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Gefesselte Lust

Gefesselte Lust

Titel: Gefesselte Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Eden
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rot geschminkten Mund, sagt aber nichts. Stattdessen reicht sie mir eine Mappe. »Okay, dann kannst du das eben zur Durchsicht zu Jonah bringen. Er sollte das schon lange gegengezeichnet haben.«
    Beim letzten Mal war er offensichtlich zu beschäftigt damit, mich aus seinem Büro zu werfen, schießt es mir durch den Kopf, aber ich kann gerade noch verhindern, dass ich es auch ausspreche »Kannst du das vielleicht übernehmen? Ich hab im Moment …«
    Die Ausrede, dass ich gerade zu viel zu tun habe, ist so offensichtlich, dass ich es einfach nicht über mich bringe, sie auszusprechen. Aliyah scheint das genauso zu sehen. Sie grinst schief. »Angst vorm Boss?«
    Eigentlich alles andere als Angst, aber das kann ich ihr nicht sagen. Ohne zu antworten stehe ich auf, greife nach der Mappe und gehe aus dem Büro. Der Weg in Jonahs Etage hinauf erscheint mir wie eine Ewigkeit. Meine letzte Hoffnung, die Mappe einfach an die Sekretärin zu übergeben, löst sich beim Anblick des leeren Schreibtisches in Luft auf. Offensichtlich hält sich Frau Martens an die üblichen Bürozeiten von neun bis fünf.
    So bleibt mir nichts anderes übrig, als selbst an Jonahs Tür zu klopfen. Eigentlich könnte mein Herz diese Aufgabe übernehmen, so laut, wie es schlägt.
    Nach einem ersten zaghaften Klopfen öffnet sich die Tür. Jonah sieht müde aus; seine Haare sind unordentlich, und auf seinen Wangen sehe ich einen leichten Bartschatten. Am liebsten würde ich ihn gleich wieder küssen, stattdessen halte ich ihm die Mappe hin. »Aliyah sagte, du müsstest diese Änderungen noch gegenzeichnen.«
    Mit einem knappen »Danke« nimmt er die Mappe entgegen. Ich weiß nicht, ob ich gehen oder noch bleiben soll. Jonah, der einen Blick in die Unterlagen geworfen hat, bemerkt, dass ich noch vor ihm stehe. »Noch etwas?«, fragt er kühl. Seine Augen sind wie Eis. Von der Leidenschaft des Vortages ist nichts mehr zu spüren.
    Ich schüttle den Kopf, halte mühsam meine Tränen zurück und drehe mich um. Nur weg hier …
    Am Fahrstuhl laufe ich fast in Marcus hinein. »Hoppla, nicht so eilig«, ruft er und fängt mich auf, bevor ich – diesmal mit dem Gesicht voran – direkt gegen ihn prallen kann.
    »Entschuldigung«, murmle ich und versuche, mich an ihm vorbeizudrücken, bevor er merkt, dass ich nicht aufhören kann zu weinen.
    Marcus ist jedoch schneller als ich. Sein Lächeln verfliegt, als er einen Blick in mein verheultes Gesicht wirft. Wortlos zieht er mich in den Fahrstuhl und lässt die Türen zugleiten. Zu meiner Überraschung lässt er die Kabine aber nicht losfahren.
    Stattdessen beugt sich Marcus zu mir und kommt mir dabei vor wie ein netter Onkel, der seine Lieblingsnichte trösten will. Er reicht mir ein Taschentuch, und ich versuche mich, so gut es geht, wieder in Ordnung zu bringen. »Was ist passiert?«, fragt er, während ich meine verschmierte Mascara abtupfe.
    Mein erster Impuls ist es »Nichts« zu antworten, aber wie schon bei unserem ersten Treffen habe ich das Gefühl, Marcus vertrauen zu können. »Ich war bei Jonah, und er …« Ich kann nicht weitersprechen; mein Hals ist wie zugeschnürt.
    Marcus verschränkt die Arme vor der Brust und schnauft. »Das hätte ich dir vielleicht eher sagen sollen, aber man soll ja nicht schlecht von seinem Chefredakteur reden. Erst recht nicht, wenn man ihn selbst eingestellt hat.«
    »Was meinst du damit?«
    »Jonah ist ein fähiger Mann, das ist keine Frage, aber menschlich ist er zuweilen … unbeholfen.«
    ›Eiskalt‹‛ ist das Wort, das mir als erstes einfällt, aber ich spreche es nicht aus. Marcus fährt fort: »Ich will ehrlich mit dir sein – für Jonah gibt es in seinem Leben nur eine Priorität, und das ist Jonah. Er behandelt die Leute meist freundlich, aber hinter dieser Maske ist er ein Egoist.«
    Mein erster Impuls ist es zu protestieren, aber was weiß ich schon von Jonah? Bin ich wirklich so vermessen zu glauben, ein einziger Kuss könne mir Zugang zur Gefühlswelt eines Mannes gewähren, der dafür bekannt ist, niemanden an sich heran zu lassen? Wie naiv bin ich eigentlich? Offensichtlich ziemlich – das hat mir der Zwischenfall von eben nur allzu deutlich gezeigt.
    Marcus kennt ihn wirklich. Er hat ihn schließlich eingestellt, er ist auch sein Chef. Ich sollte auf ihn vertrauen und nicht auf mein dummes Bauchgefühl.
    Mit einem Schlag fühle ich mich noch mutloser als zuvor. Jeder Funke Hoffnung ist erloschen. Marcus scheint das zu spüren; er nimmt mein

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