Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Schutzwesten meist. Samad war also überzeugt, dass ein solches Geschenk Rojas und seinen Sicarios hochwillkommen sein würde.
Samad holte aus seiner Mappe eine Bestandsliste heraus und zeigte sie Rojas, dessen Augen ganz groß wurden. »Ausgezeichnet.«
»Ich lasse Ihnen die Waffen noch heute Nachmittag liefern.«
»Nicht hierher. Fernando wird Sie anrufen und das Nähere mit Ihnen vereinbaren. Ich nehme an, Sie sind nicht den weiten Weg gereist, um uns Waffen zu liefern oder sich für das, was in Pakistan passiert ist, zu entschuldigen.«
»Nein.«
»Sie möchten mich um einen Gefallen bitten.«
Samad seufzte tief auf. »Einer unserer teuersten Freunde, ein ehrwürdiger Imam, leidet unter Lungenkrebs und muss unbedingt in die Vereinigten Staaten, weil er nur dort die beste medizinische Behandlung erhalten kann. Er reist mit uns, zusammen mit seinen beiden Söhnen, zwei Neffen und einigen Schülern. Ich versichere Ihnen, dass er kein Terrorist ist, nur eine arme sterbende Seele, die die beste ärztliche Hilfe benötigt. Die Universität in Houston hat das beste Krebszentrum. Wir möchten den Imam dorthin bringen. Aber dazu brauchen wir Ihre Hilfe. Wegen seines Glaubens und seiner Finanzierung durch bestimmte arabische Staaten steht sein Name auf der US -amerikanischen Terrorliste und folglich auch auf der internationalen No-Fly-Liste. Wenn Sie uns helfen könnten, ihn und seine Begleiter nach Houston zu bringen, wären wir Ihnen unendlich dankbar.«
In diesem Moment erschien eine Bedienstete und stellte ein Tablett mit Toast, Marmelade, Frühstücksflocken und Kaffee vor Samad auf den Tisch. Die Unterbrechung kam zu einem ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt, weil er gerade versuchte, die Reaktion auf Rojas’ Gesicht zu deuten.
Samad dankte der Frau und schaute zu Rojas hinüber, der sein Orangensaftglas fixierte. Dann beugte er sich über den Tisch und sagte: »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Aber Señor, das ist eine Sache auf Leben und Tod!«
»Genau das ist es.«
Rojas rückte seinen Stuhl zurück, stand auf, ging ein paar Schritte, kehrte an den Tisch zurück und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Als er schließlich etwas sagte, hatte seine Stimme einen viel dunkleren Ton angenommen: »Können Sie sich vorstellen, was passieren würde, wenn man Ihre Gruppe aufgreift? Können Sie sich das wirklich vorstellen?«
»Aber man würde uns nicht erwischen, denn mithilfe Ihrer Sachkenntnis würden wir dort sicher ankommen.«
Rojas schüttelte den Kopf. »Die Vereinigten Staaten sind ein schlafender Hund. Und es heißt ja, dass man schlafende Hunde nicht wecken soll. Wenn wir diesen Hund wecken, werden Sie und ich dessen Zorn erfahren. Wir könnten verhaftet werden, und unser Geschäft wäre ruiniert. Ich habe das Rahmani ganz klargemacht. Sie können uns nicht benutzen, um Ihren Dschihad zu führen. Wir werden Ihnen niemals eine sichere Passage in die Vereinigten Staaten verschaffen. Ich werde niemals etwas unternehmen, was die Nachfrage nach unserem Produkt gefährden könnte. Sie und ich wissen doch ganz genau, dass die Amerikaner die wichtigsten Konsumenten unseres Produkts sind.«
»Der Imam wird ohne Ihre Hilfe ganz sicher sterben müssen.«
»Es steht zu viel auf dem Spiel. Die Vereinigten Staaten geben bereits viele Millionen aus, um ihre Grenze zu schützen. Sie kennen doch die Drohnen, die Ihnen in Waziristan so große Probleme bereiten? Nun, sie lassen jetzt auch die Grenze von Drohnen überwachen. Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Schwierigkeiten wir im Moment haben, unsere Operationen so zu gestalten, dass wir ihnen nicht in die Arme laufen. Und dabei ist der Hund ja noch gar nicht aufgewacht.«
Rojas’ Gesicht nahm einen unerbittlichen Ausdruck an. Es war klar, dass er seine Meinung nicht mehr ändern würde. Samad wusste, dass es sinnlos war, ihn weiter zu bedrängen. »Ich verstehe Ihre Bedenken. Natürlich bin ich enttäuscht über Ihre Entscheidung. Wir werden dem Imam mitteilen müssen, dass wir anderswo nach einer Behandlungsmöglichkeit suchen müssen.«
»Dabei kann ich Ihnen helfen. Ich lasse mein Büro einige Anrufe tätigen, und ich bin mir sicher, dass wir ein Krebszentrum finden werden, das allen Bedürfnissen Ihres Imams gerecht werden wird.«
»Haben Sie vielen Dank, Señor.«
Rojas entschuldigte sich einen Moment, um einen Telefonanruf entgegenzunehmen, während Samad frühstückte. Als der Mexikaner an den Tisch zurückkehrte, nahm er erst einen tiefen
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