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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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ein Grashalm werde ich niedergedrückt, als Ullrich bequem auf mir landet. Mein Rücken schmerzt und mein Hals knackt wieder einmal. Wie gut, dass ich die Halskrause schon trage, somit erspare ich mir einen zweiten Arztbesuch. Ullrich liegt mit seinem Kopf behaglich auf meiner Brust und schlummert seelenruhig. Ich versuche zaghaft, ihn von mir hinunterzuschubsen, aber seine Arme wickeln sich um meine Taille und seine Nase platziert er zwischen meinen Brüsten. Langsam werde ich ungeduldig und boxe ihm heftig in die Rippen. Nach einem unwilligen Stöhnen löst er sich von mir und ich kann ihn den Rest des Weges in die Wohnung zerren. Es ist ein seltsames Gefühl, die Wohnung wieder mit Ullrich gemeinsam zu betreten. Ich erschrecke, als ich sein zerbrochenes Teekännchen auf dem Küchenboden bemerke. Hat mein Plan also funktioniert. Aber warum liegen die Scherben immer noch dort herum? Plötzlich tut es mir leid, dass ich für diese Zerstörung verantwortlich bin. Ullrich blickt mit seiner leichten Bewusstseinstrübung ebenfalls in diese Richtung. Dann legt er seine Arme auf meinen Schultern ab und senkt seinen Kopf in meinen Ausschnitt.
    „Es ist kaputt gegangen!“, schluchzt er. „Als ich zur Tür hereinkam, zog es so heftig, dass es einfach vom Tisch herabstürzte und zerbrach. Ich kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, dass ich es dort abgestellt hatte.“
    Mein schlechtes Gewissen plagt mich und ich streichle mitleidig seinen Kopf. Unerwartet zieht er mich an sich und versucht, mich zu küssen. Doch ich dränge ihn kraftvoll zurück.
    „Ullrich, lass das! Du solltest jetzt besser erst mal deinen Rausch ausschlafen.“
    Er lässt sich widerstandslos zum Bett führen und fällt schlaff nach hinten. Ich ziehe ihm die Schuhe von den Füßen, decke ihn zu und streiche ihm ein letztes Mal übers Haar. Mir wird klar, dass meine Gefühle für Ullrich erloschen sind, und ich bin froh, dies endlich erkannt zu haben. Erleichtert verlasse ich die Wohnung.

 
Diebstahl mit Folgen
     
    Meine Arbeit lässt sich auch am folgenden Tag nicht leichter bewältigen. Immer noch unwillig und mit reichlich Schlafdefizit, erledige ich das Nötigste. Meine Halskrause bin ich schon wieder los. Gestern Abend habe ich sie einfach abgenommen und meinen Kopf mutig in alle Richtungen gedreht. Erfreulicherweise fühlte ich keinen Schmerz mehr. Es scheint so, als hätte dieser Sturz mit Ullrich im Treppenhaus zu einer blitzartigen Heilung geführt. Dafür bin ich ihm natürlich ausgesprochen dankbar.
    Gegen Mittag erfahre ich in einer E-Mail von Anja, dass unser Astro-Wochenende nun steht und ich bei ihr mitfahren kann. Darüber freue ich mich natürlich sehr, denn somit kann ich mir mal wieder ein Ohr von ihr abkauen lassen. Sie möchte mich vom Büro abholen, also werde ich dafür sorgen, dass sie auf keinen Fall das Bürogebäude betritt. Niemand wäre mehr vor ihrer Redseligkeit sicher.
     
    Gegen vierzehn Uhr schenke ich mir meinen vierten Kaffee ein. Zum Glück ruft Sandra kurz darauf an und hilft mir dabei, mich wach zu halten. Als ich ihr von Ullrichs Auftritt erzähle, ist sie ganz aus dem Häuschen. Natürlich muss ich Stein und Bein schwören, dass ich nicht beabsichtige, zu ihm zurückzukehren.
    Unser Gespräch dauert diesmal nicht lange, denn Sylvia steht plötzlich vor mir, um mir mitzuteilen, dass Herr Ruhland alle Mitarbeiter in sein Büro zitiert hat. Es erwartet uns zweifellos ein unangenehmes Gespräch. Solch ein Zusammentrommeln bringt in der Regel nichts Gutes. Jedenfalls hat das die Erfahrung gezeigt. Wir versammeln uns in Herrn Ruhlands Büro und warten auf unser Donnerwetter. Als wir alle vollzählig sind und wir wie an einer Perlenkette aufgereiht dastehen, ergreift er das Wort.
    „So wie es scheint, haben wir einen Langfinger unter uns. Es fehlen in der Portokasse zweihundert Euro.“
    Seine Miene ist finster und sein Ton verärgert. Keiner wagt, etwas darauf zu erwidern. Sylvia steht neben mir und ich bemerke ihre Unsicherheit. Sie zuckt mit den Mundwinkeln und ihre Körpersprache verrät mir, dass sie etwas damit zu tun hat.
    „Ich denke, dass ich niemandem erklären muss, was eine solche Handlung für Folgen nach sich zieht. Sie werden alle bei mir unvergleichlich gut bezahlt. Wer von Ihnen hat es nötig, sich wegen zweihundert Euro die Finger zu verbrennen?!?“
    Sein Ton wird herausfordernder und keiner traut sich, auch nur zu blinzeln. Sylvia wirkt zunehmend unruhiger und tänzelt auf der Stelle. Auf

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