Gefuehlschaos inklusive
lächeln und bin froh, dass unser Streit kein Nachspiel hat.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Diese Heimlichkeiten waren nicht richtig.“
Christian winkt ab.
„Lass uns nicht mehr darüber reden. Diese Situation ist für uns beide nicht einfach. Wir müssen wohl erst einmal wieder einen vernünftigen Weg finden, wie wir miteinander umgehen.“
Seine letzten Worte lassen mich aufhorchen. Offenbar hat er meine Zurückweisung doch nicht so einfach weggesteckt. Er kommt mit unserer neuen Situation genauso wenig klar wie ich. Das beruhigt mich. Sollte es das?
„Ja, das müssen wir wohl.“
Gott, bin ich durch den Wind
Erschrocken fahre ich hoch und blicke auf den treulosen Wecker. Dieses blöde Ding hat einfach nicht geklingelt! Jetzt komme ich schon wieder zu spät. Was wird Christian nur denken? Zwei Verspätungen hintereinander, das ist er nicht gewohnt von mir. Ich kann es selbst kaum glauben.
Nachdem ich die absolute Glanzleistung vollbracht habe, mich in weniger als fünfzehn Minuten zurechtzumachen, greife ich zum Telefon und rufe in der Firma an, um meine erneute Verspätung anzukündigen. Sylvia ist am Apparat, obwohl ich Christians Durchwahlnummer gewählt habe. Sie teilt mir mit, dass er ebenfalls noch nicht im Büro sei, was mich wundert. Auch er hat sich noch niemals verspätet. Was sind das für ungewohnte Entwicklungen, die hier einzureißen drohen?
„Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, Claudia, dass du Herrn Ruhland gegenüber geschwiegen hast.“
Ein schlechtes Gewissen meldet sich bei mir, dass ich Christian auf sein Drängen hin von Sylvias Ausrutscher erzählt habe. Soll ich es ihr gestehen? Christian scheint sein Wort gehalten zu haben, sodass ihr Diebstahl folgenlos blieb. Es besteht also keine Veranlassung, sie zu beunruhigen.
„Lass es uns einfach so schnell wie möglich vergessen. Das Geld ist wieder in der Kasse und du zahlst es mir in Raten zurück, okay?“
„Danke – für alles.“
Nach dem Telefonat packe ich meine Reisetasche für das bevorstehende Astro-Wochenende und eile aus dem Haus. Als ich eine gute halbe Stunde später die Firma erreiche, gehe ich als Erstes zu Christian. Zaghaft öffne ich die Tür zu seinem Büro und sehe ihn aufgeregt telefonieren. Gerade will ich mich wieder unauffällig zurückziehen, als er mich bemerkt und zurückwinkt. Das Gespräch bringt ihn immer mehr in Rage. Zu gern hätte ich gewusst, wer sich am anderen Ende der Strippe befindet, denn es klingt ganz und gar nicht nach einem geschäftlichen Gespräch. Kurze Zeit später beendet er das Telefonat und knallt wütend seinen Stift auf die Tischplatte.
„Mist, verfluchter!“
„Schlechte Nachrichten?“, frage ich und weiß natürlich, dass mir diese Frage nicht zusteht. Immerhin scheint sein Telefonat privater Natur gewesen zu sein. Persönliches haben wir in der Vergangenheit niemals miteinander besprochen.
„Was?“, fragt er gedankenverloren. „Nein, nein, alles okay.“
Natürlich ist seine Antwort alles andere als überzeugend, aber habe ich eine andere Wahl, als sie zu akzeptieren?
„Wo warst du?“, will er plötzlich wissen und geht nicht weiter auf das Telefonat ein.
„Ich weiß, ich habe mich schon wieder verspätet, aber ich verspreche dir, dass es nicht wieder vorkommen wird.“ Christian reibt sich erschöpft den Nacken und schüttelt mit dem Kopf. „Es tut mir leid!“, sage ich gereizt, als mir klar wird, dass ihm meine Worte der Entschuldigung nicht reichen.
Missgestimmt steht er auf und geht zum Fenster, um es zu öffnen. Ein bisschen frische Luft tut ihm sicher gut. Das Telefonat hat ihn derartig erregt, dass ich jetzt wahrscheinlich gleich sein Prügelknabe sein werde.
„Habe ich etwa um eine Entschuldigung gebeten?“, fragt er mich strapaziert. „Vielleicht erinnerst du dich noch an unser gestriges Gespräch. Du hast hier allerhand Freiräume, solange du ein paar Spielregeln einhältst. Es gibt also keinen Grund, dass du dich für deine Verspätung rechtfertigst.“ Nun versteh ich gar nichts mehr.
„Was ist an einer Entschuldigung so verkehrt?“
„Das ist verdammt noch mal nicht nötig!!“ Sein unerwartet lauter Ton lässt mich zusammenzucken. So weit sind wir also schon. Die Schreierei wird zu einer neuen Manier. „Ich will einfach nur von dir wissen, wenn du dich verspätest. Ist das denn so schwer zu verstehen?“
„Aber ich habe dich nicht erreicht. Also habe ich Sylvia über meine Verspätung
Weitere Kostenlose Bücher