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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Frauen lächelten ihm hinter ihren Fächern zu und baten ihn zuweilen heimlich zu einem nächtlichen Stelldichein. Niemals jedoch wurde er in einem Haus empfangen, in dem junge Damen lebten, nie wurde er ihnen in der Oper oder auf einem der winterlichen Subskriptionsbälle vorgestellt. Es war eben nicht comme il faut. Er war nicht gesellschaftsfähig, nicht nur auf Grund seiner Herkunft, dem entscheidenden Prüfstein in dieser Stadt, sondern eher noch wegen seines Berufes. Ein Gentleman konnte entweder Rechtsanwalt, Arzt, Bankier oder Kommissionskaufmann werden, doch unter keinen Umständen durfte er einen Beruf wählen, bei dem man ins Schwitzen kam. Und ganz sicher gab ein Gentleman keinen Unterricht in der strapaziösen Kunst des Degenfechtens.
    Meistens haderte Caid nicht mit seiner gesellschaftlichen Stellung, die sich gar nicht so sehr von der in seiner Heimat Irland unterschied. Doch zuweilen wurmte es ihn doch.
    »Es will mir immer noch nicht gefallen«, sagte er schließlich.
    »Was willst du dann? Wohin sollte sie sonst gehen?«, fragte Maurelle in einem leicht vorwurfsvollen Ton.
    »Warum kann sie nicht ein paar Tage bei dir bleiben, bis es ihr wieder besser geht? «
    »Überleg doch mal, c her. Moisant wird nach ihr suchen lassen. Man wird sie hier sehen und sich fragen, warum sie lieber bei mir ist als zu Hause bei ihm. Die Gerüchteküche wird brodeln. Außerdem will die Dame vielleicht gar nicht hier bleiben.«
    »Und wenn doch?« Wie sollte er ihr erklären, warum es ihm so schwer fiel, die Frau, die er gerettet hatte, zu verlassen, wenn er es doch selbst nicht wusste? Es schien ihm beinahe so, als sei es wichtig für seinen Seelenfrieden, sich nicht von ihr zu trennen.
    »Wir müssen abwarten, was Moisant dazu sagt. Sie gehört trotz allem in sein Haus.«
    Caid wusste, dass Maurelle Recht hatte, doch er konnte sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Es war einfach lächerlich. Ihn band nichts an Lisette Moisant. Sicher, sie war hübsch, aber ebenso gewiss hatte ihn nicht der coup de foudre, der Blitzstrahl der Liebe auf den ersten Blick getroffen. Liebe konnte er gar nicht gebrauchen. Wollust schon, aber nicht die Art von Liebe, die intelligente Männer in schmachtende Idioten verwandelte. Seine ersten Illusionen über dieses erhabene Gefühl hatte er bereits verloren, als er mit ansehen musste, wie seine Mutter jedes Jahr ein Kind zur Welt brachte, von denen die meisten schon starben, bevor sie laufen lernten. Das ging so weiter, als er mit vierzehn von einem Schankmädchen verführt wurde, das sich zweimal mit ihm aus Spaß und zum beiderseitigen Vergnügen im Heu wälzte und beim dritten Mal einen Schilling verlangte. Seine letzten romantischen Vorstellungen erhielten den Todesstoß von einer Pariser Baronesse, die ihn wegen seiner leidenschaftlichen Verliebtheit verhöhnte, als er gerade mit ihr zwischen den zerwühlten Betttüchern lag.
    Liebe war nichts als Schwindel, ein Gefühl, das Männer und Frauen zu Liaisons verlockte, die in heftigem Schmerz und Enttäuschung endeten. Sie war nur ein nützliches Märchen, mit dem Kirche und Notare Menschen zu Verbindungen verleiteten, aus denen zu viele hungrige Kinder und schreiende Babys hervorgingen. Genug zu essen, Geld oder Zuneigung für alle gab es dagegen nie. Deshalb wollte Caid nichts mit Liebe zu tun haben.
    Allerdings musste er zugeben, dass es zwischen ihm und Lisette Moisant ein seltsames Band gab, das ihn ebenso gefesselt hielt wie die Eisen, die an seinen Hand- und Fußgelenken von Roststaub verfärbte Narben hinterlassen hatten. Er konnte nicht gehen, nicht bevor er wusste, dass sie den nächsten Tag erleben und in Sicherheit sein würde.
    »Sei vernünftig, eher«, redete Maurelle ihm gut zu. »Du trägst wirklich nicht die Verantwortung, das verspreche ich dir.«
    »Ich warte noch ein wenig, wenn du erlaubst. Ich kann es mir in der Bibliothek bequem machen, falls du dich zurückziehen möchtest.« Seine Worte klangen kurz angebunden.
    »Also bitte, wenn du unbedingt das Risiko eingehen willst...«
    »Welches Risiko?«
    »Moisant wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, wie seine Schwiegertochter hierher gekommen ist. Je länger du hier bleibst, desto größer wird die Gefahr, dass es ihm zu Ohren kommt. Vielleicht glaubt er sogar, dich fordern zu müssen, weil du sie angerührt hast.«
    Caid fühlte eine brennende Hitze im Nacken aufsteigen, als er daran dachte, wie er einen Kuss auf Lisettes kühle Lippen gehaucht hatte.

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