Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Gold plattiert waren. Der Fahrer stieg aus und öffnete Samad die Wagentür. Dieser wäre im Moment aus einiger Ferne selbst von seinen getreuesten Unterführern nicht erkannt worden. Er hatte seine Haare und seinen Bart beträchtlich gestutzt und sich einen sehr westlichen Straßenanzug gekauft. In der Hand trug er einen schicken Aktenkoffer. Alle Kolumbianer hielten ihn somit für einen erfolgreichen ausländischen Geschäftsmann, der die Wochenenden gerne in der freien Natur verbrachte, worauf sein Vollbart und seine sehnige Gestalt hindeuteten.
Ein leicht buckliger Mann mit einem grauen Schnurrbart, der eine Butler-Uniform trug, empfing ihn an der Tür und führte ihn auf die rückwärtige Terrasse. Dort saß der Mann, den Samad aufsuchen wollte, allein an einem Gusseisentisch und las die heutige Ausgabe der República Bogotá . Vor ihm stand ein Glas Orangensaft.
»Señor Rojas? Ihr Gast ist eingetroffen«, sagte der Butler auf Spanisch.
Als er die Zeitung sinken ließ, sah Samad einen Mann, der für seine Position erschreckend jung war. Samad versuchte seine Überraschung zu verbergen, als der Mann aufstand, mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar fuhr, das noch kaum einen Grauton zeigte, und ihn dann mit einem festen Händedruck begrüßte.
» Buenos días. Bitte nehmen Sie Platz.«
»Gracias« , sagte Samad, der annahm, dass sie das Gespräch auf Spanisch führen würden. »Es ist eine große Ehre, Sie endlich einmal persönlich zu treffen. Mullah Rahmani hat mir viel Großartiges über Sie mitgeteilt.«
»Nun, das ehrt mich. In Kürze wird man Ihnen ein Frühstück servieren.«
»Sehr aufmerksam.«
»Señor Ballesteros hat mir erzählt, dass Sie mit ziemlich vielen Begleitern hier sind.«
»Das stimmt.«
Rojas verzog das Gesicht. »Das macht mir ein wenig Sorgen. Ich habe meine diesbezüglichen Bedenken bereits Mullah Rahmani mitgeteilt.«
»Dann verstehen Sie ja unser Dilemma«, sagte Samad.
»Leider nicht. Er hat mir den Grund Ihres Besuchs nicht genannt und mir nur Ihr Kommen angekündigt. Deshalb wollte ich unbedingt mit Ihnen persönlich sprechen.«
»Nun, bevor wir darüber reden, möchte ich Ihnen versichern, dass die Fehler, die uns in Pakistan unterlaufen sind, nicht noch einmal passieren werden. Die CIA hat großen Druck auf uns ausgeübt, aber es ist uns gelungen, einen ihrer Agenten für uns zu gewinnen. Er hat uns einige Namen genannt. Mit seiner Hilfe werden die Lieferungen wieder wie gewöhnlich erfolgen.«
Rojas hob eine Braue. »Davon bin ich überzeugt, andernfalls bin ich gezwungen, mir einen anderen Lieferanten zu suchen. Viele Kriegsherren aus dem Norden haben bereits bei mir angeklopft. Und ich habe Rahmani auch noch einmal daran erinnert, dass wir das einzige Kartell sind, mit dem Sie Geschäfte machen werden.«
»Natürlich.«
»Und jetzt sollten Sie sehr genau zuhören! Wenn ich erfahre, dass Sie mit uns nicht glücklich sind und Ihr Produkt etwa an das Sinaloa-Kartell oder einen anderen meiner Konkurrenten verkaufen, hätte das sehr schwerwiegende Konsequenzen.«
Obwohl Samad seinen Ärger über diese Drohung kaum verbergen konnte, war er sich doch vollkommen im Klaren darüber, dass er dieses Haus nicht lebend verlassen würde, wenn er diesen Mann zu sehr verärgerte. »Wir wissen sehr wohl, dass es sich hier um exklusive Abmachungen handelt. Und wir schätzen es, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und dass Sie solche Anstrengungen unternehmen, um den Absatz unseres Produkts zu fördern, das in der Vergangenheit von den Kartellen weitgehend ignoriert wurde. In der Tat sind wir so dankbar für Ihre Hilfe, dass ich einige Geschenke mitgebracht habe.«
Samad bemerkte, dass Rojas auf seine Aktenmappe blickte. »Oh nein«, fügte Samad mit einem Grinsen hinzu. »Hier drin sind sie nicht. Sie sind etwas größer, wenn ich es einmal so ausdrücken darf.«
»Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.«
»Ja. Ein paar Liebesgaben für Ihre Feinde.«
Vor Ballesteros’ Dschungelhaus standen zwei Lastwagen, die mit technisch ausgefeilten Sprengkörpern beladen waren, die in Samads Fabrik in Zahedan hergestellt worden waren. Neben den Hunderten von Sprengsätzen standen zweiundzwanzig Kisten voller belgischer FN 5 , 7 - Pistole, von denen Samad wusste, dass sie von den mexikanischen Drogenkartellen besonders geschätzt wur den, die diese Matas policía gegen Polizisten einsetz ten, die »kugelsichere« Westen trugen. Die Geschosse aus diesen Pistolen durchschlugen diese
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