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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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sein. Beinahe hätte ich mich zum Löffel gemacht. Sie hat mich unbeabsichtigt davor bewahrt, einen großen Fehler zu begehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es hörte sich so an, als wollte ich gerade mit meinen Gefühlen herausplatzen, die ich mir neuerdings einbilde. Gut so. Danke, Bianca. Deshalb verschone ich dein Leben trotzdem nicht.
    Stur begebe ich mich zur Tür und sage nichts mehr auf Christians Bemerkung. Bin ich dazu verpflichtet, alles zu kommentieren? Ich muss hier raus. Sonst gehe ich hoch wie ’ne Bombe. Christian schließt endlich die Tür auf und ich kann es kaum abwarten, die Klinke herunterzudrücken. Eine Hand hindert mich an dieser Absicht und legt sich fest auf meine.
    „Claudia, sag mir, was los ist.“
    „Es gibt nichts zu sagen. Entschuldige mein dummes Verhalten. Das hatte nichts mit dir zu tun.“
    Oh doch! Das hatte es!
    „Also schön, du willst nicht reden.“
    „Ich sagte doch, dass es nichts zu sagen gibt!“
    Plötzlich packt mich Christian an den Oberarmen und zieht mich von der Tür zurück.
    „Glaubst du etwa, dass ich nicht weiß, weshalb du dich so aufführst?!“ Das kannst du gar nicht wissen, ich weiß es ja selbst nicht mal. „Du solltest dir erst mal in Ruhe über deine Gefühle klar werden.“
    „Aber ich bin mir im Klaren darüber. Das war ich von Anfang an.“
    „Ach ja, dann schau dich doch mal an. Du führst dich auf wie ein törichter Teenager.“
    „Quatsch, du übertreibst maßlos. Ich bin nur ein bisschen neben der Spur wegen dieser dämlichen Erkältung.“ Ich nicke ein paar Mal, um meine Worte damit zu bekräftigen. Doch Christian scheint es nicht zu überzeugen.
    „Dann kannst du mir sicher erklären, weshalb du mein Telefonat vorhin belauscht hast.“
    Ich zeige mit dem Finger auf mich selbst. „Iiiich – niemals!“ Verdammt, wie konnte er das sehen? Sind hier Kameras installiert? Ich schaue mich inspizierend um. Dann nehme ich die Glastür seines Büroschrankes wahr. Das hätte mir auffallen müssen. Christian lächelt ein überlegenes Lächeln, eines, das mich in Grund und Boden lächelt. Gut, du hast gewonnen. Aber hör mit diesem Lächeln auf. Das ist ja reinste Barbarei. „Also schön, ich habe dich belauscht. Doch nicht lange. Es war reine Neugierde – mehr nicht.“ Christian sieht mich zweifelnd an. „Mehr nicht!“ Wiederhole ich meine letzten Worte.
    „Dann bitte ich dich, deine Neugierde in Zukunft wieder etwas zu zügeln. Mein Privatleben geht dich nichts an!“
    Dieser Satz versetzt mir einen Stoß in die Rippen. Könnte sein, dass gerade ein Jumbojet auf mir gelandet ist? Ich fühle mich erschlagen. Falls ich noch lebe, sollte ich dringend Luft holen. Das Atmen habe ich nämlich gerade vergessen. Der Schock hat vorübergehend einige Körperfunktionen lahmgelegt.
    „Keine Angst“, sage ich nach einer längeren Pause, „dein Privatleben wird privat bleiben. Es war nur ein Ausrutscher. Ein Fehler. – Alles. – Ich muss jetzt gehen.“ Mit gesenktem Kopf gehe ich zur Tür, sodass Christian meinen deprimierten Gesichtsausdruck nicht weiter analysieren kann. Darin würde er sicherlich meine Enttäuschung lesen. Ich reiße die Tür auf und eile hinaus. Der Fahrstuhl steht schon fahrbereit auf der Etage und scheint auf mich zu warten.
    „Du hast etwas vergessen!“, ruft mir Christian noch hinterher. Doch ich höre nur seine Stimme, seine Worte fliegen bedeutungslos an mir vorbei.
     
    Als ich aufgelöst Sandras Wohnung betrete, hoffe ich, dass sie da ist, um mich einfach nur mal kurz in den Arm zu nehmen. Ich brauche dringend Trost. Echten. Keinen per Telefon. Den fühlt man nicht. Doch die Wohnung ist leer. Verfluchter Mist, nie ist sie da, wenn man sie braucht!
    Ich fühle mich einsam. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. Ich könnte einen Abschiedsbrief schreiben und die Regenrinne hinaufklettern, um mich vom Dach des Hauses in die Tiefe zu stürzen. Was soll ich noch hier? Ich bin verloren! Niemand liebt mich. Und ich bin nicht liebenswert. Das Leben ist so ungerecht!

 
Ich denke darüber nach
     
    Am nächsten Tag steht Oliver mit einem großen Blumenstrauß vor der Tür.
    „Du klangst wirklich schrecklich am Telefon. Da dachte ich mir, ich schau mal vorbei.“ Hätte ich gewusst, dass er gleich vorbeikommt, hätte ich seinen Anruf auf meinem Handy nicht entgegengenommen. Als wäre nichts gewesen, nimmt er mich in den Arm und drückt mir einen Kuss auf. „Ich hab mich

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