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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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an und freue mich auf das »Yippie ya yay, Schweinebacke«. Vielleicht lese ich aber auch Goethe oder beschäftige mich mit dem Prüfungsstoff. Immerhin rücken die Mündlichen unaufhaltsam näher. Wer weiß?



30
    Mutti hat es wirklich nicht leicht mit uns

    Ich habe eine ganze Schublade voll mit Liebesfilmen. Und eine Schublade voll mit Actionfilmen. Ein Film ist für mich gut, wenn ich ihn mindestens dreimal gesehen habe und ihn trotzdem jedes Mal wieder gucken würde, sobald er im Fernsehen kommt. Und gute Filme kaufe ich mir. Deswegen habe ich auch nie Probleme, wenn mal nichts in der Glotze läuft. Dann hole ich mir einfach eine DVD. Und wenn ich mich nicht entscheiden kann, suche ich mir den Film mit geschlossenen Augen aus. Und je nach Stimmung wähle ich dabei aus der linken oder aus der rechten Schublade. Das klappt meistens. Nur heute nicht.
    Ich wähle die Schublade mit den Liebesfilmen, schließe die Augen, greife hinein und halte Stadt der Engel in der Hand. Hätte es nicht was anderes sein können? Ich habe doch wirklich genügend schöne Filme zur Auswahl:
    Während du schliefst, Liebe braucht keine Ferien, Dem Himmel so nah, Pretty Woman, Dirty Dancing, Notting Hill, Schlaflos in Seattle, E-mail für dich, French Kiss, Frau mit Hund sucht Mann mit Herz, Harry und Sally, Grease, Das Haus am See, Jenseits von Afrika, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Mitten ins Herz, Tatsächlich... Liebe, Chocolat.
    Ich kann mir unmöglich Stadt der Engel ansehen. Den Film hat Jürgen mir mal geschenkt. Aber darum geht es jetzt gar nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass die blöde Meg Ryan sich zum Schluss von einem Lastwagen überfahren lässt, dann hätte ich diesen Film ungesehen zurückgegeben. Als ich das miterleben musste, hatte ich mindestens drei Tage schlechte Laune. Und wenn ich daran denke, dann könnte ich schon wieder mies drauf kommen. In meinen Filmen stirbt man nicht. Schon gar nicht am Ende. Das gehört sich einfach nicht für einen guten Liebesfilm. Also greife ich noch mal in die Schatzkiste. Pretty Woman . Perfekt!
    Nach den chaotischen Erfahrungen im Sauerland habe ich ein ruhiges Wochenende bitter nötig. Der Kühlschrank ist noch voll, da brauch ich gar nicht vor die Tür zu gehen. Außerdem ist sowieso richtiges Schweinewetter draußen, nass und kalt. Zur Abwechslung lasse ich den Whiskey mal Whiskey sein und genieße einen schönen heißen Kräutertee. Ich habe wieder meinen kuscheligen Flanellschlafanzug und die roten Stoppersocken an, doch Jürgens Heiratsantrag ist in weite Ferne gerückt. Ich vermisse ihn immer noch nicht. Aber verziehen habe ich ihm auch nicht. Weil er mich angelogen hat. Und das alles ausgerechnet wegen Natascha Anastasia.
    Vor mir auf der Couch liegt der Inhalt meiner geheimen Kiste. Ich habe sie kurzerhand ausgeleert. Eingemummelt in meine Kuscheldecke wühle ich in meinen Schätzen.
    Angelo liegt eigentlich ganz gut in der Hand. Was mache ich denn jetzt mit ihm? Ich kann ihn ja wirklich Oma Grete schenken, die hört eh schlecht. Mann, das wäre der Knaller. Ich verpacke Angelo schön bunt, verziere ihn mit Schleifchen und schenke ihn ihr zu Weihnachten. Und dann gucke ich ganz unschuldig und freue mich auf die verdutzten Gesichter ringsherum, wenn sie ihn brummend in der Hand hält. Oder ich schenke ihn Marie und Uschi. Ob die ihn brauchen könnten? Im Fernsehen träumt Pretty Woman Julia Roberts gerade von einem Ritter auf einem weißen Pferd, der sie aus ihrem Turm rettet, da fällt mir meine inzwischen ganz zerknitterte Lotte-Liste in die Hände. Die dreißig Tage sind noch nicht um, ich könnte also unter neuen Bedingungen noch etwas hinzufügen. Mir gefällt der Turm, in dem ich lebe eigentlich ganz gut. Ich muss nicht gerettet werden, aber ein wenig Farbe könnten die Wände gebrauchen. Also hänge ich unten an:
Lotte-Liste - guten Sex haben - die Wohnung streichen
    Das ist doch mal’ne Maßnahme. Jetzt, wo Jürgen nicht mehr hier wohnt, kann ich ohne Bedenken in die Farbtöpfe greifen. Ich wollte die Wohnung schon immer gerne etwas farbenfroher haben. Da sind die restlichen vierhundert Euro des Fluchtgeldes gut investiert. Eine Renovierungsparty! Mit Maja, Marie und Lena. Und vielleicht bringt Marie ihre Uschi mit. Als Friseurin ist sie bestimmt kreativ. Ich greife sofort zum Telefon. Maja geht nicht ran. Sie ist bestimmt bei Victor. Ich hinterlasse ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Dann ist Marie dran, die ist bestimmt zu Hause.
    »Hallo Mutti,

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