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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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mir womöglich doch noch was rausgerutscht.

 
Die Fahrt ins Krankenhaus
     
    Es klopft zaghaft an die Tür meines Zimmers.
    „Claudia? Bist du da drin?“ Ich erkenne Stefans Stimme und bitte ihn herein. „Warum sperrst du dich hier ein? Komm doch mit nach draußen, wir sitzen alle im Garten. Das Wetter ist so herrlich. Wer weiß, wie lange es noch so bleibt?“ Zusammengekauert sitze ich auf meinem Bett und lehne mich mit dem Rücken gegen die Wand. „Was ist denn passiert?“
    Ich suche nach den richtigen Worten, doch wie soll ich Stefan etwas erklären, was ich selbst nicht genau weiß? Dieses Zusammentreffen mit Oliver hier in München hat mich verwirrt. Stefan setzt sich zu mir aufs Bett und sieht mich an wie ein neugieriges Waschweib.
    „Ich will alles wissen. Und lass nichts aus.“
    Zum ersten Mal fällt mir Stefans feminine Gestik auf. Das bringt mich zum Lächeln. Ich muss mit ihm darüber reden, es geht nicht anders.
    „Als Oliver und ich uns in Berlin das erste Mal trafen“, beginne ich meinen Satz, „da war etwas zwischen uns. Leider war er mit einer Frau dort, daher hätte ich niemals vermutet, dass er sich auf mich einlassen würde. Jetzt begegnen wir uns zufällig hier und es hat den Anschein, dass er mich mag. Aber alles ist so kompliziert geworden, seitdem er annimmt, ich sei deine Verlobte.“
    „Das ist bedauerlich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr euch mögt. Sobald wir wieder zurück sind, kläre ich Oliver auf, das verspreche ich dir.“
    Ja, nur weiß ich eigentlich gar nicht, ob ich das wirklich will. Meine Güte, war ich eigentlich jemals in solch einer Situation? Eigentlich hatte ich gehofft, eine angemessene Zeit um Ullrich trauern zu können, dann treten schon drei neue Männer in mein Leben, von denen der eine schwul ist, der andere quasi mein Schwager, der dritte mein Chef. Wenn Stefan Oliver jetzt über alles aufklärt, dann stellt Oliver doch glatt Besitzansprüche an mich. Schließlich hat er im „Conrad“ unter mir gelegen. So gesehen, waren wir also schon miteinander intim. Dabei hat mein Singleleben doch gerade erst begonnen. Auf keinen Fall möchte ich mich zu schnell auf jemand Neues einlassen, solange ich mir nicht sicher bin, ob er der Richtige ist.
    „Vielleicht verschiebe ich aber auch das Gespräch mit Oliver, falls du zugibst, dass ich Chancen bei dir habe“, sagt Stefan auf einmal mit bierernster Miene. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und überlege für eine Millisekunde, ob er mich belogen haben könnte. Doch Stefan verrät sich mit einem haltlosen Gekicher und lässt seinen ohnehin wenig glaubhaften Schwindel somit auffliegen. Stefan ist mit jeder Faser seines Körpers schwul. Wie könnte man da etwas anderes annehmen? Lachend werfe ich ihm ein Kissen an den Kopf.
    „Stefan, der Ladykiller. Ha, ha! Oder sollte alles etwa nur eine raffinierte Tarnung gewesen sein, um bei mir landen zu können? Los, du Hochverräter, gestehe.“
    „Ich sprach die Wahrheit. Das schwöre ich beim Barte meiner Mutter.“
    An dieser Stelle brechen wir in schallendes Gelächter aus und versenken unsere Gesichter im Kopfkissen.
    „Na, ihr scheint ja viel Spaß miteinander zu haben?“
    Augenblicklich verstummen wir und fühlen uns ertappt, als wir Oliver auf der Türschwelle stehen sehen. Er macht einen verärgerten Eindruck.
    „Seit wann stehst du da?“, fragt Stefan unsicher.
    „Lange genug, um eure Albernheiten miterleben zu müssen. Ich wollte euch nur davon in Kenntnis setzen, dass Vater gerade ins Krankenhaus abtransportiert wird. Falls es euch interessiert, er ist im Garten zusammengebrochen.“
    Bestürzt springt Stefan auf und rennt aus dem Zimmer. Oliver wirft mir einen kühlen Blick zu und folgt ihm. Mein Magen verkrampft sich. Als ich das Zimmer verlasse und über den Flur die Treppe hinabschaue, sehe ich durch die offene Haustür, wie Herr Kallenbach auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben wird. Oliver hält seine Mutter in den Armen, die aufgelöst an seiner Schulter weint. Schnell laufe ich zu ihnen nach draußen und fühle mich wie Falschgeld in dieser Situation. Stefan und seine Mutter steigen in den Krankenwagen.
    „Oliver, nimm du Claudia in deinem Wagen mit!“, ruft Stefan seinem Bruder zu.
    Mürrisch läuft Oliver zu seinem Auto, während ich ihm verunsichert hinterhereile. Ich habe die Wagentür noch nicht richtig zugezogen, als er schon losbraust. Ich erspare mir jeglichen Kommentar und schnalle mich schweigend an. Während der Fahrt wage ich

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