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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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raus. Beim Mittagessen war es das Gesprächsthema.
    „Sag mal, schnarcht Beatrix auch so wie du?“ wollte Werner wissen.
    Dampfwalze sah ihn mit Karpfenblick an und kaute weiter. Alle lachten, nur Florian, der dem Muskelprotz diagonal gegenübersaß, blieb ernst.
    „Eins versteh’ ich noch nicht“, äußerte sich Dolf . „Warum die Minis sie überhaupt mitgenommen haben?“
    Klein-Eberhard reckte sich über den Tisch, so weit er konnte. „Sie hat ihr Fahrrad nicht mehr gefunden. Die andern waren schon weg. Da konnten wir sie doch nicht im Regen stehenlassen.“
    „Das war sehr ritterlich!“ lobte Dampfwalze, um von sich abzulenken.
    „Apropos: ritterlich!“ schaltete sich Emil ein. „Drüben im Rittersaal hängt ein Bild von einem von Mauersäges Raubritter-Vorfahren. Ich finde, dem sieht Florian unheimlich ähnlich.“
    Alle kannten das Gemälde aus der Sippe derer von Schreckenstein und starrten Florian an.
    „Da ist was dran!“ befand Walter. „Besonders die Frisur.“
    „Quark mit Käse!“ widersprach Dampfwalze und sah dabei nur Walter an. „Zu einem Ritter gehört mehr als bloß Haare.“
    „Dafür frißt er wie zwei Ritter!“ verteidigte Oskar den Neuen.
    Es gab Gehackten Missionar., Koch-Heinis Spezialhackbraten mit Gurken drin, und Florian hatte ordentlich zugegriffen.
    „Was ich so sehe: Kurz vor dem Schulrekord!“ lobte Armin.
    Wohlwollendes Geraune bestätigte seine Beobachtung. Florian kam an. Bei allen. So sehr, daß ihm mulmig wurde. Nicht zuletzt wegen Dampfwalze. Obwohl noch hungrig, legte er die Gabel weg und ging zu Schulkapitän Ottokar, um sich für den Nachmittag zum Haarschneiden abzumelden. Ihm kam das gelegen, denn beim Leichtathletiktraining hätte er die vierhundert Meter mit gezogener Bremse abspulen müssen, um nicht wieder aufzufallen.
    Mit dem silbernen Glöckchen läutete der Rex die Schweigezeit ein. Nach einer Weile trat Ottokar ans Schwarze Brett, bimmelte mit der Kuhglocke und verlas die neuesten Nachrichten: „Um zwei Uhr beginnt das Leichtathletiktraining. Wer seine Zahnbürste vermißt oder sonst was im Duschraum, soll sich melden!“
    Mit dem silbernen Glöckchen beendete der Rex die Mahlzeit. Stühle wurden gerückt, vom Nebentisch wandte sich Fritz, der Seltenfröhlich, an Dampfwalze.
    „Ich brauche eine neue Zahnbürste. Kann ich die gleich bei dir bestellen?“
    „Findest du das sehr witzig?“ platzte Florian heraus.
    Der Muskelprotz blähte die Nüstern. Ohne seinen Verteidiger eines Blickes zu würdigen, fuhr er den Seltenfröhlich an. „Eine alte Klobürste kannst du von mir haben!“
    Florian biß sich auf die Zunge. Warum hatte er sich eingemischt? Wenn einer Dampfwalze frotzeln wollte, was ging ihn das an? Zwei Minis drängelten zu ihm, doch er entkam ihnen, mied auch Armin und Oskar, die ihn gelobt hatten. Allein wollte er sein, um nachzudenken. Mit sich und der neuen Umwelt nicht im Lot, radelte er über die Zugbrücke, hinauf zu Drei Tannen und ließ es rollen. War er ein Wichtigtuer, ein Angeber?
    Er kam zu früh. Friseurmeister Bächle hatte noch Mittagspause. In Gedanken versunken, kurvte Florian durch den Ort. Was hatte Dampfwalze gegen ihn? Warum durfte er nicht sein, wie er war – verfressen, ein leidlicher Trompeter und ausdauernder Läufer?
    Auf dem Parkplatz vor dem Gasthaus drehte er Runden, fuhr Slalom um die Bäume herum und geradeaus, ganz nah an der Hecke entlang. Drinnen blinkte etwas. Florian drehte um. Es war ein Fahrrad, ein Damenrad, noch naß vom nächtlichen Regen und nicht abgeschlossen. Er lehnte sein Rad in die Hecke und probierte die Sattelhöhe: Das könnte Beatrix gehören! Mit ziemlicher Sicherheit. Ich werde es ihr bringen, bevor es gestohlen wird. Oder ist das auch wieder wichtigtuerisch? Vielleicht gehört es ihr doch nicht?
    Florian sah auf seine Uhr, stieg auf sein Rad, faßte das andere am Lenker und schob es neben sich her. An der Steigung im Wald stieg er ab und schob beide. Es war richtig so, eine ritterliche Selbstverständlichkeit. Auf Rosenfels würde er in den Nachmittagsbetrieb kommen, Gartenarbeit oder Sport, jedenfalls im Freien, also kein Problem, um Beatrix zu finden und Fräulein Doktor Horn zu umgehen. Von Sportfesten her wußte er, wie sie aussah.
    Florian stieg wieder auf. Er fand die Abzweigung und rollte im vielstimmigen Geschnatter auf das rosa Schlößchen zu. Das Hauptportal stand offen.
    Ach du Schreck!
    Ein Vogelkopf tauchte auf, mit schnabelartiger Nase. Kalte Augen sprangen

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