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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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So was! Eigentlich wollte er Ingrid anrufen… Im Eilschritt ging er durch den Westflügel. Leise wurde die Tür von Dampfwalzes Zimmer geschlossen.
    Wie meistens beobachteten die Minis beim Abendessen die Mienen der Großen. Es fiel ihnen auf, daß Ottokar, Stephan, Dampfwalze und auch Florian wenig sprachen und sehr sparsam lachten.
    „Da klopft wieder was im Busch!“ vermutete der kleine Kuno.

    „Vielleicht ein neues Liebesgeflüster im Gasthaus?“ meinte Klein-Udo.
    „Bestimmt nicht!“ Der kleine Herbert lachte wissend. „Den Zahn haben wir ihnen gezogen!“ schloß Klein-Eberhard nicht ohne Stolz.
    Von dem gezogenen Zahn merkte Dampfwalze indes nichts. Vor dem Abendessen hatte er seine Rennmaschine in die Lehrergarage gestellt. Von hier, im Dunkel unterm Klassentrakt, würde ihn niemand wegfahren sehen. Während die letzten Geschirrabräumer den Eßsaal verließen, flitzte er mit Tempo 70 hinunter nach Wampoldsreute . Beatrix erwartete ihn bereits.
    „Hab’ mich übermenschlich beeilt“, versicherte er ihr. „Ich weiß, Dampfwalze.“ Wie eine liebe Tante klopfte sie ihm auf die Schulter. „Wir essen ja etwas früher als ihr.“
    Gleichsam symbolisch für die neue Freundschaft, schloß er die beiden Räder mit einer Panzerkette zusammen.
    Wie erwartet waren sie die einzigen Jugendlichen in der Gaststube. Einige Camper saßen an Tischen, die Leuchtkugel fehlte.
    Beatrix sei selbstverständlich sein Gast, verkündete der Muskelprotz in Gönnerlaune, worauf sie ein Bier bestellte. Er blieb als Ritter bei Apfelsaft und schaffte mit einem Geldschein, den er aus der Tasche zog, freundschaftliche Atmosphäre.
    „Reicht das?“
    Beatrix staunte mit beiden Händen. „Ultra!“ Sie nahm den Schein an sich. „Danke dir, du bist ein Schatz!“
    Dann stockte das Gespräch, bis Dampfwalze ihr sein volles Herz ausschüttete. „Mann! Ich könnt’ mich ärgern…“
    „Worüber denn?“ fragte sie, ganz sanftes Rehlein .
    „Ich…, ich… hätte dir das Rad auch gebracht! Aber ausgerechnet er, mein natürlicher Feind…“ Er ließ seine Hand auf den Tisch fallen, daß die Gläser hüpften.
    „Ich weiß, Dampfwalze!“ Beatrix lachte. „Du wärst auch nicht der Horn in die Finger gelaufen.“
    „Dieser Idiot!“ Der Muskelprotz strahlte. „Ohne Sonjas Rad wärst du…“ Ein Blick zur Tür bremste seinen Redefluß .
    „Guten Abend“, grüßten zwei Stimmen.
    Beatrix drehte sich um. Auch sie hätte angesichts der neuen Gäste nicht weitergesprochen: Stephan und Anke. Sie nickten herüber. Ihr Gruß wurde jedoch nicht erwidert. Wenigstens setzten sie sich an den am weitesten entfernten freien Tisch.
    Beatrix’ Augen blitzten. „Muß das sein?“
    „Die stören uns nicht“, tröstete Dampfwalze, zutiefst überzeugt. „Stephan ist mir lieber als dieser…“
    „Mich stört er aber!“ fiel sie ihm ins Wort. „Und Anke auch. Laß uns gehen! Die sind bestimmt nicht die letzten. Ich hab’ sowieso noch was zu erledigen.“
    „Was denn?“ Dampfwalze staunte über seine direkte Frage.
    „Nichts, was dich interessiert. Hühnergegacker, wie ihr sagen würdet.“ Sie stand auf.
    Er trank sein Glas leer und zahlte am Schanktisch. Draußen löste er den Freundschaftsbund der Räder.
    „Noch mal vielen Dank!“ sagte Beatrix lieb.
    „War leider zu kurz“, stellte er fest. „Aber ich bring’ dich rauf.“
    „Nein!“ rief sie.
    „Was erschrickst du so? Ist doch selbstverständlich.“
    „Das…, das geht nicht.“ Beatrix schnaubte ärgerlich. „Ich…, ich fahr’ noch nicht rauf, ich…, ich muß zu… Bäbä ! Ja, schau nicht so! Zu Bärbel, Tochter von Friseur Bächle, Internatsangelegenheit . Klar?“
    „Klar“, antwortete Dampfwalze brummig. „Bring’ ich dich eben da hin.“ Er stieg auf seine Rennmaschine. Den Weg kannten beide, zwei-, höchstens dreihundert Meter.
    Neben dem Salon befand sich ein Tor zum Hof und zum Privateingang. Beatrix hatte Dampfwalze überholt und die Klinke gedrückt. Das Tor war nicht abgeschlossen.
    „So. Da bin ich“, flüsterte sie.
    „Und wann sehen wir uns wieder?“ beharrte er.
    „Ich…, ich ruf dich an. Ja?“
    Er wollte ihr noch die Hand geben, doch da schob sie bereits ihr Rad in den Hof.
    Mißmutig trat der Muskelprotz in die Pedale.
    Da werd’ einer schlau draus! Ja, Bärbel Bächle war Schülerin auf Rosenfels gewesen. Aber hätt ’ sich Bea nicht auch telefonisch mit ihr verständigen können und den Abend für mich freihalten? Hühnerhof!
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