Gefuehlschaos inklusive
wirklich blöd verhalten, entschuldige.“ Du hast mit Veronica geschlafen. Das ist tatsächlich ziemlich blöd! „Lass uns das schnell wieder vergessen.“ Seine Umarmung wird immer fester, wahrscheinlich will er auf diese Weise seinen Worten mehr Nachdruck verleihen. Im Vergessen dürfte Oliver ein wahrer Meister sein. Leider kann ich diese Begabung mit ihm nicht teilen.
Auf einmal lässt er seine Hände unter meinen Pullover gleiten und streift über meine Brust. Wütend entziehe ich mich ihm und kann nicht fassen, dass er so plump vorgeht.
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich bin erkältet und daher für Intimitäten absolut nicht in Stimmung.“ Oliver wirkt beleidigt.
„Ist schon okay. Ich verstehe das“, sagt er wenig überzeugend.
Ich sehe Oliver in die Augen und suche nach dem Mann, in den ich mich im „Conrad“ verliebt hatte. Mein Magen zieht sich zusammen bei dem Gedanken, jemals wieder intim mit ihm zu werden. Ich versuche, meine ablehnenden Gefühle zu übergehen, und beginne ein Gespräch mit ihm.
„Musst du heute nicht arbeiten?“, frage ich ihn unverfänglich, obwohl mir eigentlich eine ganz andere Frage auf der Zunge liegt. Lieber hätte ich ihn gefragt, ob Veronica ein guter Ersatz für mich war, aber ich verkneife mir jeglichen Kommentar dazu. Meine Gefühle für Oliver sind abgekühlt. Warum also sollte ich jetzt wegen seiner Untreue ein Fass aufmachen? Er würde es ohnehin abstreiten. Das tun doch alle untreuen Männer.
„Hör mal, Claudia, ich habe nachgedacht“, bemerkt er nun, als hätte er meine Frage überhaupt nicht gehört. „Was hältst du davon, wenn du in deiner Firma kündigst und bei uns anfängst? Wir suchen händeringend eine Assistentin. Außerdem wären wir so ständig zusammen. Du könntest zu mir ziehen und wir hätten den gleichen Arbeitsweg. Das spart eine Menge Benzinkosten.“
Überrascht von diesem Vorschlag vergesse ich zu niesen und sehe wohl gerade aus wie ein Maiskorn in einer Popcornmaschine, das kurz davor ist aufzuplatzen.
„Was!? Du meinst, ich soll als „Tippse“ bei euch arbeiten?“, erwidere ich etwas nasal.
„So würde ich das nicht ausdrücken. Das ist doch das, was du jetzt in deinem Versicherungsunternehmen auch machst, oder habe ich dich da falsch verstanden?“
Aber ja! Da hast du eine ganze Menge falsch verstanden. Weder suche ich einen neuen Wirkungskreis noch arbeite ich als Assistentin. – Ich arbeite als Assistentin. Er hat Recht! Zwar als Chef-Assistentin, aber eben genau das! Das ist ja kaum zu fassen, dass er mir ausgerechnet jetzt so einen Vorschlag macht. Jetzt, wo Christian und ich kurz vor einem Zerwürfnis stehen. Ich sollte nicht zu vorschnell ablehnen. Möglicherweise wäre dies meine Chance zum Absprung.
„Darüber muss ich erst nachdenken.“
„Na bitte. Du musst die Entscheidung ja nicht überstürzen. Ich dachte mir, wir gehen morgen Abend gemeinsam schön essen und dann besprechen wir dein zukünftiges Arbeitsgebiet.“ Oliver küsst mich auf die Stirn und zieht sich die Jacke wieder an, die er kurz zuvor über die Lehne des Sofas geworfen hat. „Ich hol dich morgen gegen neunzehn Uhr ab. Bis dahin wird’s dir ja hoffentlich wieder besser gehen.“
Mit diesen Worten beendet er seinen Besuch bei mir und geht zur Tür. „Mein Gehaltsangebot wird dich überzeugen, da bin ich mir sicher.“ Er winkt mir noch einmal zu und verschwindet durch die Tür.
Ich blicke ihm starr hinterher. Ein bisschen überrumpelt komme ich mir schon vor. Aber eine Überlegung ist es wert.
Am Abend telefoniere ich mit Sandra und bin froh, einfach nur ihre Stimme zu hören. Einsamkeit ist ja mal ganz schön, aber nicht, wenn man sich gerade mit einem Sack voller Sorgen abschleppt. Da braucht man Ablenkung und Menschen, die einem gute Ratschläge geben. Leider hilft sie mir nicht wirklich weiter. Sie rät mir genau das, was ich nur bedingt in Erwägung gezogen habe. Ich solle meinen Job bei Christian kündigen und Oliver eine Chance geben. Hat sie auch verstanden, was ich zu ihr gesagt habe? Oliver hat mit Veronica … als er eigentlich mit mir wollte ... Das ist doch unverzeihlich.
„Du solltest mit Oliver darüber sprechen. Ganz sicher ist es nur ein Missverständnis.“
„Aber was gibt es denn daran falsch zu verstehen? Sie ist halb nackt aus seinem Zimmer geschlichen. Eindeutiger geht’s doch kaum.“
„Triff dich morgen mit Oliver und hör dir sein Angebot wenigstens an. Nein sagen kannst du immer
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