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Gefeuert

Titel: Gefeuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Berger
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einwerfe. Aber damit liege ich offenbar falsch.
    Denn die Fahrtkosten werden sie mir daraufhin nicht erstatten, wie mir Wochen später auffallen wird. Ist das womöglich die Rache der schwierigen Dame, die zwischenzeitlich so freundlich schien? Ich mag nicht hinterherbetteln. Ich will deswegen auch nicht die Arbeitsagentur bemühen. Man kann dort die Erstattung von Fahrtkosten zu Vorstellungsgesprächen beantragen, wenn ein Arbeitgeber nicht zahlt. Aber vielleicht würde ich dann Ärger bekommen, weil ich nicht zum zweiten Gespräch gefahren bin? Nein, beschließe ich, es war meine Entscheidung, dort hinzufahren und abzusagen, also trage ich auch die Konsequenzen und zahle selbst.

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    Stelle aus Luft
    Kaum sind ein paar Tage nach meiner ersten selbst verfassten Absage vergangen, da geht mein Bewerberparcours schon weiter. Ich bin auf dem Weg zu meinem zweiten Vorstellungsgespräch. Den Termin habe ich vor ein paar Stunden spontan zugesagt. Eine frühere Kollegin, mit der ich vor langer Zeit einmal zusammengearbeitet habe, gab mir den Tipp: Ein Bekannter von ihr würde jemanden suchen. Vielleicht wäre das ja etwas für mich?
    Also rief ich dort an. Ihr Bekannter war sehr interessiert.
    »Am besten kommen Sie gleich vorbei«, sagte er schon nach ein paar Minuten.
    Das ging aber schnell! Trotz unseres Telefonats war mir immer noch nicht so ganz klar, worum es bei dem Job eigentlich ging. Entweder redeten wir aneinander vorbei oder konnte es sein, dass er es selbst nicht genau wusste? Auf jeden Fall spielte er die Position herunter, was mir komisch vorkam. Vorsichtshalber betonte ich, dass ich an einer anspruchsvollen Aufgabe interessiert wäre und auf jeden Fall mehr darüber erfahren müsste. Daraufhin wiederholte er seine Einladung.
    Mit sehr gemischten Gefühlen sehe ich unserem Treffen nun entgegen. Irgendetwas sagt mir, das ist nichts. Da wird nichts draus. Wenn nur nicht die ganze Zeit Frau Mayer im Ohr eifrig zustimmen würde. Ständig betont sie: »Na, Frau Berger, habe ich es Ihnen nicht gesagt? Ihre Kontakte müssen Sie nutzen. Ihre Kontakte!«
    »Ist ja schon gut. Trotzdem nützen mir meine Kontakte herzlich wenig, wenn der Job nicht passend ist«, gifte ich in Gedanken zurück. Oder bin ich schon so weit, dass ich irgendetwas annehmen muss?, zweifele ich auf einmal wieder. »Nein!«, sage ich mir. »Was macht es für einen Sinn, den nächstbesten Job zuzusagen, nur um dich danach aufs Neue zu bewerben. Für dieses Hin und Her hast du mit den Kindern weder Zeitnoch Energie. Und es bringt auch dem Arbeitgeber nichts.« Ich komme mir vor wie ein Heiratsschwindler: Schon wieder bahne ich einen Kontakt zu einem Unternehmen an, mit dem es mir eigentlich nicht ernst ist – oder doch? »Jetzt warte erst einmal ab«, rede ich mir gut zu. »Vielleicht hat der erste Eindruck getäuscht und es ist genau das, was du suchst.«
    »Geh hin. Auch wenn du noch nicht weißt, ob du den Job willst«, hat mir Luc empfohlen, als ich ihn vorhin kurz telefonisch um Rat fragte.
    Und jetzt bin ich also da. Ich klingle, und kaum bin ich zur Tür herein, höre ich jemanden rufen: »Hier sind Sie schon richtig!«
    Ein paar Minuten später sitzen wir uns in Herrn Schillers Büro gegenüber. Er ist auffallend salopp gekleidet. Er sieht aus, als hätte er sich gerade etwas Bequemes angezogen, um Gartenarbeit zu erledigen. Zum Glück habe ich nicht den Anzug an. Ich bin auch so schon overdressed. Er übergibt mir einen Firmenprospekt und erzählt, was seine Firma macht, und erzählt und erzählt. Dazwischen redet er über die Verantwortung von Unternehmen, Mitarbeiter fest anzustellen. (Er sucht einen freien Mitarbeiter …) Und dass er sich selbst niemals vorstellen könnte, in einem Angestelltenverhältnis zu arbeiten.
    »Das ist nichts für mich«, sagt er.
    Dann bin ich dran, mich vorzustellen und zu erzählen. Ich gebe ihm meine Bewerbungsunterlagen, die er sofort ansieht.
    »Hm, hm«, sagt er beim Studieren des Lebenslaufs. »Und jetzt sitzt ihr also alle auf der Straße?«
    Er ist offenbar von meiner früheren Kollegin über das Ende des Projekts informiert worden. Aber »auf der Straße sitzen«?
    »Nein, nein«, wehre ich ab. »Manche Kollegen arbeiten momentan so wie ich selbstständig, andere haben schon neue Stellen.«
    Ich habe den Eindruck, dass er etwas enttäuscht ist. Ein bisschen Arbeitslosenschmerz hätte ihm wohl gerade ganz gut gefallen.
    Er hat eine unangenehme Art, Fragen zu stellen. Sie kommenunvermittelt,

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