Gefuehlschaos inklusive
schon.“
Stefan legt seinen Arm um meine Hüfte.
„Also bitte, Claudia“, erwidert er belustigt. „Wir sind doch noch nicht verheiratet. Wo denkst du hin?“
Ich grinse und lege meinen Arm ebenfalls um Stefans Hüfte.
Bis zum Abendessen ist noch eine knappe halbe Stunde Zeit. Ich beschließe, einen Spaziergang im großen Garten zu machen. Er ist gut beleuchtet, somit kann ich mir trotz der einsetzenden Dämmerung alles bewundernd ansehen. Es ist eine sehr gepflegte und akkurat angelegte Grünanlage. In der Mitte ist ein hübscher Teich, umwachsen von Büschen und einigen Obstbäumen. Es sieht sehr romantisch aus. Ich schlendere auf die kleine Bank am Teich zu und setze mich verträumt darauf. Das Plätschern des Wassers und die angenehme Stille hypnotisieren mich und so bekomme ich nicht mit, wie sich mir eine Person nähert und neben mir stehen bleibt. Mit einem Stöckchen wühle ich im Kies herum, als ich plötzlich auf dunkle Schuhe blicke. Erschrocken schieße ich hoch.
„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagt eine mir bekannte männliche Stimme. Die Dunkelheit verdeckt sein Gesicht und ich bin mir nicht sicher, wo ich diese Stimme schon einmal gehört habe.
„Ich nehme an, Sie sind Stefans Freundin?“
Mein Mund ist wie verklebt. Ich bringe nur ein Piepsen hervor.
„Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie derartig verschreckt habe. Kommen Sie, wir sollten ins Haus gehen, es ist schon ziemlich dunkel.“
Langsam gehen wir voran und bleiben unter einer Laterne stehen. Jetzt erkenne ich ihn. Er ist der Typ aus dem Conrad. Ich kann es kaum glauben. Was für ein unglaublicher Zufall!
„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Oliver, ich bin Stefans … “ Erstaunt mustert er mein Gesicht. „Aber wir kennen uns doch! Natürlich, jetzt fällt es mir ein, du bist das hübsche Mädchen, das mir im „Conrad“ an die Wäsche wollte.“
Ich hole tief Luft und kann nicht fassen, was ich da höre.
„Das ist ja wohl unerhört. Ich wollte dir ganz sicher nicht an die Wäsche. Dieser Zusammenstoß war ein Unfall.“
„Aber natürlich war er ein Unfall“, lacht er amüsiert und nimmt seine abwegige Behauptung wieder zurück. „Nur hat meine Begleitung das an diesem Abend ganz anders gesehen.“
Na und, was kann ich dafür, wenn diese Doofnuss scheinbar ohne Hirn herumläuft?
„Ein wenig hatte ich gehofft, dass du mir vielleicht deine Telefonnummer zusteckst. Ich hab später meine gesamte Kleidung danach durchwühlt. Schade. Und jetzt treffe ich dich hier wieder. Das kann doch kein Zufall sein?“, mutmaßt er.
„Nein, natürlich ist das kein Zufall. Ich bin Stefans Freundin“, antworte ich bissig.
Hätte ich an diesem Abend bereits gewusst, was er für ein eingebildeter Schnösel ist, dann hätte ich mein Herz gewiss nicht so unüberlegt an ihn verloren.
„Ach ja“, bemerkt er nun nachdenkend. So, damit wären die Fronten zwischen uns gleich geklärt. Ich hab kein Interesse an dir und du kannst dir deinen wenig überzeugenden Charme schenken. „Na, dann ist ja alles klar“, sagt er verstimmt und wirft mir einen ernüchterten Blick zu.
„Ja, das denke ich auch“, antworte ich eisig. So, nun hab ich auch die allerletzte Chance bei ihm verspielt. Warum ist mir das nicht egal?
„Du bist also Stefans Bruder“, frage ich Oliver, obwohl sich diese Frage längst erübrigt hat.
„Tja, das bin ich.“
Mürrisch geht er einfach weiter und lässt mich ohne ein weiteres Wort stehen. Mir wird übel. Diese Aufregung der letzten Tage wird mir langsam zu viel. Fünf Minuten später kehre auch ich zum Haus zurück und treffe am Treppenabsatz auf Stefan.
„Hey, du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen?“
„Ja, so könnte man sagen“, antworte ich bedrückt. Mit einer sorgenvollen Miene streicht er über meinen Kopf, doch ich erhalte keine Chance, mit ihm über den Vorfall im Garten zu sprechen. Ein lauter Gong trommelt uns zum Abendessen zusammen. Bin ich hier im Busch gelandet? Stefan legt seinen Arm um meine Schulter und führt mich zum Speisesaal. Erstaunlicherweise haben bereits alle ihren Platz am Tisch eingenommen, als Stefan und ich zur Tür hereintreten. Alle Augen starren uns an. Oliver sitzt am rechten Kopfende des Tisches und durchbohrt mich mit seinem Blick. Der Vater erhebt sich von seinem Stuhl und tritt mir entgegen.
„Seien Sie gegrüßt, meine Liebe. Ich freue mich, endlich Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Stefan hat
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