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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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„Hatte ich recht mit Ihrer Schwester? Ist sie …?“
    „Verrückt?“, ergänzte Ashaya. „Ja. Intelligenter als die meisten, aber im Innersten ihres Wesens gestört.“
    „Verstehe.“ In Faiths Augen stand das Wissen darum, dass alle V-Medialen im Medialnet irgendwann zwangsläufig wahnsinnig wurden. „Noch etwas – es gibt keinen Beweis dafür, aber vielleicht sind Sie beide gerade deshalb so verschieden, weil Sie Zwillinge sind.“
    Dorian hatte es schon vor Ashaya begriffen. „Eine Spiegelung der Zwillingsköpfe im Medialnet, Gut und Böse.“
    „Nein“, flüsterte Ashaya. „So klar getrennt ist es nicht, noch nicht. Ich habe auch böse Anteile und sie einige gute.“
    Niemand sagte etwas darauf, denn selbst wenn Ashaya recht gehabt hätte, war es doch eine Tatsache, dass Faith nie etwas Falsches sah. Falls man nichts unternahm, würde ihre Vision eines Tages wahr werden.
    Und Amara Aleine würde ihre Hände in dem Blut Unschuldiger baden.
    Fünf Minuten später starrte Faith nachdenklich auf das stumpfe Grün der Treppe, während Vaughn und sie das Gebäude verließen. Sie fühlte sich hin- und hergerissen. Sollte sie Vaughn auch von einer anderen Vision erzählen? Normalerweise stellte sie sich diese Frage nicht, aber die Vorahnung war so gespickt mit emotionalen Landminen, dass sie nicht wusste, ob sie ihm diese Last auch noch aufladen sollte …
    Er traf die Entscheidung für sie. „Spuck’s aus, Rotfuchs“, sagte er, als sie auf die Straße traten und ihnen der salzige Meeresgeruch von der Bucht entgegenschlug. „Ich kann hören, wie es in deinem Kopf klickert.“
    „Vor einiger Zeit habe ich etwas über Dorian gesehen“, gab sie zu, „ungefähr zu der Zeit, als wir zusammengekommen sind.“ Sie hatte ihn als Leoparden gesehen, seine Augen waren mehr grün als blau gewesen, und das Fell in seinem Gesicht hatte eine dunkle Zeichnung. „Ich habe ihm nie etwas davon gesagt, denn es war nur ein vages Bild. Es würde vielleicht Jahre dauern, dachte ich … und die Zukunft ändert sich stetig.“
    „Sag’s mir.“
    Jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Sie erzählte ihm alles. „Ich wollte Dorian keine falschen Hoffnungen machen – denn was wäre, wenn es nie geschehen würde?“
    „Unglaubliche Sache“, flüsterte Vaughn und schüttelte den Kopf. „Meinst du wirklich, er könnte sich eines Tages verwandeln?“
    „Ich habe es geglaubt.“ Sie zitterte, als sie Luft holte. „Aber die Vision ist verschwunden. Etwas ist anders geworden.“
    „Was siehst du jetzt?“
    „Nichts.“ Sie griff nach seiner Hand. „Was Dorian betrifft, sehe ich nichts. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass seine Zukunft sich gerade verändert …“
    „… oder daran, dass er keine Zukunft hat.“ Vaughn hatte das Kinn vorgeschoben. „Aleine könnte ihm den Tod bringen.“
    „Er hat seine Wahl getroffen“, sagte Faith, doch ihr Herz war schwer wie Stein. Manchmal verabscheute sie den Preis, den sie für ihre Gabe zahlen musste. „Wie wir damals.“
    „Das war etwas anderes.“
    Sie musste lächeln. „Der Rat hat auch versucht, dich zu töten.“ Die Erinnerung daran ließ ihren ganzen Körper immer noch vor Angst und Zorn zittern. „Wir haben es überstanden. Ich glaube fest daran, dass auch Dorian überlebt.“ Obwohl seine Zukunft im Augenblick ein unbestimmbares Gebilde war, in dem völlige Leere herrschte.

 
    31
    Amara konnte ihn nicht sehen, aber sie wusste, dass er da war. Ashaya hatte es bislang noch nie fertiggebracht, sie so lange auszuschließen, jedenfalls nicht, wenn sie wirklich hineingewollt hatte. Aber er schaffte es, brachte Ashaya dazu, ihrer Schwester den Rücken zuzukehren.
    Das durfte nicht sein.
    Als sie immer wieder erfolglos versucht hatte, durch Ashayas Schilde hindurchzubrechen, fiel ihr Blick auf das kleine Injektionsgerät mit der tödlichen Dosis Betäubungsmittel.
    „Ganz simpel“, flüsterte sie. Eine einfache und endgültige Lösung.

 
    32
    Die Versuchung bereitet mir körperliche Schmerzen. Ich habe ihn getroffen, kennengelernt, geküsst, und nun bombardiert mich mein Geist mit Bildern unserer miteinander verschlungenen Körper, seinen goldenen Haaren auf meiner Haut, seinen Händen auf meinen Brüsten, seiner Zunge an feuchten, heißen Stellen. Meine Hände zittern, während ich das hier schreibe. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich kann nicht mehr denken.
    Was geschieht bloß mit mir?
    – aus den verschlüsselten Aufzeichnungen Ashaya

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