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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dahinter die Köpfe der Taliban zu sehen, die Rana auf dem Gewissen hatten.
    Dann steckte er die Pistole wieder weg, atmete tief durch und legte sich zurück aufs Bett. Mein Gott, wenn er sich eine Zeit lang selbst bemitleiden wollte, dann konnte er das genauso gut gleich hier erledigen, bevor die Jungs, die ihn beschatteten, an die Türe klopften.
    Er schickte Leslie eine SMS , dass er sie vermissen würde und dass sie ihm doch bitte ein weiteres Bild von sich schicken solle, dass die Dinge hier nicht so gut laufen würden und dass er ein bisschen Aufmunterung brauchen könnte. Er wartete ein paar Minuten, aber da drüben war es schon spät, und es kam keine Antwort. Er lag auf dem Bett und wurde von demselben Gefühl überwältigt, das ihn einst während des BUD/S -Kurses übermannt hatte, diesem brennenden Verlangen, aufzugeben und die eigene Niederlage einzugestehen. Er wünschte sich, dass Frank Carmichael jetzt bei ihm wäre und ihn überzeugen würde, dass Khodais und Ranas Tod einen Sinn hatten und dass wegzulaufen das Schlimmste wäre, was er jetzt tun könnte. Aber eine andere innere Stimme, die weit vernünftiger zu sein schien, erklärte ihm, dass er nicht jünger wurde und dass es weit weniger gefährliche, dafür aber einträglichere Wege gebe, seinen Unterhalt zum Beispiel als Berater eines privaten Sicherheitsunternehmens oder als Vertreter eines großen Herstellers von Militär- und Polizeiausrüstungen zu verdienen. Wenn er dagegen in seiner gegenwärtigen Stellung verbleibe, werde er nie Frau und Kinder haben. Sein Job machte ihm immer solange Spaß, bis jemand, den er kannte, jemand, zu dem er eine tiefe Verbindung aufgebaut hatte, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruhte, gefoltert und ermordet wurde. Jedes Mal, wenn Moore seinen inneren Schutzschild senkte und sich echte Gefühle für jemand gestattete, wurde ihm dieser Mensch irgendwann entrissen. Wollte er so für den Rest seines Lebens weitermachen?
    Ende 1994 saßen Moore und Carmichael in einer Bar in Little Creek, Virginia, und feierten die Nachricht, dass sie bald Terrorbekämpfungsspezialisten bei ihrem neuen SEAL -Team werden würden. Sie kamen dabei mit einem anderen SEAL mit dem Spitznamen Captain Nemo, einem Artilleriemaat, ins Gespräch, der der Task Unit Bravo als Pilot des » SEAL Delivery Vehicle« SDV , eines besonderen Mini-U-Boots, und als Leiter der Instandsetzungsabteilung zugeteilt war. Bei einer Übung unter realen Bedingungen, bei der Nemo dieses Kleinst-U-Boot steuerte, ertrank zufällig ein Besatzungsmitglied. Er wollte nicht über die näheren Umstände des Unfalls sprechen, von dem Moore und Carmichael bereits gehört hatten. Nemo erzählte ihnen jedoch, dass er die SEAL s verlassen wolle. Er fühlte sich für den Unfall verantwortlich, obwohl ihn die anschließende Unter suchung von jedem Fehlverhalten freigesprochen hatte.
    Da saßen sie nun und bereiteten sich auf ihre Karriere als Mitglied der SEAL s vor, und dann tauchte dieser Nemo auf und dämpfte ihren Enthusiasmus ganz gewaltig.
    Aber auch bei dieser Gelegenheit fühlte sich der gute, alte Carmichael genötigt, die passenden Worte zu finden: »Du kannst nicht so einfach aufhören«, erklärte er Nemo.
    »Oh, und warum?«
    »Wer soll denn künftig deine Aufgaben erledigen?«
    Nemo feixte. »Ihr Jungs. Die Neuen, diejenigen, die noch zu naiv sind, um zu begreifen, dass es das Ganze hier einfach nicht wert ist.«
    Carmichael entgegnete ihm: »Jetzt hör mir mal zu, Kumpel. Dass wir hier sind, ist ein Geschenk. Wir sind diesem Ruf gefolgt, weil wir tief drinnen – und ich möchte, dass du darüber nachdenkst – dass wir also tief in unserem Inneren wissen, ohne den geringsten Zweifel zu verspüren, dass wir nicht geboren wurden, um hundsgewöhnliche Leben zu leben. Wir wussten das bereits, als wir noch Kinder waren. Und wir wissen es jetzt. Du kannst dieses Gefühl nicht abschütteln. Du wirst es für den Rest deines Lebens verspüren, ob du nun von hier weggehst oder nicht. Und wenn du jetzt aufhörst, wirst du es später bereuen. Du wirst dich umschauen und denken: Ich gehöre nicht hierher. Ich gehöre dorthin. «
    Moore stand von seinem Bett in diesem trostlosen Hotelzimmer auf, drehte sich einmal um sich selbst und murmelte: »Ich gehöre hierher, verdammt.«
    Sein Handy piepste. Eine SMS . Er schaute nach. Leslie. Er seufzte.

14
    Sangre fría
    Polizeistation Delicias
    Juárez, Mexiko
    G loria Vega sprang auf den Beifahrersitz eines Ford F- 150

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