Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
benötigte, um sich die lokalen und nationalen Strafverfolgungsbehörden vom Leib zu halten.
Aber während Ballesteros sein Geschäft ständig vergrößerte, wurden Dios und seine Kameraden immer aggressiver gejagt. Je mehr ihre Mannschaftsstärke und Kampfkraft schwanden, desto stärker waren sie auf die Zahlungen von Ballesteros und anderen Drogenhändlern angewiesen. Dios hatte sich entschieden, dass sich dies ändern müsse, deshalb begann er, Ballesteros mehr und mehr unter Druck zu setzen. Dieser war jedoch so stur, dass er ihn am Ende vielleicht sogar töten musste.
Dios legte die Hand ans Kinn. Er machte sich zu einer langen, erholsamen Nacht bereit.
Weder hörte noch sah er den Mann sein Zelt betreten. Er fühlte nur plötzlich, wie sich ihm eine fremde Hand auf den Mund legte und ihm jemand die Faust in die Rippen schlug. Als er die Augen weit aufriss, sah er in der körnigen Dunkelheit eine schwarz gekleidete Gestalt mit einer Gesichtsmaske, in die nur eine Augenöffnung geschnitten war – oder war das eine Augenklappe über dem einen Auge?
»Viele Grüße von Ballesteros. Mit uns legt man sich nicht an. Niemals. Deine Jungs werden das von nun an wissen … Und jetzt wirst du Gott begegnen …«
Der Mann schlug ihm noch einmal auf die Brust, und Dios verspürte erneut einen glühenden Schmerz. Plötzlich konnte er seine Arme und Beine nicht mehr kon trollieren. Er wollte husten. Unmöglich. Er wollte atmen. Unmöglich. Und dann …
A ls er das Zelt mit blutigen Handschuhen verließ, musste Fernando Castillo an die anderen Männer denken, die genau zu diesem selben Zeitpunkt getötet wurden, sechs weitere hochrangige FARC -Führer, an deren Brust jetzt Zettel befestigt waren, auf denen man sie um ein wenig »Geduld« und ihre erneute Kooperation »bat«.
Das Juárez-Kartell hatte gesprochen.
Privates Herrenhaus
Bogotá, Kolumbien
D u wirst sie anführen. Du wirst den Dschihad in die Vereinigten Staaten tragen. Dazu musst du dich der Kontakte mit den Mexikanern bedienen, die du in letzter Zeit hergestellt hast. Du verstehst doch, was ich meine?«
Das waren die Befehle, die Mullah Abdul Samad ausführen musste. Jede seiner Entscheidungen musste der Erfüllung seiner Mission dienen. Wie sehr er auch seine folgenden Handlungen verabscheuen würde, er durfte niemals Mullah Omar Rahmanis Worte vergessen.
Samad war in einer schwarzen Mercedes-Limousine unterwegs. Niazi und Talwar schauten sich im Charleston-Hotel, in dem sie Ballesteros in geräumigen Suiten untergebracht hatte, spanische Seifenopern an. Insgesamt waren sie siebzehn Mann. Vierzehn der fünfzehn Kämpfer Samads waren sicher in Bogotá eingetroffen, und nach Allahs Willen hatten er, Niazi und Talwar nach dem Angriff der FARC -Truppen das Dschungel haus unbeschadet verlassen können. Bisher hatte es nur einen einzigen Rückschlag gegeben: den Tod Ahmad Legharis in Paris. Leider konnte Ballesteros ihnen für die Fahrt nach Mexiko kein U-Boot zur Verfügung stel len, doch es gab bestimmt einen anderen Weg. Viel wichtiger war der Grenzübertritt in die Vereinigten Staaten. Wenn Samad jetzt mit dem Juárez-Kartell ein Abkommen schließen konnte, wäre die Planung auch für diesen problematischsten Teil der Reise perfekt. Wenn nicht, müssten sie eine andere Lösung finden. Rahmani hatte ihm mitgeteilt, dass er bereits in Kontakt zu wenigstens einem anderen Kartell stand. Allerdings fürchtete er, dass diese Kontaktaufnahme Rojas alarmieren und verärgern könnte; deshalb wollte er in dieser Sache ganz langsam und vorsichtig vorgehen.
Der Fahrer, ein junger Mann von höchstens einundzwanzig Jah ren, steuerte die Limousine jetzt eine breite, gepflasterte Auffahrt hinauf, die zu einem in den Vorber gen gelegenen spektakulären Herrenhaus im Kolonialstil führte, von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Ballesteros hatte ihm erzählt, dass es sich dabei um ein weiteres »Ferienhaus« seines Bosses hand le, das unter Brüdern bestimmt ein paar Millionen Dollar wert war. Samad, der sich bewusst für einen ganz einfachen Lebensstil entschieden hatte, verachtete diesen Protz von ganzem Herzen, von den Dutzenden von Mansardenfenstern über die sechs unterschied lichen Springbrunnen, die die Zufahrt säumten, bis zu den Marmorstatuen, die einem den Eindruck vermittelten, vor einem Museum und nicht vor einem Privathaus zu stehen. Sie hielten vor einer prächtigen Eingangstür aus dunklem Walnussholz, deren handgeschnitzte Blatt muster mit
Weitere Kostenlose Bücher