Gefühlscocktail (German Edition)
und er scheint ja wirklich Hunger zu haben, was mich schmunzeln lässt. Wir reden während des Essens über die vergangene Woche und ich drifte mit meinen Gedanken immer wieder ab, bis meine Mum mich schließlich unsanft aus meiner Träumerei reißt.
„Rick, ich mach mir langsam wirklich Sorgen. Was ist denn nur los? Du lächelst kaum noch, bist ständig abwesend und auch wenn du dich unter deinen weiten Klamotten versteckst, sehe ich, dass du abgenommen hast“, schimpft sie mit mir.
„Tut mir leid, aber ihr müsst euch wirklich keine Gedanken machen. Hab nur gestern zulange Schicht gehabt und bin müde“, versuche ich mich rauszureden und scheine sogar Erfolg damit zu haben.
„Willst du dich dann vielleicht oben ein wenig hinlegen?“, bietet mir Mum sofort bereitwillig an, doch ich wehre nur ab.
„Nein lass mal, aber wenn´s euch nichts ausmacht, würde ich gerne wieder nach Hause fahren. Ich hab auch noch einiges für Morgen vorzubereiten“, entschuldige ich mich.
„Natürlich. Geh ruhig. Aber versprich uns, dass du dich nicht übernimmst, ja?“, bittet sie mich sanft und ich bin irgendwie erleichtert, als ich zehn Minuten später wieder in meinem Auto sitze und auf dem Weg zurück in meine Wohnung bin. Etwas mehr Schlaf wird mir sicher gut tun.
Leider soll ich dazu gar nicht kommen, wie mir deutlich bewusst wird, als ich die Wohnungstür aufschließe und fremde Schuhe im Flur stehen sehe. Eindeutig von einem Kerl. Kichern von Leonie dringt aus dem Wohnzimmer zu mir durch und lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken wandern. Übelkeit, gepaart mit einer unsagbaren Wut, breitet sich blitzschnell in meinem gesamten Körper aus und scheint mich zu lähmen.
Plötzlich ist es ganz ruhig in der Wohnung und allein die Vorstellung, was sich in meinem Wohnzimmer gerade abspielen könnte, treibt mir einen Kloß in den Hals. Abrupt werfe ich meinen Schlüsselbund auf das Sideboard neben mir, bevor ich langsam auf das Wohnzimmer zugehe und hoffe inständig, dass das Klappern der Schlüssel deutlich zu hören war und was immer gerade hier passiert ist, dadurch unterbrochen wurde.
Vorsichtig, mit zitternden Fingern schiebe ich die Tür ein Stück weiter auf. Da sitzt sie, sichtlich angespannt und hat ein aufgesetztes Lächeln im Gesicht. Mit vor der Brust verschränkten Armen und durchgedrücktem Kreuz sieht sie mich unsicher an und kann den Schock über mein plötzliches Auftauchen kaum verbergen. Dafür kenne ich sie viel zu gut und sofort ist mir klar, dass ich sie gerade bei irgendetwas gestört habe. Deshalb wandert mein Blick jetzt auf die andere Person, die ein ganzes Stück von ihr entfernt sitzt, was die ganze Situation noch abstruser wirken lässt. Fabio!
Sofort fange ich seinen Blick ein und er nickt mir kaum merklich zu. Ein stummer Hinweis, den ich direkt verstehe. Also richte ich mich jetzt seltsamerweise völlig ruhig wieder an Leonie, die inzwischen nervös an ihrem Shirtsaum spielt. Von meiner anfänglichen Anspannung ist nichts mehr da. Ich fühle nichts, gar nichts.
„Nimm deine Sachen und verschwinde“, flüstere ich bedrohlich, woraufhin sie ihre Augen weit aufreißt und vom Sofa hochspringt.
„Rick? Schatz! Du verstehst das völlig falsch. Wir hab…“, säuselt sie zuckersüß. Doch ich lasse sie erst gar nicht ausreden. Will keine ihrer Lügen mehr hören.
„Pack deine verdammten Klamotten und hau ab. Ich kann dich nicht mehr ertragen“, werde ich etwas lauter, wobei sie erschrocken zusammenzuckt. Dennoch dreht sie sich um und verschwindet mit lautem Türknallen im Schlafzimmer, weil sie weiß, dass ich ihr im Moment sowieso nicht zuhören würde. Mit einem kurzen Räuspern macht Fabio auf sich aufmerksam, der die ganze Zeit still beobachtet hat und nun vom Sofa aufsteht.
„Ich werde dann mal besser gehen“, beschließt er, doch ich halte ihn am Handgelenk auf, bevor er sich umdreht.
„Kannst du noch bleiben? Bitte“, flehe ich ihn fast an, weil ich Angst habe mit Leonie alleine doch wieder weich zu werden und komme mir wie der letzte Schwächling auf diesem Planeten vor. Scheinbar erkennt er meine Unsicherheit und nickt zustimmend. Keine Minute später taucht Leonie schließlich mit einer Reisetasche bepackt wieder im Wohnzimmer auf und das Zittern meiner Hände kehrt zurück. Das es eigentlich meine Tasche ist, ignoriere ich großzügig, wenn ich sie dadurch nur endlich aus meinem Leben kriege.
„Kommst du?“, richtet sie sich an Fabio und ich merke
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