Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Schienen an langen Seilen durch den Tunnel gezogen, sodass man überhaupt keine Drogenkuriere mehr brauchte.
»Wer zum Teufel bist du?«, fragte jetzt der größere der beiden Sicarios .
»Ein Fan der Boston Red Soxs«, antwortete Moore und schoss dem Kerl ins Gesicht. Da gab es keine Schuld gefühle und kein Zögern, nur Aktion und Reaktion. Wenn Moore überhaupt etwas empfand, dann war es ein großer Abscheu vor diesen Drecksäcken, die moralisch so tief gesunken waren. Mitglieder einer Organisation, die andere Menschen versklavte, reservierten sich automatisch ein ganz besonderes Hotelzimmer in den tiefsten Tiefen der Hölle. Der größere der beiden Halun ken hatte gerade seinen Zimmerschlüssel bekommen und würde bald nur noch Feuer schlucken.
Während die Frauen schrien und die Jungen zum Lieferwagen zurückrannten, richtete Moore seine Glock auf den zweiten Kerl, der jetzt in das Zimmer direkt neben seinem Kumpel einziehen würde.
Der Gangster hob seine Pistole.
Moore drückte zuerst ab.
Der Sicario feuerte eine halbe Sekunde später.
Moore sprang jedoch bereits beiseite, während der zweite Schurke eine halbe Drehung vollführte, zusammenbrach und dann den Kanal in Richtung Lieferwagen hinunterrollte. Er hatte einen sauberen Kopfschuss bekommen.
Towers, der das Ganze wahrscheinlich von der anderen Seite des Grabens aus verfolgt hatte, funkte ihm jetzt zu: »Schicken Sie die Frauen zuerst durch den Tunnel. Wir können erst etwas für sie tun, wenn sie auf der anderen Seite sind. Ich komme dann runter und kümmere mich um die Leichen.«
»Okay«, knurrte Moore.
»Bringt diese Rucksäcke zurück in den Lieferwagen«, befahl er den Jungen. »Sofort! Dann kommt ihr alle wieder hierher! Ich gehöre zu den Guten. Ich schicke euch durch den Tunnel! Ich gehöre zu den guten Jungs. Auf geht’s!«
Während die Jungen zum Van hinüberliefen, sammelte Moore die Waffen der beiden Sicarios ein, damit nicht einer seiner Gefangenen auf dumme Gedanken kam. Die Mädchen schlüpften unter dem Gitter durch und kletterten in den Überlaufkanal hinunter. Sie alle trugen die gleichen billigen, weißen Tennisschuhe, wie man sie bei Walmart nachgeworfen bekam. Wahrscheinlich hatten sie diese Schlappen von den Sicarios bekommen.
Als alle Rucksäcke im Lieferwagen verstaut waren, forderte Moore die Jungen auf, den Mädchen zu folgen. Er trieb sie vor sich her, wobei er an den beiden Kalaschnikows, den Extrapistolen und seinen eige nen Waffen schwer zu tragen hatte. Als sie alle auf dem Boden des Regenüberlaufs standen, leuchtete Moore mit einer Taschenlampe der Sicarios in das Loch hinein.
Dann drehte er sich zu der Gruppe um und sagte nur ein Wort: »Amerika.«
Die Mädchen, von denen einige jetzt weinten, schüttelten ängstlich den Kopf, aber eine, die längste und vielleicht auch älteste, drängte sich durch die Gruppe hindurch und verschwand im Tunnel. Von innen rief sie den anderen Mädchen etwas zu, wobei ihr Chinesisch wie das Rat-tat-tat eines Maschinengewehrs klang. Die anderen waren von ihrem Mut so beeindruckt, dass sie ihrer Aufforderung folgten und sich nacheinander in das enge Loch hineinwagten.
Dann wandte sich Moore den Jungen zu: »Wenn ihr auf der anderen Seite seid, wird man euch helfen. Ich möchte nicht, dass ihr noch einmal für die Kartelle arbeitet, ganz egal, was diese euch erzählen. Ganz egal, was sie tun. Ihr dürft nie mehr für sie arbeiten. Okay?«
»Okay, Señor«, sagte einer von ihnen. »Okay.«
Nach nicht einmal einer Minute waren sie alle im Tunnel verschwunden. Moore rief Ansara an: »Sie müssen bald bei Ihnen ankommen. Ab jetzt sind Sie für die Leute verantwortlich.«
Man würde die Personalien der Mädchen aufnehmen und sie dann nach China zurückschicken, falls sich nicht doch noch eine humanitäre Organisation ihrer annahm. Auch die Jungen würde man identifizieren, und sie, wenn kein Haftbefehl vorlag, nach Mexiko abschieben. Deshalb hatte Moore sie ja auch so dringend aufgefordert, nie mehr für die Kartelle zu arbeiten. Unglücklicherweise würden die meisten das ignorieren, vor allem diejenigen, die wussten, wie der ganze Prozess funktionierte. Sie würden das Risiko bestimmt noch einmal eingehen.
Dann rief Moore Luis Torres an. »Ich habe ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk für Ihren Boss.«
»Wie viel?«
»Eine ganze Menge.«
Torres, Zúñiga und der Rest des Sinaloa-Kartells wussten natürlich nicht, dass Moore und Towers jeden Rauschgiftriegel mit einem GPS
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