Gefuehlschaos inklusive
ihn für dich verkleinern lassen. Gib mal her.“
Schon bin ich den Ring wieder los. Ich muss ihm sagen, dass ich ihn nicht will. Ein Ring macht seine Untreue nicht ungeschehen. Außerdem passt er genauso wenig an meinen Finger wie all die Ringe zuvor. Entweder er passt von Anfang an oder nichts passt. Weder der Ring noch der Mann.
„Woran denkst du?“, fragt Oliver auf einmal. Eine Frage, die in der Regel Frauen zu stellen pflegen.
„Ich dachte gerade, ob es wirklich gut wäre, wenn wir zusammen arbeiten würden.“
„Aber natürlich wäre das gut. Glaubst du ernsthaft, ich lasse zu, dass du mit deinem Chef noch einmal ins Theater gehst?“
„Du willst, dass ich für dich arbeite, damit mich mein Chef nicht mehr ausführen kann?“, frage ich verblüfft.
Oliver rückt mit seinem Stuhl näher an den Tisch heran und nimmt meine Hand.
„Aber Claudia, ich müsste ein Narr sein, wenn mir nicht aufgefallen wäre, dass er sich Chancen bei dir ausrechnet. Es ist das Beste für uns, wenn du dort kündigst und bei Stefan und mir arbeitest.“
„Für uns ?“ Es hört sich eher so an, als wolle er mich unter Beobachtung stellen, damit mir kein anderer Mann mehr zu nahe kommen kann. Unter diesen Umständen wäre es nur das Beste für ihn .
„Sicher doch. Natürlich nur so lange, wie wir keine Kinder haben. Danach werden wir eine Ersatzkraft für dich suchen.“
„Und was mache ich?“, frage ich bestürzt.
„Na, für die Kinder da sein. Wir sind uns da doch einig, dass Kinder ihre Mutter brauchen.“
Ich rutsche nervös auf meinem Stuhl herum und erwäge, das Lokal zu verlassen. Nur stehe ich gegenwärtig noch zu sehr unter Schock. Weiß Oliver, was er da sagt? Das kann doch nur ein Scherz sein! Will er mich auf die Probe stellen?
„Und ihren Vater brauchen sie nicht?“
„Ich bitte dich, Claudia, einer muss doch das Geld verdienen.“
„Das bist also du.“
„Selbstverständlich. Wer denn sonst?“
Ich trinke den letzten Schluck Champagner in einem Zug aus und stelle das Glas laut hörbar auf den Tisch zurück. Wahrscheinlich wurde Oliver als Kind zu heiß gebadet. Wir kennen uns kaum und er hat schon unser gemeinsames Leben durchgeplant.
„Warum stehst du auf?“, fragt Oliver beunruhigt, als ich mich von meinem Stuhl erhebe.
„Ich denke, es wäre der größte Fehler meines Lebens, wenn ich mich auf jemanden einließe, der mein Leben für mich plant. Du möchtest, dass ich für dich arbeite, du möchtest Kinder, die ich großziehe, und nebenbei soll ich darauf verzichten zu arbeiten, weil du findest, dass Frauen das Recht auf ein eigenständiges Leben verwirkt haben, wenn sie Kinder in die Welt setzen. Hast du einmal gefragt, ob ich mir das Gleiche wünsche? Hast du eine Sekunde darüber nachgedacht, wie ich mich fühle, wenn ich Veronica aus deinem Zimmer kommen sehe, nur weil du an diesem Abend bei mir keinen Treffer landen konntest? Glaubst du ernsthaft, ich würde mich auf jemanden wie dich einlassen?“
Oliver sitzt niedergeschlagen auf seinem Stuhl und fällt in sich zusammen. So wie es aussieht, habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn plötzlich verliert sich die Maskerade des überheblichen Aufschneiders.
„Dass mit Veronica war ein Fehler. Sie war plötzlich da. Ich war so enttäuscht und dann ist es einfach passiert. Es hat mir überhaupt nichts bedeutet.“
„Aber mir hat es was bedeutet.“ Ernüchtert durch sein Geständnis wende ich mich von ihm ab und verlasse das Restaurant.
Auf der Straße winke ich mir ein Taxi heran und rufe Sandra an. Wir beschließen, auf meine längst überfällige Entscheidung anzustoßen. Oliver habe ich soeben aus meinem Leben katapultiert, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Das hätte ich schon viel eher machen sollen. Wir treffen uns im „Conrad“ und ich freue mich, Sandra endlich wiederzusehen. Bei allem Verständnis für ihre neue Liebe Henry, aber die beiden brauchen mal eine Schaffenspause. Schließlich bin ich auch noch da. Seitdem Sandra mit ihm zusammen ist, habe ich sie kein einziges Mal gesehen. Wenn ich nicht die Pflanzen in ihrer Wohnung gießen würde, dann würden sie doch jämmerlich verdursten. Verliebte unterliegen der potenziellen Gefahr, sich und ihre Umwelt vollkommen zu vergessen. Dieses Phänomen werde ich wohl niemals ganz verstehen. Zum Glück bin ich Herr meiner Sinne, sonst hätte ich Olivers falsches Spiel mit mir möglicherweise nicht erkannt. Meine Erkältung ist mit einem Mal wie weggeblasen. Ich
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