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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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habe ich eben beide gekauft. Man lebt ja schließlich nur einmal. Jetzt, wo ich Maja sehe, geht es mir sofort ein wenig besser.
    »Ich habe dir ein Einzelzimmer bestellt. Ich habe auch eins. Die Doppelzimmer sind alle ausgebucht. Es liegt in meinem Gang, da haben wir es nicht weit zueinander. Sind übrigens lauter leckere Erstsemesterstudenten hier – und natürlich Kreischmann. Der wird Augen machen, wenn er dich wiedersieht.«
    »Ach, der hat mich doch bestimmt schon vergessen«, winke ich ab. »Ist vielleicht auch besser so.«
    »He, was ist denn mit dir los? Ist dir die Sache mit Jürgen wirklich so unter die Haut gegangen? Du kommst doch blendend alleine zurecht. Du brauchst ihn doch gar nicht!«
    »Das sagst du so einfach. Du bist glücklich, schwebst auf Wolke sieben mit deinem Victor. Um mich rum sind überhaupt nur glückliche Paare. Sogar Marie hat es diesmal voll erwischt. Und ich? Immerhin bin ich gerade verlassen worden.«
    »Tut mir leid, Liebelein. War doch nicht so gemeint. Jetzt bist du ja hier, bei mir. Hier kommst du bestimmt auf andere Gedanken. Warte mal ab.«
    Maja hat gut reden. So euphorisch habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Schon irre, wie sich innerhalb von gut zwei Wochen die Welt komplett drehen kann. Erst habe ich Maja getröstet und jetzt muss sie mir Mut zusprechen. Aber vielleicht sollte ich mir wirklich Majas Worte zu Herzen nehmen. Ich bin jetzt frei, kann tun und lassen, was ich will. Und niemand, am allerwenigsten Jürgen, hat das Recht, mir Fragen zu stellen.
    Als ich diesen Gedanken wirklich verinnerlicht habe, treffe ich mich eine Stunde später mit Maja an der Hotelbar. Die Party ist schon voll im Gange. Es sind wirklich einige schnuckelige Jungspunde darunter. Und prompt dauert es nicht lange, da werde ich von allen Seiten angeschmachtet. Witzig. Irgendwie muss das an meiner neuen Aura liegen.
    Das Ganze erinnert mich an das Erstsemesterseminar, als ich Maja kennengelernt habe. Ist das wirklich schon so lange her? Schon irre, was da so abgeht. Die Anmache scheint aber immer die gleiche geblieben zu sein. Denke ich zumindest. Da spricht mich ein Typ an, der sich mir als Thomas vorstellt. Als ich ihm sage, ich sei eine Kollegin von Maja, setzt er zum Exkurs an.
    »Es gibt Dreißigjährige, die sind einfach nur daneben. Dann gibt es Dreißigjährige, die will man nur poppen. Und dann sind da noch Dreißigjährige, die sind wie du. Ich wünsche mir, dass meine Frau später genauso ist wie du.«
    Mensch, das ist doch echt mal’ne nette Rede. Thomas ist gerade mal zwanzig Jahre alt, hat mindestens fünf Altbier und drei Tequila intus und himmelt mich an. He, da fällt mir ein, ich habe seit mindestens zweieinhalb Monaten mit keinem Mann mehr geschlafen. Und außerdem bin ich gerade völlig ungerechtfertigt verlassen worden. Da habe ich mir ein wenig Ablenkung und Trost doch wirklich verdient.
    Da merke ich, wie mich von der Seite einer anstrahlt. Das ist doch Robert! Wo kommt der denn plötzlich her? Robert kenne ich schon lange. Marie stand immer auf ihn, natürlich bevor sie ihre Liebe zum gleichen Geschlecht entdeckte. Robert ist ein Bild von einem Mann. Er ist dreiundzwanzig Jahre alt, hat einen wahnsinnig beeindruckenden Körper, einen echt knackigen Po und einen sehr breiten Rücken.
    »Robert!«, sage ich freudig überrascht und grinse ihn an. »Wie schön, dass du hier bist. Ich wusste ja gar nicht, dass du auch Jura studierst.«
    »Ich habe erst eine Ausbildung gemacht. Und jetzt bin ich hier! Und du auch. Ist doch schön, oder?«
    Robert hat Marcel im Schlepptau. Der wiederum himmelt nach zehn Minuten Maja an. Und die sieht rundum vergnügt aus. Der Abend ist gerettet. Wir amüsieren uns, trinken Whiskey-Cola. Das Leben kann so schön sein!
    Robert sitzt inzwischen nahe bei mir. »Du riechst gut«, raunt er mir ins Ohr. »Ich komme nachher mit auf dein Zimmer, ja? Welche Zimmernummer hast du?«
    »Ja, ja«, winke ich ab. »Schon klar, Robert.«
    »Barbara, bitte, ich mein das ernst.« Wow, Robert klingt richtig eindringlich. Trotzdem. Das kann er niemals ernst meinen.
    »Quatsch, das glaub ich dir jetzt nicht.«
    »Um eins, wart’s nur ab.«
    Das ist der Hammer. Damit muss ich doch gleich ein wenig bei Marie protzen. Ich lass die anderen ein wenig allein und wende mich meinem Handy zu.
    SMS an Marie:
Rat mal, wer heute Nacht in mein Zimmer kommen will?
    SMS von Marie:
Hä? Wer denn?
    SMS an Marie:
Robert!
    SMS von Marie:
Der Robert? Kreisch! Du

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