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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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eines duftenden Ölbaums eine schmiedeeiserne Bank stand, wie man sie normalerweise auf Friedhöfen findet. Die kleinen sternförmigen, weißen Blüten des Baumes verbreiteten ihren süßen Duft in der Nachtluft. So hatte auch Lisette geduftet, als er sie in den Armen hielt, dachte Caid. Sie war so zerbrechlich, so hilflos in ihrer Benommenheit! Undenkbar, dass sie sterben sollte, aber ebenso undenkbar, dass sie in das Haus ihres Schwiegervaters zurückkehrte.
    »Ich dachte eher an das Renommee deines Fechtsalons.« Mit diesen Worten holte Maurelle ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Du hast gesagt, nach dem Duell mit Eugene sei die Zahl der Besucher zurückgegangen, weil der alte Moisant aller Welt erzählte, du hättest seinen Sohn mit einem unfairen Trick getötet, der eines Gentlemans unwürdig sei. Die jüngsten Ereignisse werden die Sache kaum besser machen.«
    Caid wusste das nur zu gut. Lediglich seine Rücksicht auf einen trauernden Vater hatte ihn davon abgehalten, Moisant für dessen Anschuldigungen zur Rechenschaft zu ziehen. »Trotzdem würde ich gern von der Dame selbst erfahren, warum sie sich umbringen wollte.«
    Maurelle zuckte mit ihren rundlichen Schultern. »Die Umstände haben ihr jeden Mut genommen, sie war verzweifelt, weil sie praktisch allein in der Welt stand. So was kommt vor.«
    »Du hast selbst gesagt, dass Lisette Moisant wenig Grund hatte, um ihren Mann zu trauern, und jemand, der Eugenes Vater die Stirn bieten kann, scheint mir nicht der Typ Frau zu sein, die Laudanum schluckt, nur weil sie einsam ist. Außerdem -«
    »Außerdem«, unterbrach Maurelle ihn spöttisch und neigte dabei leicht ihren Kopf, sodass die Perlen ihres Turbans im Licht schillerten, »ist die Dame attraktiv und wurde schlecht behandelt und du hast sie gerade mindestens vor einer Lungenentzündung bewahrt. So galant, so romantisch, nicht wahr? Ich wünschte, mir wäre solch ein Kunstgriff eingefallen um deine Gunst zu gewinnen.«
    Caid spürte den Tadel hinter ihrem sarkastischen Humor. Maurelle hegte wohl kaum die Absicht, sich in eine ernsthafte Affäre mit ihm einzulassen, doch sie hatte auch ihren Stolz. Sie flirtete für ihr Leben gern und nahm es schnell übel, wenn einer jener Lebemänner und verwegenen Gesellen, mit denen sie sich umgab, ihr nicht die gebotene Aufmerksamkeit schenkte. Er ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Wie du weißt, chere, bin ich dir ganz und gar ergeben. Was willst du noch mehr? « »Schmeichler«, erwiderte sie spöttisch, doch bereits ein wenig besänftigt. »Wenn dir dein guter Name schon gleich-gültig ist, dann denk doch wenigstens an Lisettes. Es wird ihre Stellung in der Gesellschaft nicht gerade verbessern, wenn man erfährt, dass du sie hierhergetragen hast und dann bei ihr geblieben bist.«
    Caid musste Maurelle insgeheim Recht geben, doch er zögerte noch immer. »Wenn wir sie nach Hause bringen, könnte das noch schlimmere Folgen haben. Was ist, wenn Moisant an all dem Schuld ist, was heute Nacht geschah?«
    »Ich bezweifle, dass selbst er sich so weit erniedrigen würde. Immerhin ist er ein Gentleman. Was könnte ihr außerdem Schlimmeres geschehen, als ihren guten Ruf zu verlieren und aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden? Da kann sie ebenso gut sterben.«
    Caid war nicht unbedingt dieser Meinung, aber was wusste er schon? Er war ein m aitre d’armes , ein Fechtmeister, mit einem Salon in der Passage de la Bourse, dem kurzen Fußweg, der von der Canal Street am oberen Ende des Französischen Viertels dorthin führte, wo die St. Louis Handelsbörse und das gleichnamige Hotel letzten Monat abgebrannt waren. Als solcher nahm er eine eigenartige Stellung in der Rangordnung des französischen New Orleans ein. Obwohl ohne gesellschaftlichen Hintergrund, vornehme Abstammung oder nennenswerte finanzielle Mittel, besaß er doch ein gewisses Ansehen. Es beruhte aut seiner Geschicklichkeit im Umgang mit dem Degen und seiner beängstigenden Fähigkeit, immer wieder dem Tod ins Auge zu blicken. Männer ließen ihm an Türen den Vortritt, junge Stutzer, die ihre erste gesellschaftliche Saison erlebten, banden ihre Krawatten und wählten ihre Westen in der gleichen Farbe wie er. Ältere Herren wetteiferten um die Ehre, seine Getränke und Mahlzeiten bezahlen zu dürfen, und kleine Jungen liefen ihm auf der Straße nach. Bei den Männergesellschaften respektabler Herren war er ebenso willkommen wie in den Salons einiger abenteuer-lustiger Damen wie Maurelle.

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