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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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lassen.
    »Fertig?« Delorme, die Hand schon auf der Türklinke, stand da und wartete.
    »Wofür?«
    Der Geruch traf Cardinal mit der Wucht eines Vorschlaghammers.
    »Mann, Leute, haltet ihr nichts von Sauerstoff?«
    Arsenault und Collingwood waren dabei, Woodys Lieferwagen unter die Lupe zu nehmen. Keiner liebt seine Arbeit so sehr wie die Experten für Spurensicherung, dachte Cardinal. Die beiden hatten geschlagene zehn Stunden in dieser stinkenden Garage verbracht und das ramponierte Autowrack mit Kleber überzogen.
    Arsenault winkte mit seiner behandschuhten Hand wie mit einer weißen Pfote. »Wir sind gerade fertig geworden. Schon mal so viele Fingerabdrücke gesehen? Mindestens vier Millionen.« Er kicherte.
    »Und alle sind von Woody, richtig?«
    »Nein, nichtig«, sagte Arsenault und sah zu seinem jüngeren Kollegen Collingwood hinüber. Dann brachen sie in unbändiges Gelächter aus.
    »Ihr seid ja high«, sagte Cardinal schmunzelnd. »Legt mal einePause ein.« Die Techniker hatten Woodys Lieferwagen zuerst mit Plexiglas überzogen. Doch nun, nachdem das Plastik wieder entfernt worden war, entwickelten sich Dämpfe, die einen benommen machten. »Schnell«, drängte Cardinal, »nichts wie raus hier.«
    Die vier standen draußen im blendenden Sonnenlicht und atmeten tief durch. Es war der wärmste Tag seit Dezember. Mitten im Februar konnte es plötzlich so warm werden, dass man meinte, der Frühling stehe vor der Tür. Der Schnee am Rand des Parkplatzes sah schon aschgrau aus. Dort, wo er zu schmelzen begonnen hatte, dampfte es in der Sonne.
    »Tut uns leid«, sagte Arsenault halbherzig.
    »Schon mal was von Lüftung gehört? Seid bloß froh, dass ihr überhaupt noch am Leben seid.«
    »Ich glaube, wir sind mittlerweile immun gegen solche Dämpfe, was meinst du, Bob?«
    Collingwood, der trotz der Sonnenwärme zu frieren schien, nickte feierlich.
    »Fast alle Fingerabdrücke stammen von Woody – jedenfalls alle nicht verwischten. Die nachweisbaren auf dem Lenkrad gehören zu Freddie. Die Abdrücke auf dem Armaturenbrett und an der Fahrertür sind alle verwischt. Irgendjemand hat sie abgewischt, jedenfalls die auf der Innenseite.«
    »Aber Arsenault, haben Sie denn nichts Brauchbares gefunden?«
    Arsenault schaute beleidigt drein. »Wir haben jede Menge gefunden. Zwei intakte rechte Fingerabdrücke haben wir am Rückspiegel abnehmen können. Die Dummköpfe vergessen jedes Mal, dort zu wischen.«
    »Und?« Cardinals Blick wanderte von Arsenault zu Collingwood und wieder zurück.
    »Wir haben einen Abgleich mit der landesweiten Datei in Auftrag gegeben. Wenn sie bereits irgendwo registriert sind, werden wir es in Kürze wissen. Das dauert höchstens ein paar Stunden.«
    »Ich fasse es nicht. Habt ihr denn die Fingerabdrücke auf demWagen nicht mit den Abdrücken verglichen, die die Gerichtsmediziner auf Woodys Hals festgestellt haben? Ihr habt extra ein Fax in euer Büro bekommen. Seid ihr nicht bei Sinnen?«
    »Ach so, die. Ja, einen Daumenabdruck haben wir, der passt.«
    »Schön. Aber ihr hättet das gar nicht erwähnt.«
    »Wir warten noch auf den Abgleich per EDV. Wir wollten Sie überraschen.«
    Delorme schüttelte verwundert den Kopf. »Leute, ihr müsst wirklich high sein.«
    Collingwood und Arsenault traten verlegen auf der Stelle und sahen dumm aus der Wäsche. Cardinal stand am Garagentor und besah sich den auseinandergenommenen Lieferwagen. Die Klebstoffdämpfe hatten weiße Ablagerungen überall dort hinterlassen, wo Hände das Fahrzeug berührt hatten. Die Karosserie war mit Tupfen übersät.
    »Einmal haben wir eine ganze Cessna so behandelt«, wusste Arsenault zu berichten. »War aber nicht größer als das hier.«
    »Da irrst du dich, Paul. Die Cessna war um einiges größer, vor allem, wenn man die Flügel mitrechnet.«
    Cardinal, Delorme und Arsenault drehten sich alle zu Collingwood um. Soweit sie sich erinnern konnten, war es das erste Mal, dass er jemals etwas gesagt hatte, ohne gefragt worden zu sein. Schief grinsend stand er vor dem Lieferwagen, die Ohren wie durchsichtig im warmen Sonnenlicht.
    *
    Nach der Mittagspause fuhren Cardinal und Delorme zu Woodys Haus, einem kleinen weiß gekalkten Bungalow draußen in Ferris. Dann saßen sie in der Küche, wo Martha Wood ihren kleinen Sohn mit einer fast verzweifelten Hingabe fütterte, als ob, während sie von ihrem toten Mann sprach, bereits ein Seitenblick genügen würde, um sie völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Woody mochte

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