lucas hatte recht – er knurrte sie an, weil er sie so sehr wollte wie noch keine Frau vor ihr. Sein Leopard wollte die Herrschaft übernehmen, die menschliche Seite abschütteln. Das Bedürfnis war stark. Wurde immer heftiger. So sehr, dass er sich fragte, ob ein versteckter Leopard nicht auch zum bösen Einzelgänger werden, alle Menschlichkeit verlieren und sich der Wildheit der Raubkatze überlassen konnte … ein Leopard auf zwei Beinen, ein Mann, dem die Zartheit einer Frau gleichgültig wäre, der nur noch ihre Unterwerfung wollte.
Sie schlug die Augen auf.
Begegnete seinem Blick.
„Warum beobachten Sie mich?“ Ihre Augen waren nicht einfach blau. Sie waren hellgrau mit blauen Splittern, die vom äußeren Ring zu der schwarzen Pupille liefen. Seltsame Augen. Wolfsaugen.
„Sie faszinieren meinen Leoparden.“ Mit ihrer sinnlichen, vollkommenen Haut, ihren wilden Haaren, ihren verfluchten Formen. Er beugte sich vor und blies ihr zart auf den Nacken, brachte eine rebellische Locke zum Tanzen. „Ich habe davon geträumt, an Ihrer Haut zu lecken.“ Er sagte das, um ein wenig Spannung loszuwerden, das Tier wieder an die Leine zu nehmen, bevor es ausbrechen konnte. „Langsam und genüsslich.“
Sie brach den sehr intimen Augenkontakt nicht ab. „Wieder einmal überschreiten Sie Ihre Grenzen.“
Zum Teufel, ja. Wenn er das nicht tat, würde er noch wahnsinnig werden. „Und Ihr Herz schlägt wieder einmal unregelmäßig.“ Die Katze lächelte zufrieden. Ashaya Aleine war nicht so unempfindlich ihm gegenüber, wie sie gerne tat. „Was würde passieren, wenn ich einmal kostete? Wenn ich einen Bissen nähme?“
Ihr Herz schlug wieder schneller, das war Musik in den Ohren des Leoparden. Aber sie sagte: „Nichts.“
Er senkte die Lider und warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Dann kommen Sie doch einfach her.“
„Sie beunruhigen mich.“
„Gut.“ Er lächelte, spielerisch und charmant, er war im Vorteil – Ms.
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