Gefuehlschaos inklusive
mich noch mal in Teufels Küche bringen. Sylvia fällt mir voller Freude um den Hals.
„Vorsicht!“, ermahne ich sie und reibe mir den Nacken. Eine unbedachte Bewegung und ich kann mir die Halskrause wieder anlegen.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
„Indem du mir versprichst, dass dies eine Eintagsfliege war und du uns nie wieder in eine solche Lage bringst.“
„Das verspreche ich.“
Ein Versprechen sollte man nicht brechen
Gegen siebzehn Uhr dreißig packe ich meine Sachen zusammen, um mich zu Hause für den Theaterbesuch umzuziehen. Hoffentlich treffe ich dabei nicht auf Ullrich. Mit einer Aussprache habe ich es nicht allzu eilig. Das kann ruhig noch ein paar Tage warten.
Erfreulicherweise ist Ullrich nicht da, also husche ich schnell ins Bad und springe unter die Dusche. In Unterwäsche haste ich zum Schrank und durchwühle meine Kleider, bis ich endlich auf das kleine Schwarze stoße. Ja, für den heutigen Abend genau das Richtige. Ich nehme das Kleid vom Bügel und schlüpfe hinein. Natürlich gelingt es mir wieder nicht, den Reißverschluss zu schließen. Dafür war ja sonst immer Ullrich da. Plötzlich gleitet der Reißverschluss wie von Geisterhand allein nach oben. Erschrocken drehe ich mich um.
„Ullrich!“
Er legt sanft seine Arme um mich und lässt seine Hand unter das Kleid wandern. Erregt küsst er meinen Hals und für den Hauch eines Augenblicks vergesse ich unsere Trennung und alles andere. Ich schließe meine Augen und genieße seine vertrauten Berührungen. Doch dann kommt mir alles wieder in Erinnerung und ich löse mich angewidert aus seiner Umarmung.
„Du hast kein Recht mehr, mich so zu berühren. Was ist mit deiner neuen Eroberung? Will sie nichts mehr von dir wissen?“
Aufgeregt suche ich nach meinen Schuhen.
„Ich habe mich von ihr getrennt, denn ich will wieder mit dir zusammen sein“, antwortet er wenig glaubhaft.
„Es ist schade, dass du dich für diese Erkenntnis in die Arme einer anderen Frau flüchten musstest. Glaubst du ernsthaft, ich könnte dir das verzeihen? Du hast meinen Ring an sie weiterverschenkt.“
Ullrich versenkt seine Hände in den Hosentaschen und sucht nach Worten.
„Entschuldige, aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht.“
„Siehst du“, unterbreche ich ihn, „und das ist genau dein Fehler. Du denkst zu wenig.“
Er hat sich nichts dabei gedacht! Das ist ja wohl die dümmste aller Ausreden. Er setzt sich auf den Bettrand und sieht mir bei meinen hektischen Ankleideversuchen zu.
„Du hast es einem nie leicht gemacht, sich bei dir zu entschuldigen. Ich habe bestimmt viele Fehler gemacht, aber glaubst du nicht auch, dass zwei dazu gehören, wenn eine Partnerschaft nicht richtig funktioniert?“, fragt er mich.
„Ja, sicher, aber dann muss man darüber reden und nicht die nächstbeste Gelegenheit zum Fremdgehen nutzen.“
Jetzt sitzt er da wie ein verlorenes Schaf und ich habe tatsächlich Mitleid mit ihm. Da haben wir wieder mein Problem. Nachsichtig setze ich mich zu ihm.
„Ich danke dir für deine Entschuldigung. Sie bedeutet mir sehr viel. Aber ich kann im Moment einfach nicht zu dir zurückkommen. Dazu ist einfach zu viel passiert. Erst mal muss ich mir über meine Gefühle klar werden. Bitte versteh das.“
Traurig legt er seine Arme um mich und küsst mich auf die Stirn.
„Du bist eine tolle Frau, Claudia. Leider bin ich nur ein dummer Esel.“
Freundschaftlich boxe ich ihn in den Bauch.
„So wie ich dich kenne, wirst du nicht lange um mich trauern. Wahrscheinlich stehen die Frauen bei dir schon Schlange.“
„Das wollte ich dir gerade vorwerfen“, wirft er empört ein. „Gestern Abend hat hier ein Oliver angerufen und wollte dich sprechen.“
Mir weicht die Farbe aus dem Gesicht. Kenne ich sonst noch einen Oliver? Irgendeinen, dessen Existenz ich einfach vergessen habe? Woher hat er denn diese Telefonnummer?
„Was hast du ihm gesagt?“, erkundige ich mich neugierig.
„Ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr so genau. Du erinnerst dich sicherlich noch daran, in welchem Zustand ich mich gestern Abend befand“, murmelt er zerknirscht. Liebevoll streiche ich ihm durchs Haar.
„Es spielt eigentlich auch gar keine Rolle.“
Das Taxi setzt mich direkt bei der Firma ab. Ullrich und ich haben uns ausgesprochen. So wie es aussieht, ist es nun amtlich: Für die Zukunft werden wir getrennte Wege gehen. Komischerweise tut es gar nicht mehr weh. Sandra hatte Recht. Ich habe
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