Gefuehlschaos inklusive
informiert.“
„Was hat sie damit zu tun? Dann rufst du mich eben einfach auf meinem Handy an! Das kann doch nicht so schwer sein!“
„Nein, das ist es natürlich nicht, aber ich habe nicht erwartet, dass du es von mir persönlich hören willst. Ich dachte, es würde dir reichen, wenn ich anrufe.“
„Ja, aber mich, und zwar ausschließlich mich! Du und ich leiten diesen Laden. Wir müssen uns untereinander abstimmen.“
Falls ich was an den Ohren habe, ist mir das eben erst aufgefallen. Oder könnte es sein, dass Christian tatsächlich gerade gesagt hat, dass wir diesen Laden leiten würden? Das ist mir in der Tat neu. Aber es hört sich gut an, das muss ich gestehen.
„Christian, auch wenn es dich noch mehr verstimmt, aber ich verstehe das alles nicht. Reden wir jetzt nur noch in diesem Ton miteinander?“
Er atmet tief durch und sieht mit einem leeren Blick aus dem Fenster. Es scheint ihn etwas ganz anderes zu beschäftigen. Unsere Diskussion ist nicht der Grund seiner Verärgerung. Da bin ich mir sicher.
„Vielleicht war ich tatsächlich etwas zu schroff. Entschuldige“, sagt er nun überraschenderweise, richtet seinen Blick aber weiterhin aus dem Fenster. Er wirkt aufgezehrt und geistesabwesend. Offenbar plagt ihn ein Problem, dass ihn seine ganze Kraft kostet. Wahrscheinlich hat es nichts mit mir zu tun, aber was, wenn doch? „Du solltest jetzt an deine Arbeit gehen, es gibt noch eine Menge zu erledigen“, fügt er nun trocken hinzu und setzt sich an seinen Schreibtisch zurück. Er hat das Gespräch wohl für beendet erklärt. Aber ich noch nicht!
„Ich glaube nicht, dass dein Groll wirklich etwas mit meiner Verspätung zu tun hat, vermutlich geht dir etwas ganz anderes durch den Kopf, was in Zusammenhang mit diesem Telefonat steht, aber…“
„So ist es. Daher möchte ich dich bitten, mich jetzt allein zu lassen.“
Seine Verschlossenheit kränkt mich. Ich verstehe mich selbst nicht. Es ist nichts Ungewöhnliches daran, dass wir private Dinge nicht miteinander besprechen, aber immerhin habe ich ihm in einem schwachen Moment alles über Ullrich und mich erzählt. Irgendwie hoffte ich, dass auch er sich mir gegenüber etwas mehr öffnen würde. Wenn man allerdings bedenkt, dass ich ihm nach dem Kuss eine rohe Abfuhr erteilt habe, ist es doch nicht weiter verwunderlich, dass er nicht mit mir über seine Probleme reden möchte. Trotzdem würde ich gern mehr über ihn wissen. Ist das nicht seltsam?
„Warum sprichst du nicht einfach mit mir darüber, ich bin eine gute Zuhörerin.“ Jetzt komme ich mir furchtbar aufdringlich vor, kann mich aber nicht zurückhalten. Es wäre das Einfachste, seiner Bitte nachzukommen und zu gehen. Aber irgendwas hält mich hier. Sein seltsamer Blick lässt nichts Gutes vermuten.
„Falls es etwas geben sollte, dass ich mit dir besprechen möchte, dann werde ich dies zu gegebener Zeit tun. Jetzt aber verlange ich nichts weiter, als dass du bitte diesen Raum verlässt.“
Das war ziemlich deutlich. Für mich aber wohl nicht deutlich genug. Denn ich denke nicht im Traum daran zu gehen. Möchte ich etwa ausprobieren, wann ich den Bogen überspannt habe?
„Das ist nicht fair! Ich weiß, dass wir in der Vergangenheit kaum über unser Privatleben gesprochen haben, aber jetzt ist es was anderes.“ Ach ja? Wieso denn eigentlich? „Ich weiß überhaupt nichts von dir und …“ Nun gerate ich ins Stocken. Was versuche ich den gerade, ihm zu sagen? Wie gemein, dass du so viel von mir erfahren hast, also ist es jetzt mein Recht, über deine Privatsphäre aufgeklärt zu werden? Dümmer könnte ich ihm nicht kommen! Geh jetzt einfach und halt die Klappe!
„Und?“, fragt er nun gespannt.
… Und ich möchte alles über dich wissen, weiß aber nicht, warum. Ich habe gerade einen neuen Freund. Oliver ist großartig. Dir habe ich klargemacht, dass aus uns nichts werden kann, trotzdem möchte ich an deinem Leben teilhaben, und zwar uneingeschränkt. Kann mir mal einer verraten, was mit mir los ist?
„Nun ja“, ich grüble angestrengt, wie ich meinen Satz zu Ende bringen kann, ohne zu viel über mein Innenleben preisgeben zu müssen, das mir selbst Rätsel aufgibt. „Ich sollte jetzt doch besser an meine Arbeit gehen.“ Toll gemacht, Claudia! Da hast du ja in die Trickkiste gegriffen. Mehr fällt dir nicht ein? Gott, du brauchst dringend einen Personal-Trainer für deine emotionale Fitness. So verwirrt kann man dich unmöglich noch auf die Menschheit loslassen.
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