Gefuehlschaos inklusive
nach rechts und dann wieder alles andersherum. Den Anspitzer stelle ich auf den Stapel und die Büroklammern lege ich in die Schublade, um sie dann wieder herauszuholen und in den Papierkorb zu werfen. Mein Handy wandert in den Köcher und das Tipp-Ex sowie der Anspitzer in meine Handtasche. Zerstreut greife ich nicht meinen Mantel, sondern den Kittel der Reinigungskraft von der Garderobe und drehe mich zur Tür. Christian steht auf der Türschwelle und beobachtet mich.
„Wo willst du denn so übereilt hin?“, fragt er ruhig und versperrt mir den Weg.
Aus meinen Augen sind bereits einige Krokodilstränen geflossen, daher sehe ich andeutungsweise verweint aus.
„Weg!“, antworte ich borstig.
„So, so. Und willst du mir nicht sagen, warum?“
„Nein!“
Christian kommt herein und schließt die Tür hinter sich. Dann zieht er einen Stuhl heran und deutet darauf.
„So, jetzt setzt du dich erst mal ganz friedlich und dann will ich von dir wissen, was dich so aufwühlt.“
Ich setze mich zu meinem eigenen Erstaunen bereitwillig und blicke auf meine Schuhe. Jetzt ist sowieso alles egal. Christian ist wieder in festen Händen und ich werde mir einen neuen Job suchen müssen. Unter diesen Umständen kann ich unmöglich weiterhin für ihn arbeiten. Mit einem gebrochenen Herzen kann man ja nicht mal leben, geschweige denn jeden Morgen in dieses Büro kommen und so tun, als wäre nichts. Dabei ist da so viel und ich Dussel erkenne das erst jetzt. Also kann ich ihm auch ohne Umschweife sagen, wie es um mich bestellt ist.
„Ich habe alles falsch gemacht“, sage ich leise und zähle gleichzeitig in Gedanken die Kästchen im Teppichmuster. Es sind vier, aber diese Erkenntnis nützt mir nichts. „Jetzt, wo mir meine Gefühle klar werden, da ist es zu spät.“ Widerstandslos lasse ich die Tränen kullern. „Als ich heute Morgen ins Büro gefahren bin, war ich entsetzlich aufgeregt. Ich hatte eine Heidenangst davor, dir gegenüberzutreten und dir zu erklären, wie es in mir aussieht.“ Endlich riskiere ich einen Blick in Christians Richtung. Er steht an die Wand gelehnt und hört mir aufmerksam zu. „So wie es scheint, gibt es nun wieder eine Frau an deiner Seite. Ich hab eben einfach zu lange gebraucht, um herauszufinden, was ich wirklich will.“
„Was willst du denn?“, fragt Christian interessiert und verblüfft mich mit dieser Frage. Habe ich nicht eben ziemlich deutlich über mein Innenleben geplaudert. Was will er denn noch hören?
„Das spielt doch jetzt gar keine Rolle mehr“, quake ich.
Christian löst sich von der Wand und stellt sich vor meinen Stuhl, auf dem ich immer noch angespannt sitze.
„Woher willst du das wissen?“
„Ich hab doch Augen im Kopf.“ Will er mich testen? Frau Sander, wie viele Finger sehen Sie? – Zwei! Einer links, die andere rechts. Macht ein Paar! Ich muss jetzt gehen. Gequält erhebe ich mich vom Stuhl und verlasse den Raum. Auf einmal höre ich Christian hinter mir rufen.
„Ach, Frau Sander, Ihr Handy klingelt in Ihrer Stiftablage.“
Ich bleibe stehen und wundere mich über diese unlogische Bemerkung. Mein Handy ist in meiner Tasche – da, wo es hingehört. Zweifelnd überprüfe ich den Inhalt meiner Handtasche und stoße dabei auf Tipp-Ex und einen Anspitzer. Wie kommt das denn hier rein? Nur mein Handy ist tatsächlich nicht darin.
Ich drehe mich um und gehe zurück. Tatsächlich, es liegt im Köcher bei den Stiften. Da ich es unmöglich da reingelegt haben kann (denn warum sollte ich das tun?), bleibt die Frage, wer es war. Das Handy zeigt keine Mitteilung im Display. Es hat also nicht geklingelt. Clevere Masche!
Christian verschließt die Tür und ich bin erneut seine Gefangene.
„So, jetzt führen wir unsere kleine Unterhaltung in aller Ruhe fort. Du warst gerade dabei, mir zu erklären, was du denn nun eigentlich willst.“
„Du kannst mich nicht zwingen, mit dir eine Unterredung zu führen, die ohnehin keinen Zweck mehr hat.“
Er quetscht mich aus wie eine Zahnpastatube. Nur dass die Pasta bereits verbraucht ist. Kannst deine Zahnbürste wieder einpacken.
„Wer sagt denn eigentlich, dass es zwecklos wäre? Sprich doch einfach mal offen über deine Gefühle!“ Hilflos sehe ich ihn an und hoffe, dass er mir die Worte in den Mund legt. Doch stattdessen legt er seine Arme um mich und überrumpelt mich damit. „Du bist eifersüchtig, soviel ist klar!“, behauptet er einfach und grinst so provokant wie ein Dressman auf der Titelseite eines
Weitere Kostenlose Bücher