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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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anfangen zu heulen, doch ich bleibe tapfer. Der doofe Tisch gehört Jürgen. Oder vielmehr Jürgens Eltern. Egal wem, ich werde ihn bestimmt nicht behalten. Die Heizung gluckert immer noch. Gerade als ich mich wieder auf den Weg zurück ins Bett machen will, klingelt es an der Tür, dreimal kurz, einmal lang. Mist, Mutti oder Lena oder Marie.
    Es ist Lena. Sie nimmt mich sofort in ihre Arme und hält mich eine ganz lange Zeit fest.
    »Du Arme«, sagt sie schließlich. »Das tut mir ja so leid. Mutti hat mir alles erzählt und da habe ich mich gleich auf den Weg gemacht. Marie wollte auch kommen, kann aber gerade nicht weg. Ich soll dich ganz lieb grüßen von ihr und dir sagen, dass sich auf Jürgen sowieso immer nur Würgen gereimt hat.«
    Fast muss ich ein wenig lachen, da wird mir klar, was Lena da gerade erzählt hat. »Wieso weißt du es von Mutti? Von wem weiß die es denn?«
    »Von Frau Stankowicz. Bei uns war was los, kann ich dir sagen. Mutti ist völlig aufgelöst bei mir aufgetaucht und hat mir erzählt, dass die olle Stankowicz bei ihr angerufen hat, um sich zu bedanken und sich gleichzeitig zu verabschieden. So’ne hinterhältige Kuh!«
    »Wofür denn bedanken?«
    »Na dafür, dass sie und Mutti immer so gut miteinander klargekommen sind. Und dann hat sie Mutti gesteckt, dass es so wohl für alle besser ist. Sie hat gesagt, ihr hättet sowieso nie richtig zusammengepasst. Diese Natascha hätte adelige Vorfahren. Wusstest du das?«
    »Nein. Das ist ja dreist«, sage ich. »Wie hat Mutti denn darauf reagiert? Immerhin hat sie ihr damit deutlich gemacht, dass wir unter ihrem Niveau liegen.«
    »Mutti hat sich fürchterlich aufgeregt. Dabei hat sie sich versprochen und anstatt Stankowicz aus Versehen ›Stankowix‹ gesagt. Und dann ergab wohl ein Wort das andere. Mutti hat der Stankowix gesagt, dass du was Besseres verdient hättest als einen Kerl, der die ganze Zeit nur auf deine Kosten lebt, und dass sie auf das ganze vornehme Getue scheißt.«
    »Echt? Und dann?«
    »Die Stankowix will Mutti verklagen. Daraufhin hat Mutti nachgelegt und ihr gesagt, sie sei eine eingebildete Schnepfe.«
    »Ich fass es nicht! Das finde ich ja cool. Hätte ich niemals von Mutti erwartet! Hat das sonst noch jemand mitbekommen?«
    »Nein, ist alles am Telefon passiert. Danach ist Mutti sofort zu mir. Sie war immer noch total aufgebracht. Ich soll dir eigentlich nix sagen, damit du dich nicht noch mehr aufregst, aber ich musste natürlich sofort zu dir kommen. Ist doch der Hammer, oder?«
    In der Tat, das ist es wirklich. Zum einen weil ich jetzt auch offiziell weiß, dass Jürgen mich wegen Natascha verlassen hat. Und zum anderen weil meine Mutter sich so ins Zeug für mich gelegt hat. Fast muss ich wieder zu weinen anfangen, doch Lena lässt mir keine Verschnaufpause.
    »Jürgen hatte wohl schon früher mal was mit Natascha. Hat die doofe Stanko der Mutti auch gesteckt. Das war allerdings vor deiner Zeit. Wusstest du das?«
    Was für eine Frage. Natürlich wusste ich es nicht. Komisch nur, dass mich das gar nicht wundert. Ich merke aber, wie eisige Kälte sich in meinem Körper breitmacht. So ein Arsch! Aber jetzt wird mir so einiges klar. Nachdem ich Lena minutenlang einfach nur fassungslos angestarrt habe, treffe ich eine Entscheidung.
    »Weißt du was? Ich gehe jetzt einkaufen, gönne mir irgendwas Schönes. Kommst du mit? Und morgen besuche ich Maja. Die ist im Sauerland auf Seminar. Da komme ich bestimmt auf andere Gedanken. Der kann mich mal. Wegen so einem leide ich hier bestimmt nicht noch tagelang rum!«



29
    Yippie ya yay, Schweinebacke

    Ich sehe Majas Locken schon von weitem. Und als wir uns gegenüberstehen, strahlt sie mich bis über beide Backen an. »Liebelein, schön, dass du hier bist. Lass dich umarmen. Oh, du riechst aber lecker! Irgendwie nach Zimt.«
    In der Tat rieche ich weihnachtlich nach Zimt. Gestern sind mir nämlich die fünfhundert Euro wieder eingefallen, die Jürgen mir zum Abschied auf den Tisch gelegt hat. Die wollte ich Jürgen eigentlich wieder zurückgeben. Lena hat mich jedoch davon überzeugt, das »Fluchtgeld« zu behalten und sinnlos zu verprassen. Da hat das Einkaufen direkt doppelt so viel Spaß gemacht.
    Achtzig Euro für zwei Parfums auf einmal habe ich noch nie ausgegeben. Na ja, immerhin ist bald Weihnachten und da ich mich nicht zwischen der Kreation aus Zimt, Maiglöckchen und rotem Pfeffer und der Kreation aus Zimt, Zedernholz und einem Hauch Vanille entscheiden konnte,

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