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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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den Tisch herum. Als er vor mir steht, zieht er mich an den Schultern vom Stuhl direkt in seine Arme. „Ich muss wohl etwas deutlicher werden.“ Sein Griff zieht sich zu und es sieht so aus, als wolle er mich gleich küssen. Warum wehre ich mich nicht gegen diese plumpe Vorgehensweise? Noch lähmt mich das Überraschungsmoment. „Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich mir wünsche, mit dir zusammen zu sein. Seit diesem Wochenende versuche ich, dich zu erreichen. Und dann treffe ich dich mit deinem Chef im Theater. Ich konnte es kaum glauben.“ Ich auch nicht. „Er will dich auch, das habe ich sofort gemerkt.“ Ach ja?
    Stefan platzt herein und sieht uns zusammen im Raum stehen. Oliver hat seine Arme immer noch um meine Hüften gelegt und macht auch keine Anstalten, dies zu ändern. Was muss Stefan jetzt denken? Kaum sperrt man die beiden in einen Raum, fallen sie hemmungslos übereinander her. Dabei bin ich ganz unbeteiligt an dieser Sache.
    „Ja, eigentlich dachte ich mir, euch jetzt den ersten Gang zu servieren. Aber mir scheint, ihr habt Besseres zu tun.“
    Oh Gott, nein, servier bloß das Essen! Lass uns nicht wieder allein!
    Doch Stefan hört meinen stummen Hilfeschrei nicht und verschwindet wieder in die Küche. Oliver hat ihm einen Wink gegeben, sich wieder zu verkrümeln. Jetzt bin ich wohl fällig!
    „Also, wo waren wir stehen geblieben?“ Olivers Augen beginnen zu glänzen. „Ich glaube, ich wollte dich gerade küssen“, sagt er unverhohlen und sieht mich auffordernd an. Die Szene mit dem Kuss sollten wir doch besser ans Ende der Geschichte verschieben! Doch Oliver senkt seinen Kopf und drückt mir seine Lippen auf. Bevor er noch weiter gehen kann, entziehe ich mich ihm.
    „Oliver, das geht so nicht. Du kannst nicht einfach drauflospoltern. Gib mir bitte einen Augenblick, um deine Worte zu verarbeiten. Ich bin kein Computer, den du mit Informationen fütterst, um ihn dann gleich wieder vom Netz zu nehmen.“
    Betreten lässt er mich los und sieht wie ein ungezogener Junge aus, der gerade zum zweiwöchigen Stubenarrest verurteilt wurde.
    „Du hast Recht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Entschuldige!“
    Hilflos steht er da und fast tut es mir leid, dass ich ihn so ruppig stoppen musste. Aber eine kleine Atempause wird uns beiden sehr gut tun.
     
    Nach dem hervorragenden Essen sitzen wir zusammen auf dem Sofa und genießen stumm den Wein. Stefan hat die Wohnung verlassen, damit wir allein sein können. Ich weiß nicht, ob das Kerzenlicht und der Wein daran schuld sind, dass ich plötzlich das Verlangen habe, Oliver näherzukommen. Mir gehen seine Worte noch einmal durch den Kopf und ich gebe zu, ich bin beeindruckt. So unverblümt hat mir noch niemand seine Gefühle gestanden. Zwar ist er ein wenig zu schroff mit der Tür ins Haus gefallen, aber es hat mir imponiert. Meine Sinne sind vielleicht durch den vielen Alkohol etwas benebelt, aber ich glaube, ich bin mir durchaus im Klaren, dass ich Oliver jetzt küssen will. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Ich hatte genügend Zeit, mir über alles in Ruhe Gedanken zu machen. Zwar bin ich dabei zu keinem Ergebnis gekommen, aber immerhin konnte ich etwas grübeln. Das Denken vermittelt einem den Eindruck, man hätte alles genau durchdacht. Das ist sehr befriedigend!
    Ich rücke Oliver näher und nehme ihm sein Weinglas aus der Hand, um es auf dem Tisch abzustellen. Er hebt eine Augenbraue und fragt sich wohl, was ihn nun erwartet. Doch bevor ich die Initiative ergreifen kann, scheint er zu verstehen, und legt einen Arm um mich.
    „Endlich“, flüstert er und schmiegt sich an mich. Schon suchen seine Lippen nach meinem Mund und wir küssen uns – verzaubert von der romantischen Stimmung und benebelt vom guten Wein.
     
    Gegen Mitternacht liege ich in meinem Bett und kann nicht einschlafen. Der Abend mit Oliver war sehr schön. Stefan hat ganze Arbeit geleistet. Es ist ihm tatsächlich gelungen, uns zu verkuppeln. Mein schlechtes Gewissen Christian gegenüber lässt mich jedoch kein Auge zutun. Wahrscheinlich werde ich die ganze Nacht wach liegen und mich schämen. Wie soll ich ihm nur erklären, dass es wieder einen neuen Mann in meinem Leben gibt? Er wird sich verraten und verkauft fühlen und das mit Recht. Ich bin eine Herzensbrecherin und es steht mir nicht zu, ihm jemals wieder unter die Augen zu treten. Morgen werde ich mit ihm reden. Er muss die Wahrheit erfahren. Das bin ich ihm schuldig. Auch wenn es mich meinen

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