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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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wenig geschafft zu haben.
    „Sie sollten jetzt wirklich gehen, Claudia. Der Tag war lang genug“, sagt mein Chef, als er mein schummriges Büro betritt. Am Abend knipse ich das Oberlicht immer aus und arbeite nur mit meiner kleinen Schreibtischlampe. Daher kann ich Herrn Ruhlands Gesicht kaum erkennen. Auch wenn ich ihn vielleicht nicht richtig sehen kann, aber meine Ohren vernehmen alles noch recht gut. Nämlich diesen kleinen, feinen Unterschied. Er nennt mich neuerdings immer öfter bei meinem Vornamen. Hat er meinen Nachnamen vergessen oder sind wir auf einer persönlicheren Ebene angelangt?
    „Oh, machen Sie sich keine Sorgen, zum Abend hin blühe ich auf. Da schaffe ich am meisten.“
    Mit einem Seitenblick auf die Akten wird mir sofort klar, dass sich mein Arbeitseifer an diesem Abend kaum mehr einstellen wird.
    „An anderen Tagen bestimmt, aber heute bewegen Sie wohl nichts mehr. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“
    Er sieht mir so intensiv ins Gesicht, dass man meinen könnte, er versuche meine Augenringe zu zählen. Unsicher über sein neues Verhalten, senke ich den Kopf.
    „Hätten Sie vielleicht Lust, mich morgen Abend ins Theater zu begleiten?“, fragt er mich einfach so, ohne Vorwarnung. Meine Halsschlagader donnert gegen die Halskrause, die jeden Augenblick aufzuspringen droht. Ich lege meine Hände darum und fühle meinen Pulsschlag. Hoffentlich sieht er nicht, dass ich poche wie ein Zimmermann im Akkord.
    „Nun ja ... „ Ich kratze auf meinem Kopf herum. Warum eigentlich nicht? Sag einfach ja und die Sache ist geritzt. – Aber das ist gar nicht so einfach, denn ich wollte mir ein paar Tage Ruhe gönnen und mir über alles klar werden. – Ruhe findest du noch genug in der Kiste. „Ich würde mich freuen“, antworte ich endlich und es scheint mir, als hätte ich ein erleichtertes Seufzen wahrgenommen.
     „Schön. Dann würde ich vorschlagen, dass wir morgen von hier aus zusammen aufbrechen.“
    „Gern“, antworte ich knapp und fühle mich ein wenig unwohl in meiner Haut. Natürlich bin ich wieder von Zweifeln geplagt. Wäre schön, wenn ich meine Entscheidungen nicht ständig infrage stellen würde. Du hast ja gesagt, basta!
     
    Eine Viertelstunde später habe ich mein Büro verlassen und fahre mit dem Fahrstuhl hinab ins Parkhaus. Auf dem Weg zu meinem Auto bleibe ich erschrocken stehen. Ullrich steht weinend neben meinem Wagen und wartet auf mich. Als er mich sieht, lässt er sich augenblicklich auf seine Knie fallen. Er senkt seine Arme und seinen Kopf im Wechsel, als würde er auf einem Gebetsteppich knien.
    „Ullrich! Was machst du hier? Warum führst du so ein Theater auf?“
    Ullrich formt seine Hände wie zum Gebet und streckt sie mir entgegen.
    „Oh, meine liebe Claudia. Ich habe einen großen Fehler gemacht und habe es kaum verdient, dass du mir verzeihst. Aber bitte gib uns noch mal eine Chance.“
    Sein Anblick wirkt ziemlich erbärmlich. Am liebsten hätte ich ihm zwanzig Euro zugesteckt.
    „Mensch, Ullrich, steh doch auf.“ Unruhig sehe ich mich nach allen Seiten um, um sicherzugehen, dass uns niemand beobachtet. „Fahr jetzt nach Hause. Wir reden ein anderes Mal.“
    „Bitte geh nicht. Ich war so ein Idiot. Komm wieder zu mir zurück.“
    Was soll das? Wieso hat er seine Meinung so schnell geändert? Ich beuge mich zu ihm hinunter und helfe ihm auf. Als er auf seinen Beinen steht, taumelt er wie ein Matrose auf einem schwankenden Schiff. Seine Haare sind zerzaust und sein Hemd voller Flecken. Er riecht nach Alkohol und bräuchte dringend wieder eine Rasur. „Eine schicke Halskette hast du da um. Nein, wirklich, steht dir ausgesprochen gut. Was du trägst, trägt kurze Zeit später das halbe Viertel“, lallt er mir ins Ohr. „Alle lieben dich und jeder will so sein wie du. Ich habe dich immer bewundert. Ja, wirklich.“
    Es kann sich unmöglich um Ullrich handeln. Nie im Leben würde er sich so gehen lassen.
    „Ullrich, hör auf damit. Komm setz dich in den Wagen, ich fahre dich nach Hause.“
    Ich verfrachte Ullrich auf den Beifahrersitz und fahre zu unserer Wohnung. Als wir die Treppen hinaufgehen, habe ich große Mühe, ihn die vier Stockwerke nach oben zu führen. Immer wieder wankt er und läuft Gefahr, den Treppenabsatz hinunterzustürzen. Auf der letzten Stufe vor unserer Wohnungstür kippt er nach hinten. Ich ziehe ihn am Kragen zurück, doch wir verlieren beide das Gleichgewicht und fallen wie zwei Kegel zu Boden. Wie

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