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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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hier ist Babsi, kann ich mal Marie sprechen?«
    »Die ist nicht da!«, bekomme ich leicht unterkühlt zur Antwort …
    »Hat sie gesagt, wann sie wiederkommt?«
    »Also Babsi, das hätte ich nie von dir gedacht. Tu nicht so. Du weißt doch alles. Ihr habt es bestimmt alle die ganze Zeit schon gewusst. Ich war mal wieder die Letzte, die es erfahren hat. Und das, obwohl ich ihre Mutter bin. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich jetzt fühle?«
    Super! Natürlich weiß ich überhaupt nicht, worum es gerade geht. Könnte ich natürlich behaupten. Allerdings ahne ich es. Marie hätte uns wenigstens vorwarnen können. Wahrscheinlich, nein, ganz bestimmt, hat sie Mutti alles erzählt. Also, was soll ich jetzt noch großartig rumlügen?
    »Ist Marie bei Uschi?«
    »Du hast es also gewusst. Warum hat mir denn keiner was gesagt?«
    »Ich weiß es auch erst seit einer Woche, Mutti. Und ich glaube, Marie weiß es selbst auch noch nicht so lange. Hauptsache ist, sie ist glücklich. Ist doch egal, mit wem.«
    »Wie sieht das denn aus? Was habe ich nur falsch gemacht mit euch? Marie lebt jetzt mit einer Frau zusammen und du sitzt wieder ganz alleine da. Was soll denn nur aus euch werden?«
    »Na, aus mir wird mal eine erfolgreiche Richterin. Wenigstens das weiß ich jetzt. Und Marie wird Modedesignerin und schneidert tolle Roben für Prominente. Du kannst doch stolz auf uns sein. Moment mal, was heißt, Marie lebt mit einer Frau zusammen? Ist sie denn ausgezogen?«
    »Ja, zu dieser Uschi. Einer Friseurin!«
    Mutti hat es wirklich nicht leicht mit uns. Wahrscheinlich bricht gerade ihr ganzes Weltbild zusammen. Nun, da muss sie jetzt durch. Dass Marie so schnell die Koffer gepackt hat, ist allerdings der Hammer. Wahrscheinlich konnte sie Muttis Geheule nicht mehr ertragen. Wow! Da gibt es ja morgen eine ganze Menge zu erzählen.
    Ich schicke eine SMS an Marie:
    Hallo Flüchtling, brauche eure Hilfe. Meine Wohnung
    will Farbe. Habt ihr morgen Zeit, so gegen zwei?
    Innerhalb von Sekunden bekomme ich Antwort. Das ging aber schnell!
    Geht klar. Uschi hat morgen Aushilfe im Laden, also kommt sie auch. Übrigens Achtung, wenn du Mutti sprichst. Sie weiß alles. Nur damit du vorbereitet bist.
    Die Warnung kommt etwas zu spät, aber ich verzeihe Marie. Immerhin hat sie mit ihrer Aktion etwas von der Sorge um mich abgelenkt. Jetzt muss ich nur noch schnell Lena anrufen.
    »Lena, hast du morgen Nachmittag Zeit? Ich will meine Wohnung streichen.«
    »Ja, das passt, Peter hat Urlaub. Der kann auf die Kinder aufpassen. Hast du schon mit Marie gesprochen? Mutti ist ziemlich fertig.«
    »Ich habe gerade mit ihr telefoniert.«
    »Und ich muss auch noch mit ihr reden. Bei mir gibt es nämlich auch was Neues. Aber das erzähl ich euch morgen.«
    »Was denn?«
    »Heut wird nix verraten. Ich muss jetzt aufhören, hab keine Zeit mehr. Die Kinder müssen ins Bett.«
    Holla, die Waldfee! Das wird ja spannend werden morgen! Was Lena wohl zu berichten hat? Ob sie wieder schwanger ist?



31
    So viel haben wir schon lange nicht mehr zusammen gelacht

    Lena ist nicht schwanger. Ganz im Gegenteil. Marie und ich gucken sie überrascht an. Lena hat richtig glänzende Augen und sieht total glücklich und voller Energie aus.
    »Du willst wieder studieren?«, frage ich sie ungläubig.
    »Ja. Wir haben alles ganz genau überlegt und besprochen. Peter findet die Idee gut. Er steht voll und ganz hinter mir.«
    »Und die Kinder? Wie machst du das mit denen?«
    »Das ist noch ein Problem. Ich habe Mutti gefragt, ob sie mich unterstützt. Aber sie war bockig. Sie habe noch zu viel mit euch beiden zu tun, sagt sie. Wahrscheinlich war es nur der falsche Zeitpunkt. Eigentlich liebt sie die Kinder ja.«
    »Also, ich helfe dir, wann immer du Hilfe brauchst. Ich meine, wenn ich Zeit habe, bin ich für dich da.«
    »Ich auch! Und Uschi auch, stimmt doch, Uschi?«, sagt Marie und strahlt ihre Freundin an. Die beiden sind ein süßes Paar. Ihr Anblick ist für mich immer noch etwas ungewohnt, aber sie passen wirklich gut zusammen. Praktisch an der Sache ist, dass ich jetzt meine Friseurin sozusagen in der Familie habe. Ein wenig Egoismus muss ja auch mal sein.
     
    Ich war den ganzen Morgen einkaufen. Zuerst habe ich einen Schlüssel zum Entlüften der Heizung besorgt. Meinen hat Jürgen ja bestimmt aus lauter Kleinlichkeit mitgehen lassen. Dann habe ich Abdeckfolie, Pinsel, Rollen und Farbe gekauft. Dazu jede Menge Kleinkram, der meine neue Bleibe gemütlich machen soll.

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