Gefuehlschaos inklusive
noch.“
Da ist was dran. Immerhin mag ich Stefan sehr gern und eine Zusammenarbeit mit ihm könnte ich mir gut vorstellen. Nur welche Rolle Oliver unter diesen Umständen zukünftig für mich spielen soll, weiß ich nicht so recht. Aber sicher könnte ein Gespräch zwischen uns etwas Klarheit schaffen. Da muss ich Sandra zustimmen. Allerdings widerstrebt mir der Gedanke, Christian einfach so meine Kündigung unter die Nase halten zu müssen. Nach alledem, was er für mich getan hat, verdient er es nicht, so von mir abserviert zu werden. Obwohl ich zugeben muss, dass unser Arbeitsverhältnis neuerdings nicht mehr das Allerbeste ist, woran ich unglücklicherweise eine nicht geringe Mitschuld trage.
Nach dem Gespräch mit Sandra habe ich mich entschieden. Oliver wird mir morgen eine plausible Erklärung dafür liefern müssen, was Veronica in seinem Zimmer zu suchen hatte. Und möglicherweise könnte ich mich entschließen, für ihn und Stefan zu arbeiten. Aber solange mein Vertrauen in ihn nicht wieder hergestellt ist, kommt ein Arbeitsplatzwechsel nicht infrage.
Natürlich geht es mir am folgenden Abend nur unmerklich besser. Mein Schnupfen blüht in voller Pracht auf und ich fühle mich, als hätte mich ein Pferd getreten.
Gleichwohl ich weiß, dass Oliver mich zum Essen ausführen möchte, bin ich nicht in der Stimmung, mich in eine angemessene Garderobe zu werfen. Also schlüpfe ich in meine Jeans und ziehe mir einen schönen warmen Wollpulli über, dessen flauschiger Wollkragen sich mollig an meinen entzündeten Hals schmiegt.
Als ich Oliver die Tür öffne, mustert er mich in diesem Outfit.
„Findest du deine Kleidung nicht ein wenig unpassend für den heutigen Abend?“
Meine Gesichtszüge entgleiten mir, während sich mein Pulsschlag verdoppelt.
„Wirklich schade, aber meine gesamte Garderobe befindet sich noch bei Ullrich in der Wohnung. Ich hoffe, du nimmst mich auch so mit.“
Oliver kratzt sich hinterm Ohr.
„Na gut, dann wollen wir mal“, sagt er und verkneift sich jeden weiteren Kommentar.
Besser so. Ich hätte sonst den Abend ins Wasser fallen lassen. Viel fehlte nicht.
Oliver fährt mit mir zu einem exquisiten italienischen Restaurant, in dem er bereits einen Tisch reserviert hat. Der Kellner hilft mir aus meinem Mantel und übersieht höflich meine nicht standesgemäße Aufmachung. Oliver dagegen kann sich seinen wiederholt missgünstigen Blick nicht verkneifen. Unter anderen Umständen hätte mir dieser kleine Ausflug in dieses erstklassige Lokal ganz sicher erhebliche Freude bereitet, aber diese will sich irgendwie nicht so recht einstellen. Wahrscheinlich ist die Erkältung daran schuld, vielleicht aber auch nicht. Wir nehmen unsere Plätze an einem sehr hübsch zurechtgemachten Tisch bei Kerzenschein ein. Kurz darauf serviert der Kellner Champagner und ich frage mich, ob es etwas zu feiern gibt. Oliver erhebt sein Glas und sieht mich auffordernd an, das Gleiche zu tun.
„Auf uns und unsere zukünftige berufliche und private Allianz.“
Ich hätte eine Beziehung zwischen Mann und Frau ja nicht gerade als eine Allianz bezeichnet. Klingt alles andere als romantisch.
Ich erwidere nichts darauf, sondern stoße stumm mit ihm an. Kaum haben wir unsere Gläser abgestellt, zieht Oliver etwas aus der Innentasche seines Jacketts heraus. Als er seine Hand öffnet, sehe ich ein kleines schwarzes Kästchen und mir schwant Böses. Bin ich mit dem richtigen Mann hier? Ich wechsle meinen Blick zu Olivers Gesicht, aber es scheint eindeutig der Mann zu sein, mit dem ich heute verabredet bin. Er öffnet das Kästchen und ein wunderschöner Ring aus Weißgold mit einem großen Edelstein glitzert auf. Andächtig nimmt er ihn heraus und steckt ihn mir an den Ringfinger.
„Du könntest gleich nächste Woche bei uns anfangen und wenn du willst, gleich morgen bei mir einziehen. Und über unsere Heirat sprechen wir dann noch mal in aller Ruhe. Ich glaube, wir waren uns über die Anzahl unserer Kinder noch nicht ganz einig“, schließt er lächelnd seinen letzten Satz ab.
Es fühlt sich so an, als hätte er gerade eine Schlinge um meinen Hals gelegt. Ich erwidere sein Lächeln zögerlich und schaue auf meine linke Hand. Der Ring sitzt inzwischen verkehrt herum, weil er nicht richtig passt. Erleichtert schaue ich auf.
„Er ist zu groß“, sage ich leise und kann noch nicht verstehen, was sich hier gerade abspielt.
„Ja, tatsächlich. Das ist doch aber kein Grund, so traurig zu sein. Ich werde
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