Gefühlscocktail (German Edition)
natürlich was sie damit bezwecken will. Sie will mir zeigen, dass ich für sie ganz einfach ersetzbar bin.
„Er bleibt noch“, antworte ich kalt und sie fährt mit wütend funkelnden Augen wieder zu mir herum. Das erste Mal, dass sie mich direkt ansieht, seit ich aufgetaucht bin und was immer sie sagen wollte, bleibt ihr im Hals stecken. Mit einem abfälligen Schnauben drängt sie sich an mir vorbei und läuft ins Treppenhaus.
„Leonie?“, halte ich sie auf der ersten Treppe doch noch auf und sie blickt sich hoffnungsvoll zu mir um.
Ein siegessicheres Lächeln legt sich auf ihre Lippen, als ich die wenigen Stufen hinter ihr herlaufe und direkt vor ihr stehen bleibe.
„Meine Schlüssel“, halte ich fordernd meine rechte Hand auf und ihr entgleisen sämtliche Gesichtszüge. Ohne ein weiteres Wort holt sie ihn aus ihrer Tasche und drückt ihn mir unsanft in die Hand. Vollkommen ruhig und gleichgültig wende ich mich von ihr ab und gehe die wenigen Stufen wieder hinauf. Spüre sehr genau ihren Blick auf meiner Haut.
„Und Tschüss“, ist das letzte was sie von mir hört, bevor ich die Wohnungstür hinter mir verschließe und mich erschöpft mit dem Rücken gegen das Holz lehne.
„Hey, alles okay?“, dringt sanft die Stimme von Fabio zu mir durch und lässt mich aufblicken. Er steht etwas hilflos und mit der Situation scheinbar überfordert im Rahmen der Wohnzimmertür und sieht mich besorgt an. Nur ganz leicht schüttle ich meinen Kopf und sie sind wieder da, die Gefühle. Enttäuschung, Angst, Selbstzweifel. Alles auf einen Schlag und mit ihnen die Tränen, die sich haltlos versuchen einen Weg aus meinen Augen zu bahnen.
Sofort ist er bei mir und nimmt mich tröstend in die Arme. Ich lasse es einfach zu, bin so froh etwas Halt zu bekommen und nicht allein mit mir und meinen Selbstvorwürfen zu sein, die sich unhaltbar in meinen Kopf drängen. Wie lange wir im Flur stehen kann ich nicht genau sagen, bis Fabio sich irgendwann ein wenig von mir löst und mich aufmunternd anlächelt. Auch wenn es absurd klingt, so fühle ich mich dadurch gleich ein wenig besser und nicht mehr ganz so wertlos.
„Danke, dass du noch da bist“, flüstere ich kaum hörbar.
„Ach Eric“, seufzt er kurz auf und dirigiert mich ins Wohnzimmer zur Couch. Widerstandslos lasse ich mich darauf sinken und springe sofort wieder auf.
„Gott, ich bin so unhöflich. Möchtest du etwas trinken?“, bringe ich aufgebracht heraus und ernte nur ein weiteres bezauberndes Lächeln.
„Was hältst du davon, wenn du dich wieder hinsetzt und ich gehe uns einen Kaffee kochen?“, schlägt er vor und ich lasse mich automatisch wieder auf das Sofa fallen.
„Fein, verrätst du mir wo die Küche ist, oder soll ich suchen?“, kichert er und bei seinem Anblick breitet sich eine wohlige Wärme in mir aus.
„Um die Ecke, gleich die erste Tür auf der rechten Seite. Die zweite ist das Badezimmer und links mein Schlafzimmer“, erkläre ich ihm bereitwillig und er grinst mich breit an. Fragend ziehe ich meine Augenbraue hoch.
„Ich wollte doch nur wissen wo die Küche ist und keine Wohnungsführung“, lacht er und plötzlich ist es mir peinlich. Zum Entschuldigen komme ich aber vorerst nicht, weil Fabio schon auf dem Weg ist und gerade aus meinem Sichtfeld verschwindet.
Nachdenklich lasse ich mich nach hinten gleiten und liege jetzt auf der Couch. Mein linkes Bein habe ich angewinkelt und das rechte lang ausgestreckt. Meine linke Hand liegt auf meinem Bauch und versucht ihn zu beruhigen, während mein rechter Arm über meinen Augen liegt und mich in eine angenehme Schwärze hüllt. Ich lasse mich treiben und bilde mir nach einiger Zeit ein, weiche Lippen auf meinen zu spüren. Nur der Hauch einer Berührung, doch ich lasse mich von der Illusion in einen ruhigen Schlaf geleiten.
~ Kapitel 5 ~
Als ich träge meine Augen wieder öffne, ist es bereits dunkel und von Fabio keine Spur mehr vorhanden. Scheinbar bin ich, als er Kaffee gekocht hat, eingeschlafen und er hat mir noch eine Decke übergelegt, bevor er gegangen ist, was ich ehrlich bedauere. Auch wenn mir der Schlaf wirklich gut getan hat, wäre ich gerne noch ein wenig länger in den Genuss seiner Anwesenheit gekommen. Außerdem wüsste ich zu gerne, wieso er seine Meinung, was Leonie angeht, doch noch geändert hat. Aber was verlange ich hier eigentlich? Immerhin sind wir uns doch sozusagen völlig fremd. Trotzdem habe ich das Gefühl, ihm blind vertrauen zu können. Zu meinem Glück
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