Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
einziger schlug in dem Fluchtfahrzeug ein.
Vega sprang auf die Füße und lief zur Beifahrerseite hinüber, wo Gómez in Deckung gegangen war. Er schüttelte den Kopf.
»Los! Hinterher!«, rief sie ihm zu.
»Ich fordere Verstärkung an. Andere Einheiten werden sie verfolgen.«
» Wir werden das erledigen!«, schrie sie ihn an.
Er kniff die Augen zusammen und seine Stimme nahm einen scharfen Ton an: »Was habe ich Ihnen vorhin gesagt?«
Sie zog die Luft ein und verkniff sich einen Fluch. Plötzlich bemerkte sie auf dem Dach eine Bewegung. Als sie emporschaute, sah sie, dass der Scharfschütze, der die beiden Hundeführer niedergestreckt hatte, sie genau im Visier hatte.
»O mein Gott«, keuchte sie. Eine Sekunde später war der Killer hinter der Dachbrüstung verschwunden.
Sie blinzelte. Atmete.
Und kehrte in die Gegenwart zurück.
»Er ist noch hier«, rief sie. »Dort oben!«
Die anderen Beamten blieben hinter ihren Autotüren in Deckung, schüttelten den Kopf und gaben ihr das Zeichen, sich auch in Sicherheit zu bringen.
Sie kauerte sich neben Gómez. »Wir lassen ihn entkommen.«
»Die anderen Einheiten werden ihn erwischen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir sind nicht hierhergekommen, um uns ein Gefecht mit ihnen zu liefern. Wir sind hier, um einen Tatort zu untersuchen. Und jetzt halten Sie den Mund .«
Vega schloss die Augen. Genau in diesem Moment hatte sie eine Eingebung. Bisher hatte sie alles falsch gemacht. Sie musste die Nähe dieses Mannes suchen, sein Vertrauen gewinnen und ihn nicht zu ihrem Feind machen, nur weil sie davon ausging, dass er das ohnehin schon war. Sie musste seine Vatergefühle wecken und ihm erlauben, sie alles über diese Stadt zu lehren. Wenn er sie dann schätzen lernte und sie womöglich sogar zu respektieren begann, würde vielleicht seine Wachsamkeit so weit nachlassen, dass sie zuschlagen konnte.
Bisher hatten sie ihr Ego und ihre dominante Art behindert. Sie musste sich eingestehen, dass sie gleich den Beginn dieser Beziehung ziemlich verpatzt hatte.
Nach weiteren zwei oder drei Minuten arbeiteten sich die vordersten Polizisten langsam und vorsichtig zu den Leichen vor. Gleichzeitig kehrten die Mieter auf ihre Bal kone zurück, um den Rest der Vorstellung zu genießen.
»Ist das deine neue Partnerin?«, wollte ein älterer Beamter von Gómez wissen.
»Ja«, antwortete dieser kurz angebunden.
»Bis zum Wochenende ist sie tot.«
Gómez schaute Vega an. »Hoffentlich nicht.«
Sie schluckte. »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, was mich hier erwartet …«
Gómez hob eine Augenbraue. »Vielleicht sollten Sie ab und zu mal in eine Zeitung schauen.«
Monarch-Club
Juárez, Mexiko
D ante Corrales hatte wirklich Lust, jemanden zu töten. Drei seiner Sicarios waren gerade erst in Delicias über den Haufen geschossen worden, und Kommissar Gómez hatte ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass er sich Sorgen mache. Die Bundespolizei würde ihn in letzter Zeit genauer beobachten und habe ihm eine Kommissarin zugeteilt, die wahrscheinlich für das Präsidentenamt arbeitete. Man könne ihr nicht trauen, deshalb müsse er in nächster Zeit vorsichtiger auftreten.
Darüber hinaus hatte ein Amerikaner, ein Mr. Scott Howard, in seinem Hotel eingecheckt. Ignacio hatte erfahren, dass der Typ Grundstücke für seine Unternehmen suchte. Corrales konnte das nicht ganz glauben und ließ den Mann vorsichtshalber überwachen. Bisher hatte jedoch nichts gegen die Angaben des Mannes gesprochen.
Während Raúl und Pablo einem Kontaktmann, den alle nur den »Banker« nannten, eine Menge Bargeld überbrachten, fuhr Corrales ins Monarch, um dort etwas zu essen und sich ein paar Cervezas zu genehmigen. Unterwegs klingelte sein Telefon: Ballesteros rief ihn aus Bogotá an. Was zum Teufel wollte der fette Bastard denn jetzt schon wieder?
»Dante, wissen Sie, dass mich die Jungs von der FARC schon wieder überfallen haben? Ich brauche mehr Unterstützung.«
»Okay, okay. Sie können es ihnen erzählen, wenn sie bei Ihnen ankommen.«
»Und wann wird das sein?«
»Bald.«
»Haben Sie das von Puerto Rico gehört?«
»Was denn?«
»Sehen Sie keine Nachrichten im TV ?«
»Ich hatte viel zu tun.«
»Das FBI hat nach einer internen Ermittlung eine Menge Polizisten auffliegen lassen. Über hundert Beamte wurden verhaftet. Wissen Sie, was mir das für Schwierigkeiten macht? Auf die haben wir uns verlassen. An einem einzigen Tag habe ich eine ganze Lieferroute verloren. Wissen Sie, was das
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