Gefühlscocktail (German Edition)
verzweifelt, wie mir Tränen in die Augen steigen, sodass ich mich vollkommen darauf konzentriere sie nicht ausbrechen zu lassen und meine verdammte Schwäche somit zu offenbaren. Was sollte mein bester Freund auch von mir halten, wenn er erfährt, dass ich einen Jungen geküsst habe? Plötzlich kommt mir die rettende Idee Torben einzuweihen überhaupt nicht mehr klug vor und in meinem Kopf beginnt es zu arbeiten. Ein Plan muss her, wie ich meinen Kumpel schnellstmöglich wieder loswerde ohne einen Verdacht zu hegen.
„Rick! Verdammt noch mal, rede mit mir. Denkst du ich merke nicht, dass dich irgendwas beschäftigt? Ich bin schlau genug zu wissen, dass es mit Fabios Verschwinden zu tun hat. Also mach endlich deinen Mund auf und sag mir was hier passiert ist, dass dich so aus der Bahn wirft. Oder muss ich zu Fabio fahren und ihn fragen?“, donnert mir Torben ungehalten entgegen und steht provokativ von seinem Stuhl auf.
Auch wenn ich weiß, dass er nur blufft, funktioniert auch diese Masche und lässt mich entsetzt aufspringen, sodass dabei meine Sitzgelegenheit scheppernd zu Boden knallt.
„Nicht“, hauche ich flehend, als ich ihn an seinem Arm packe, um ihn aufzuhalten und vorsichtig löst Torben meine verkrampften Finger von seiner Haut. Lässt meine Hand allerdings nicht los und sieht mich besorgt an, was mir letztendlich den Rest gibt und alle Dämme brechen lässt. Haltlos bahnen sich die zurückgehaltenen Tränen einen Weg über meine Wangen und ich reiße mich von meinem Freund los, um mich im Bad einzuschließen. Wenigstens diese Peinlichkeit möchte ich mir ersparen und Torben gibt mir die Zeit, um mich wieder etwas zu fangen.
„Hey Rick, alles klar?“, dringt irgendwann vorsichtig die Stimme von ihm durch das Holz der Badtür hindurch und lässt mich wieder vom Toilettendeckel aufstehen. Ohne etwas zu sagen, drehe ich den Schlüssel im Schloss herum und beuge mich anschließend über das Waschbecken, um etwas kühles Wasser auf meine vom Heulen erhitzte Haut zu bringen. Torben steht wortlos hinter mir, als ich mich wieder aufrichte und fixiert mich durch den Spiegel. Einen Moment lang sehen wir uns durch das Spiegelglas stumm in die Augen.
„Ich hab ihn geküsst, Torben“, kommt es tonlos über meine Lippen. Dem folgt nur ein verstehendes Nicken von meinem Freund als Antwort, obwohl ich unbewusst mit einer Tirade an Schimpfwörtern gerechnet habe. Und wie so oft in den letzten Tagen, muss ich mich fragen, warum ich alles falsch deute und mich nicht mehr auf mein Gefühl verlassen kann. Dennoch denke ich, ihm jetzt die ganze verworrene Sache erzählen zu können und drehe mich zu ihm herum, was er mit einem dankbaren Lächeln kommentiert.
„Wollen wir rüber gehen?“, fragt er vorsichtig nach und geht, auf mein Nicken hin, ein Stück zur Seite, um mich vorbeizulassen. Es liegt an mir, zu wählen in welchem Zimmer ich mich am wohlsten fühle, um dieses Gespräch zu führen und so entscheide ich mich für das Wohnzimmer, weil die Küche mich eventuell an meinen Ausbruch von eben erinnern könnte.
„Du hast Fabio geküsst?“, hilft Torben mir behutsam auf die Sprünge, nachdem er sich seitlich neben mich auf die Couch gesetzt hat, sodass er mich ansehen kann.
„Ich weiß überhaupt nicht wie es dazu gekommen ist. Seit ich ihn kennengelernt habe, spielen meine Gefühle völlig verrückt, Torben. Erst dachte ich, es hat was mit Leonie zu tun und dann mit der Trennung. Aber was soll ich mir denn jetzt einreden, warum mein Körper auf diesen Jungen reagiert, wie er es eigentlich nicht tun sollte? Ich muss nur in seiner Nähe sein und kann kaum noch klar denken. Aber es fühlt sich trotzdem so verdammt gut an und das macht mir Angst. Verstehst du? Ich habe Fantasien für die ich mich schäme, weil er verdammt noch mal ein Junge ist. Warum er, Torben? Warum kann er nicht einfach ein Mädchen sein?“, rede ich mir meinen Kummer von der Seele und bemerke das leichte Zittern meiner Finger.
„Gott, er hat gestern ein Feuerwerk an Empfindungen in mir ausgelöst, allein durch ein paar wenige Bewegungen auf der Bühne im `Extreme´ und kaum erwähnenswerte Berührungen mit seinen Lippen auf meiner Haut. Ich war so umnebelt von seiner Sinnlichkeit, dass ich der Versuchung widerstanden habe und glaub mir Torben... ich hätte allein durch sein Küssen kommen können. Genau das hat mich so überfordert, dass ich ihn abgewehrt habe und dabei wollte ich ihn mehr als alles andere. Einen Jungen, Torben“,
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