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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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anhört. Na super!
    Ich bin Barbara, Barbara Braun. Vor zweieinhalb Wochen habe ich einen Heiratsantrag bekommen und vor genau sieben Tagen bin ich verlassen worden. Ich liege mit einem glatzköpfigen Mann im Bett. Einem Professor der Rechtsphilosophie, der rotzebesoffen ist. Zu viel Tequila. Und er ist zur Hälfte auf mir eingeschlafen. Aber es kommt noch schlimmer. Er ist schwer und hält mich fest umschlungen. Mist, was mache ich denn jetzt? Gut, dass ich mir wenigstens nicht die Mühe gemacht habe, mich auszuziehen.
    Auf dem Nachtschränkchen blinkt in roten leuchtenden Zahlen die Uhr eines Radioweckers. Es ist erst kurz nach Mitternacht, noch Zeit genug also, um rechtzeitig wieder auf mein Zimmer zu kommen. Vielleicht sollte ich mich doch an Madonna halten? Mein Blick wandert nach unten, fällt direkt auf seine Glatze. Wenigstens will ich jetzt wissen, wie die sich anfühlt. Ich streiche mit der Hand über den runden rasierten Kopf. Die kleinen Stoppeln, die darauf sprießen, fühlen sich ein wenig an wie dichte Schweineborsten.
    Leise sage ich: »Yippie ya yay, Schweinebacke«, wie Bruce Willis in Stirb langsam 1 , und will ihn von mir runterschieben, aber er lässt sich nicht bewegen, hält mich fest. Dann zieht er mich noch näher an sich ran und murmelt etwas. Leider kann ich es nicht genau verstehen. Es klang so wie: »Mann, bin ich besoffen!«
    Irgendwann schlafe ich tatsächlich ein, eng umschlungen mit Schweinebacke. Als ich morgens aufwache und das bestoppelte Schweinchen neben mir grunzen höre, muss ich lachen. Maja dreht durch, wenn ich ihr das erzähle. Ob ich ihn wecken soll? Sex am Morgen, und zwar in nüchternem Zustand, ist ja auch sehr schön. Doch Kreischmann verdreht die Augen.
    »Scheiße, Barbara, ich habe höllische Kopfschmerzen. Kann mich nicht bewegen.«
    Ja, ich bin Barbara und ich habe enorm Glück mit den Männern. Nun, ich bin ein nettes Mädchen und werde Professor Kreischmann eine Kopfschmerztablette aus meiner Kosmetiktasche holen.
    Vorher klopfe ich an Majas Türe. »Frühstück?«
    Mir geht es gut. Die Nacht war chaotisch, aber mit Sicherheit unvergesslich. Doch als ich Robert am Frühstücksbuffet stehen sehe, werde ich ein wenig wehmütig. Mann, der hat wirklich einen tollen Körper. »Ich bin so doof«, sage ich zu Maja.
    »Ich weiß, Liebelein, ich weiß!«
     
    Maja bleibt noch zwei weitere Tage. Mir reicht es und ich packe meine Sachen. Als ich zum Auto gehe, läuft mir Ben Kreischmann über den Weg. Wir wechseln noch ein paar unverfängliche Worte miteinander. Dann grinst er mich verlegen an.
    »So was ist mir noch nie passiert.«
    »Mir auch nicht. Aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.«
    »Danke für die Kopfschmerztablette.«
    »Kein Problem.« Meine Tasche wandert in den Kofferraum, ich will einsteigen, da hält Kreischmann meinen Arm fest.
    »Warte, ich will dir noch was sagen: Du bist wirklich wunderschön. Weißt du das? Hast schöne Haare«, fügt er ambitioniert hinzu, »und sehr schöne Augen.«
    Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich sie schließen und ihn nach ihrer Farbe fragen soll, aber ich bin einfach nur müde.
    So sage ich nur: »Echt?«
    »Ich hab übrigens überhaupt kein schlechtes Gewissen wegen letzter Nacht!«
    »Hä? Wie meinst du das?«
    »Na, meiner Frau gegenüber.«
    Professor Kreischmann strahlt mich an. Meine Faust ballt sich unwillkürlich zusammen und will zum Schlag ausholen. Daran, dass er verheiratet sein könnte, habe ich gar nicht gedacht. Wahrscheinlich hat er sogar Kinder.
    »Und«, will er jetzt dazu noch wissen, »hast du ein schlechtes Gewissen wegen mir?«
    »Nö. Müsste ich das?«
    »Nein, musst du nicht.«
    »Soll ich dich mal zu Hause besuchen?«
    Ganz bestimmt nicht, du Penner. »Weiß ich noch nicht.«
    »Überleg es dir. Ich ruf dich an.«
    Schon klar.
     
    Mein Name ist Barbara, Barbara Braun. Ich bin dreißig Jahre alt. Ich bin kein kleines Luder, das sich nimmt, was es will. Ich werde nie ein Luder sein. Ich will alles und ich werde mich niemals mehr mit weniger zufriedengeben. Ich bin fähig zu lieben und wenn ich liebe, gebe ich mich ganz. Und jetzt will ich einfach nur noch nach Hause! Ich freue mich darauf, dort ganz alleine für mich zu sein. Vielleicht gehe ich eine Runde in die Badewanne, natürlich ohne Schotte vorher mit zwei Euro gefüttert zu haben. Vielleicht lege ich mich dann auf die Couch und ziehe mir erst Natürlich blond und dann Pretty Woman rein. Oder ich schau mir noch mal Stirb langsam 1

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