Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Rucksäcke nehmen wir mit, aber lasst sie vorerst mit den Raketen hier liegen.«
Niazi und Talwar halfen den Männern, ihre Rucksäcke mit den Raketen abzunehmen. In diesem Moment vibrierte Samads Handy. Der Mann am anderen Ende der Leitung war ein afghanischer Kampfgefährte, der jetzt nur zwei Wörter auf Paschtu sagte: »Zwei Minuten.«
»Wir sind bereit.«
Samad hatte einen Mann im Tunnel gelassen, um sicherzugehen, dass sie nicht verfolgt wurden. Der Mann rief jetzt von unten herauf, bisher sei alles in Ordnung.
Die ganze Mannschaft stand jetzt in einer Reihe mit den Händen auf dem Rücken da. Ihnen war zwar eine gewisse Nervosität anzumerken, aber Samad vertraute auf ihr Training und ihre Entschlossenheit.
Draußen wurden die Sirenen immer lauter. Samad ging ans Fenster und konnte schließlich beobachten, wie zwei Streifenwagen der Polizei von Calexico, gefolgt von zwei Polizeitransportern, mit blinkenden Signallichtern heranrasten und vor dem Haus anhielten. Acht Polizisten stiegen mit gezogenen Waffen aus und stürmten das Haus.
»Also gut, Männer«, sagte Samad langsam und unaufgeregt. »Wir sind alle verhaftet – im Namen Allahs.«
Die Eingangstür wurde aufgerissen und zwei Polizisten stürzten herein. Ihre Bärte waren so sauber gestutzt wie der Samads, und ihre Haut hatte denselben dunklen Teint. »Hört mir jetzt alle zu«, sagte der Cop auf Paschtu. »Wir warten noch eine Minute, dann gehen wir alle zusammen hinaus. Ihr haltet die Hände hinter den Rü cken, als ob man euch Handschellen angelegt hätte. Wir kümmern uns um die Rucksäcke.«
»Ausgezeichnet«, sagte Samad. Sie würden eine gute Show für alle Späher des Kartells veranstalten, die höchstwahrscheinlich das Haus beobachteten. Es könnten jedoch auch solche darunter sein, die für die Feinde des Kartells, also dessen Rivalen oder die Polizeibehörden der beiden Länder, arbeiteten.
»Wir gehen jetzt hinaus und steigen in die Transpor ter«, sagte der »Beamte«, nachdem zwei weitere Kollegen von ihm das Haus durch die Hintertür betreten hatten.
Samad nickte, rief seinem Mann im Tunnel zu, er solle heraufsteigen, dann verließen er und die anderen das Haus, während sie alle ihre Hände auf den Rücken hielten. Sie wurden mit vorgehaltenen Pistolen über die Straße geführt, wo sie in die wartenden Transporter stiegen. Samad ließ den Blick über die Dächer und Hecken der benachbarten Häuser gleiten. Einige Bewohner standen vor ihrer Haustür und schüttelten den Kopf über die »Polizeirazzia« in ihrer Straße.
Als Nächstes wurden die Drogenrucksäcke und als Letztes die sechs Raketen eingeladen. Drei Minuten später brausten sie davon. Samad schloss die Augen und ballte seine Hände zu Fäusten. Sie hatten es geschafft. Der Dschihad war wieder in Amerika angelangt.
33
Er darf nie etwas vom Kartell
erfahren
Grenztunnel-Haus
Calexico, Kalifornien
M oore und Ansara parkten ihren Pick-up um die Ecke von dem Haus, in dem der Tunneleinstieg lag. Bevor sie ausstiegen, rief Towers sie noch einmal an. »Die Ortspolizei von Calexico hat eine Razzia auf das Haus veranstaltet. Dabei wurden laut Angaben unserer Späher zahlreiche Drogenkuriere verhaftet, aber auch ziemliche Mengen Rauschgift konfisziert. Das bestätigt Ruebens Bericht. Als wir jedoch nachfragten, hat uns die örtliche Polizei mitgeteilt, sie habe damit überhaupt nichts zu tun. Sie versuchten zwar, diese Fahrzeuge aufzufinden, aber sie seien alle verschwunden. Entweder hat sich die Polizei von Calexico mit dem Kartell eingelassen, oder hier läuft eine ganz schön raffinierte Nummer ab, um an diese Drogen zu gelangen.«
»Im Moment können wir dazu überhaupt nichts sagen«, erwiderte Moore. »Aber wir gehen jetzt rein und schauen nach diesen Jungs. Halten Sie nur alle anderen von diesem Ort fern. Ich rufe zurück.«
Er und Ansara schlichen an den Hecken vorbei und arbeiteten sich bis zu dem Haus gegenüber dem Tunneleingang vor. Dort kauerten sie sich hinter zwei Palmen. Der Kartell-Lieferwagen parkte in der Einfahrt. Ein Mann saß noch im Führerhaus. Die anderen beiden hatten wahrscheinlich schon das Grenztunnel-Haus betreten.
Sie mussten also von hinten eindringen, damit der Typ im Transporter sie nicht bemerkte. Im Moment forderte Moore jedoch Ansara durch Zeichensprache auf, noch etwas zu warten. Er erinnerte sich ständig daran, dass es ihre Aufgabe war, diesen Typen und damit dem Geld zu folgen und sie auf keinen Fall aufzuhalten, obwohl er und
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