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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Allrad-Geländewagens, auf dessen Türen die Wörter Policía Federal prangten. Sie trug die volle Kampfausrüstung, zu der eine kugelsichere Kevlar-Weste und ein Helm gehörten, der mit einem festen Kinnriemen gesichert war. Ihr Gesicht war hinter einer Sturmmaske verborgen. Im Hüftholster trug sie zwei Glocks und über der Schulter eine Heckler & Koch 9 -mm-Maschinen pis tole. Dass eine Polizeikommissarin mit einer solchen Ausrüstung und Bewaffnung ausrücken musste, wäre für einige Ermittler in den USA eine echte Überraschung gewesen. Die konnten an einem Tatort ganz be quem in Zivilkleidung mit einer einzigen Seitenwaffe und ohne Schutzweste auftauchen und dabei noch den Zucker ihres letzten Donuts am Mund kleben haben.
    Der grauhaarige Mann am Steuer, Alberto Gómez, war genauso gekleidet und ausgerüstet wie Vega. Er hatte sie gewarnt, dass ein Besuch am Ort eines Verbrechens »nach begangener Tat« genauso gefährlich sein konnte, als ob man der Tat selbst beiwohnen würde. Die Leichen dienten oft als Köder, um Anschläge auf Poli zisten zu verüben. Wenn die Polizisten sich näherten, zündeten die Sicarios die an den Leichen angebrachten Sprengladungen, was dann auch die Beamten das Leben kostete. Manchmal wurden die Polizisten auch von den umliegenden Dächern aus von Heckenschützen beschossen, wobei sie natürlich leichte Ziele abgaben.
    Es sei also auch für Kriminalpolizisten nicht mehr möglich, in Zivilkleidung auszurücken, schloss Gómez seine Erläuterungen mit einem Schulterzucken. Dabei schaute er sie mit derart müden Augen an, dass sie sich fragte, warum er nicht schon längst in Pension gegangen war.
    Allerdings kannte sie die Antwort bereits. Sie war ihm nicht aus Zufall zugeteilt worden. Wenngleich die Bundespolizei keine konkreten Beweise besaß, stand Gómez doch auf der Liste der Kommissare mit mutmaßlichen Verbindungen zu den Kartellen ganz weit oben. Allerdings hatte er jetzt schon so viele Berufsjahre auf dem Buckel und so viele »erfolgreiche« Verhaftungen getätigt, dass niemand den Mann auf seine alten Tage einer ernsthaften Untersuchung unterziehen wollte. Man war stillschweigend übereingekommen, ihn für den Rest seiner Dienstzeit bis zu seiner Pensionierung in Ruhe zu lassen. Er war ein echter Familienmensch mit vier Kindern und elf Enkeln. Außerdem hielt er den Schulkindern freiwillig Vorträge über Sicherheitsfragen und wie sie die gefährlichen Plätze in ihrer Stadt tunlichst vermeiden sollten. Er war Kirchendiener in seiner lokalen katholischen Gemeinde und ein geachtetes Mitglied der Kolumbusritter, zu deren Bezirksvorsitzendem er sogar aufgestiegen war. Er leistete Freiwil ligenarbeit im örtlichen Krankenhaus, und mitunter half er sogar an den Wochenenden alten Damen über die Straße.
    Vega hielt dies alles für eine raffinierte Tarnung und vorgetäuschte Rechtschaffenheit, was wohl sein schlechtes Gewissen beruhigen sollte, weil er auf der Gehaltsliste des Kartells stand.
    Die hochrangigen jüngeren Angehörigen der Bundespolizei hatten eine völlig andere Einstellung zur Korruption und waren nicht bereit, sie in den Reihen der Federales zu akzeptieren. Die örtlichen Dienststellen schauten dagegen in dieser Frage noch viel zu oft weg – aus Respekt vor einem Vorgesetzten, meistens jedoch aus Angst. Und so kam es, dass Vega jetzt neben einem Mann saß, der vielleicht einer der korruptesten Polizisten in ganz Juárez war.
    »Wir haben drei Leichen. Wenn wir dort sind, sagen Sie kein Wort«, wies sie Gómez an.
    »Und warum nicht?«
    »Weil Sie zu dieser Sache nichts beizutragen haben.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Das heißt, dass es mir völlig egal ist, wie lange Sie in Mexico City tätig waren. Ich interessiere mich nicht für Ihre lange und beeindruckende ›Erfolgsgeschichte‹. Ich interessiere mich nicht für Ihre Beförderung, und ich pfeife auf alle diese freundlichen Worte, die Ihre Kollegen in Ihrer Akte über Sie geschrieben haben. Im Moment ist meine einzige Sorge, dass Sie am Leben bleiben. Verstehen Sie das, junge Dame?«
    »Durchaus. Aber ich verstehe nicht, warum es mir nicht erlaubt sein soll, etwas zu sagen. Ich weiß nicht, ob Sie das schon mitbekommen haben, aber in Mexiko dürfen die Frauen wählen und sogar für öffentliche Ämter kandidieren. Vielleicht sollten Sie ab und zu mal in eine Zeitung schauen.«
    »Sehen Sie? Genau das ist Ihr Problem. Diese Einstellung. Ich schlage vor, dass Sie die in Ihrem Damenhandtäschchen

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