Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
hinein, ob er den zweiten ausmachen konnte.
Wo war dieser Hundesohn? Bestimmt hatte er den Schuss gehört. Verdammt, ihm fehlte die Zeit, um lange nach ihm zu suchen.
»Ich musste einen Kurier erschießen«, rief er. Seine Stimme hallte durch den Regenkanal, während er sein Nachtsichtgerät ans Auge hob. »Er hat versucht, uns zu bestehlen.«
Da, direkt vor ihm, eine Bewegung.
Als er sich auf den Boden warf, landete er in einer Pfütze. Jetzt war ein Schuss zu hören, der direkt neben seinem Ellbogen im Wasser einschlug. Er rollte sich zur Seite und auf den Rücken. Er wusste, dass er sterben würde, wenn er sich nicht sofort aufsetzte und zurückschoss.
21
Kugelsicher
Al-Basrah-Ölterminal
Persischer Golf, Irak
19. März 2003
W ährend Moore in dieser Pfütze lag und in die Dun kelheit hineinstarrte, versetzte er sich eine Sekunde lang ins Jahr 2003 zurück, als er, wenngleich in 6 Meter Tiefe, ebenfalls auf dem Rücken lag und die Umrisse der beiden riesigen Betonpfeiler betrachtete, die wie die muskulösen Beine eines in knietiefem Wasser stehenden Riesen immer dicker wurden. Die Sicherheitslichter der Ölplattform verwandelten die Wasseroberfläche in ein sich kräuselndes Spiegelbild gelber Blitze, das an den Rändern eine tiefblaue Farbe annahm. In diesen dunklen Wasserflächen schwebten noch drei weitere Schatten, wie eine kleine Walherde, die sich langsam von der Strömung treiben ließ. Eine fast unheimliche Ruhe senkte sich über ihn, als er dort schwebte. Sein LAR-V-Dräger-Sauerstoffkreislaufgerät stieß keine einzige Blase aus, und sein rhythmisches und kontrolliertes Atmen erlaubte es ihm, seine Gedanken so weit zu klären, dass er sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren konnte. Die Digitalkamera ließ sich mühelos bedienen und nahm ein Bild nach dem anderen auf, mit deren Hilfe sie die Positionen der eigenen Unterwassersicherheitskameras der Plattform markieren konnten, denen er und der Rest des Teams zuvor natürlich sorgfältig ausgewichen waren.
Moore, Carmichael und die anderen SEAL s waren in zwei 4-Mann-Teams aufgeteilt, die mit mehreren Mark 8 Mod 1 SEAL Delivery Vehicles genannten Klein-U-Booten zur südlichen Plattform des Ölterminals gelangt waren. Von hier unten ähnelte das Ganze einem Trampolin, das hoch über dem Wasser an Dutzenden von Krabbenbeinen aufgehängt war. An der Spitze der Aufbauten waren mächtige Antennen und breite Satellitenschüsseln angebracht. Außerdem gab es da oben eine geodätische Kuppel und zahlreiche Ausguckkanzeln. Auf allen vier Seiten des Turmaufbaus patrouillierten ständig Wachen an den Metallgeländern entlang.
»Großer Ruhm ist dabei wirklich nicht zu gewinnen. Wir gehen rein, schießen ein paar Bilder von der irakischen Ölplattform und gehen wieder raus. Fertig ist die Laube!«
Dies war tatsächlich eine einfache Fotoaufklärungsoperation, die in ein paar Minuten vorbei sein würde. Danach würden sie sich zum Frühstück ein paar Biere genehmigen. Während Moore die Unterwasseraufnahmen machte, fotografierten die anderen drei Männer seines Teams von der Wasseroberfläche aus alles, was ihnen interessant erschien. Dazu gehörten vor allem die Positionen und Fahrtrouten der irakischen Patrouillenboote und die Geschützbatterien auf der Plattform.
Im Augenblick waren vier Tanker gleichzeitig an der Plattform angedockt, um mit Rohöl betankt zu werden. Bei der Einsatzbesprechung hatte Moore erfahren, dass der Irak mit dieser Plattform 80 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftete. Täglich wurden dort 1 , 5 Millionen Barrel Mineralöl verladen. Dies machte Al Basrah natürlich entscheidend wichtig für die Wirtschaft des Landes. Plötzlich meldete sich Carmichael über Funk: »Team Zwei, hier ist Mako Zwei. Hört gut zu: Die reguläre Besatzung ist abgezogen. Dort oben stehen jetzt Revolutionsgardisten auf der Wacht. Sie haben auch die großen Geschütze auf die Plattform gebracht. Sie sind jetzt kampfbereit.«
»Verstanden«, antwortete Moore. »Alle sollen besonders auf eventuelle ›Anzeichen‹ achten.«
»Das tun wir bereits, Mako Eins«, antwortete Carmichael.
Im SEAL s-Jargon hatte Moore Carmichael und seinem eigenen Team gerade befohlen, nach »Anzeichen« für Sprengladungen zu suchen, die die Iraker unter Wasser sowie weiter oben entlang des Außengeländers der Plattform angebracht haben könnten. Die Iraker würden nämlich eher ihr Ölterminal zerstören, als es in Feindeshand fallen zu lassen. So wie Moore sie
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