Gefühlscocktail (German Edition)
kaum heraus und schaue betreten zu Boden, weil ich ihren forschen Blick nicht länger ertragen kann.
„Du bist Rick, hm? Komm rein. Er ist oben in seinem Zimmer. Treppe hoch, geradeaus die Tür oder einfach der grässlichen Musik folgen“, lacht sie und geht ein Stück zur Seite, damit ich eintreten kann. Und schon gibt es für mich kein zurück mehr, weil sie die Tür hinter mir schließt und mich mit einer lockeren Geste antreibt die vor mir liegenden Stufen hochzugehen.
Mit gesenktem Blick, um vor lauter Aufregung nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, nehme ich die ersten Absätze der Treppe in Angriff. Noch nie kamen mir meine Beine schwerer vor als im Moment und doch breitet sich in meinem Inneren eine seltsame Leichtigkeit aus, je weiter ich die Treppe bezwinge. Auf einen prüfenden Blick hin, wie weit mein Weg noch ist, stockt mir der Atem und es reißt mir förmlich den Boden unter den Füßen weg. Abrupt bleibe ich stehen und kann mich nicht von dem Bild lösen, was ich durch Fabios offenstehende Zimmertür sehe, obwohl es mich zerreißt.
Nur mit einem T-Shirt und Boxershorts bekleidet präsentiert er sich in einer innigen Umarmung mit diesem blonden Kerl, den er als seinen Kumpel bezeichnet hat. Der seine Hände an Fabios Hüften liegen hat und ihn scheinbar noch enger an sich heranzieht, während Fabios Arme unter dessen Achseln entlang den Oberkörper des Typen umschlingen.
„Fabio?“, ertönt plötzlich die Stimme der Frau lautstark hinter mir und lässt mich erschrocken zusammenfahren. Damit lenkt sie natürlich Fabios Aufmerksamkeit auf uns und dann passiert irgendwie alles ganz schnell.
„Rick?“, flüstert er ungläubig, was ich allerdings ganz deutlich von seinen Lippen ablesen kann, bevor er sich hastig von dem Typen löst und auf mich zukommt. Völlig unkontrolliert stolpere ich einige Stufen rückwärts herunter, ehe ich mich umdrehe und mich eilig an der Frau vorbeidränge. Völlig gehetzt reiße ich die Haustür auf und kämpfe verzweifelt gegen die Tränen an, die sich rücksichtslos in meinen Augen sammeln.
„Rick?“, vernehme ich wie von weit her die flehende Stimme von Fabio hinter mir, doch ich laufe einfach weiter. Blind vor Wut, weil ich Idiot mir solche Gedanken wegen letzter Nacht gemacht habe. Blind vor Enttäuschung, weil ich, wie auch schon für Leonie genauso für ihn, so leicht ersetzbar bin und blind von den Tränen, die mir höhnisch beweisen wollen, was ich mir bis eben nicht eingestehen konnte. Das es viel mehr ist als verknallt sein.
„Fabio! Nicht ohne Hose“, ruft die Frau aufgebracht hinter Fabio her, der gerade durch den Vorgarten läuft.
„Scheiß auf die Hose, Mum“, brüllt er nicht weniger verärgert zurück, als er immer näher auf uns zukommt und ich mich frage, warum Torben nicht endlich das Auto startet und mich hier wegbringt. Jetzt, wo ich sicher auf dem Beifahrersitz angelangt bin. Doch die Antwort die ich auf meine stumme Frage bekomme, gefällt mir nicht.
Er wird nicht fahren. Mir nicht helfen. Mich nicht retten. Und so starre ich stur aus der Windschutzscheibe, wo Fabio sich genau in dieser Sekunde mit beiden Händen auf der Motorhaube abstützt. Schwer nach Luft schnappend kommuniziert er ebenso wortlos mit meinem Kumpel, der daraufhin seinen Gurt löst und aus dem Wagen steigt.
Mit einem entschuldigenden Blick entfernt er sich weit genug, um einem Gespräch zwischen Fabio und mir nicht lauschen zu können. Und wieder beherrscht mich das Zittern meiner Hände, was sich schleichend auf meinen ganzen Körper ausbreitet. Ich hätte nicht auf
meinen Freund hören sollen. Ich hätte ihm nicht vertrauen dürfen. Mechanisch löse auch ich den bereits angelegten Gurt wieder und steige aus dem Auto. Werfe erst Torben einen abschätzenden und anschließend Fabio einen verletzten Blick zu, ehe ich mich von ihnen abwende und mit gemächlichen Schritten die Straße entlanglaufe. Egal wie lange, egal wohin. Einfach nur weg.
Nach wenigen Metern durchfährt meinen Körper ein Kribbeln, als sich sanft Fabios zarte Finger um meinen Oberarm legen und mich aufhalten wollen.
„Bitte lauf nicht vor mir weg, Rick“, haucht er mit kratziger Stimme und lässt mich überreizt herumfahren.
„Du bist heute Morgen weggelaufen, schon vergessen?“, kommt es giftiger über meine Lippen, als beabsichtigt und tut mir fast schon wieder leid, als ich in Fabios tränengetränkte Augen sehe. Weit reißt er sie auf, um den Kampf gegen die verräterische
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