Gefuehlsecht
Glückliche.
SMS an Marie:
Ich werde dir alle Einzelheiten erzählen, versprochen.
SMS von Marie:
Ich bitte darum!!
SMS an Marie:
Aber gerne doch. Sag, wie geht es dir?
SMS von Marie:
Scheiße! Ich hab’nen Knutschfleck.
SMS an Marie:
Ist doch nicht so schlimm.
SMS von Marie:
Ja, aber Mutti wird ihn sofort entdecken und unbedingt wissen wollen, wie ER heißt.
SMS an Marie:
Da hilft nur Camouflage! Gibt’s in der Parfümerie. Oder du sagst Mutti die Wahrheit.
SMS von Marie:
Ich weiß. Ich zieh übrigens aus. Zu Uschi. Mutti wird sterben.
Arme Marie. Wenn das unsere Mutter erfährt, dann wird sie wahrscheinlich wirklich auf der Stelle umfallen. Und Marie ist dann dran schuld. Aber am meisten leid tut mir allerdings Lena. Die muss Mutti dann trösten. Mich darf man ja zurzeit nicht weiter belasten.
Sehnsüchtig betrachte ich Roberts Rücken. Soll ich mich wirklich mit ihm einlassen? Da höre ich die bekannte Stimme eines Mannes, den ich bisher hier vermisst habe.
»Na, wenn das nicht die Frau Braun ist!«
Vor mir steht Schnuckelchen Professor Kreischmann. Hat er mich also doch erkannt. Wer hätte das gedacht?
»Siehst du?«, flüstert Maja und grinst mich breit an. »Hab ich dir doch gesagt!«
Wir sitzen auf Barhockern, lachen, amüsieren uns königlich. An Jürgen denke ich gar nicht mehr. Hat es ihn je gegeben? Ich liebe es, Maja zuzuhören. Überhaupt liebe ich sie. Sie kann wundervoll Geschichten erzählen. Unsere Schultern wippen im Rhythmus zu Iggy Pop, »Real wild child«. Hab ich schon erwähnt, dass ich schön bin?
Der Abend ist wundervoll. Der Hoteldirektor zwinkert uns über den Tresen hinweg zu. Erzählt uns von seinen genialen Plänen für den Hotelumbau. Für Seminargruppen ist dieses Hotel hier wirklich komfortabel. Doch der Direktor hat große Pläne.
»Die Toiletten werden komplett renoviert. Wir installieren Lautsprecher dort. Daraus kommen dann mit sanfter Stimme gesprochene Märchen. Ja, auf unseren Toiletten können Sie demnächst Märchen hören.«
»Also, da brauchen Sie nur mal mit Maja und mir zusammen aufs Klo zu gehen. Dann können Sie richtig gute Geschichten hören«, sage ich amüsiert.
Maja bringt das Ganze sichtlich mehr auf die Palme. »Scheiße, ihr Männer, ihr erzählt uns doch sowieso ständig Märchen. Müsst ihr uns dann auch noch auf dem Klo damit volllabern?«
Viel hat ihr der Hoteldirektor daraufhin nicht mehr entgegnet.
Jürgen rückt in immer weitere Ferne. Die Wut, die tief in mir gebrodelt hat, hat nun einer ungeheuren Lebenslust Platz gemacht. Ich flirte, was das Zeug hält, mit Robert. Wusste gar nicht, dass ich das so gut kann. Ich bin begeistert.
Da taucht plötzlich Professor Kreischmann wieder auf und stellt sich dicht hinter mich. Ich kann ihn förmlich körperlich spüren und da höre ich auch schon seine Stimme.
»Barbara, gut sehen Sie aus. Ich muss Sie die ganze Zeit ansehen. Ich bin übrigens Ben.«
Ich merke, wie Professor Kreischmann mich mit seinen Blicken taxiert. Dass ich auch Jura studiere und ihm demnächst bei den mündlichen Prüfungen gegenübersitzen könnte, scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren. Mann, kann der intensiv gucken. Aber ich bleibe cool. Habe einfach nur Spaß und lache mit Maja und den Jungs. Ben Kreischmann lasse ich weitgehend links liegen. Zu vorgerückter Stunde macht er erneut einen Vorstoß.
»Barbara, was hältst du davon, wenn wir den Trubel hier hinter uns lassen und uns ein bisschen besser kennenlernen. Auf meinem Zimmer ist es viel ruhiger. Vielleicht können wir ja dabei das eine oder andere juristische Problemchen erörtern. Was meinst du?«
Auf das Zimmer vom Professor? Ich falle fast vom Barhocker. Zum Glück hat keiner was von der Einladung mitgekriegt. Keiner außer Maja, die bis über beide Ohren grinst. Was nun? Um eins wollte ja eigentlich Robert kommen. He, das ist ja wie im Schlaraffenland hier. Robert hat wie gesagt eine umwerfende Figur und er ist sieben Jahre jünger als ich. Aber ich muss ihn ja nicht gleich heiraten. Wie alt Kreischmann ist, weiß ich immer noch nicht. Kurz denke ich an Jürgen. Der Sex mit ihm war anscheinend wirklich nicht gut, sonst hätte es mir mit Sicherheit mehr bedeutet.
Ich knuffe Maja in die Seite, die das Gespräch mit dem Hoteldirektor wieder aufgenommen hat. »Ich muss mal, kommst du mit?«
»Klar, noch können wir uns da ja unsere eigenen Geschichten erzählen.«
Die Toiletten sind eine Etage tiefer. »Hast du gemerkt, wie dir der Hotelboss
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