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Gegen alle Zeit

Gegen alle Zeit

Titel: Gegen alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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geträumt«, sagte Henry.
    Chief Inspector Seamus räusperte sich, runzelte die Stirn und sagte mit verdrießlichem Unterton: »Wir benötigen Ihre schriftliche Schilderung des genauen Tathergangs, aber das hat noch Zeit. Wir haben ja vorerst Ihre mündliche Aussage. Wenn Sie denn bei dieser Aussage bleiben.«
    Henry nickte, schaute zu Sarah und lächelte.
    Sarah wich seinem Blick aus und nestelte an ihrem Kragen.
    Wieder tat Seamus so, als hätte er einen Frosch im Hals, dann wandte er sich an seinen Kollegen und knurrte: »Sergeant?«
    »Ach ja«, sagte Murray und griff in seine Manteltasche. Er holte einen durchsichtigen Plastikbeutel heraus und legte ihn auf den ausgeklappten Tisch neben dem Bett. »Ihre Wertsachen, Sir. Und was sich sonst noch in Ihren Taschen befunden hat.« Er hielt Henry einen Block samt Kugelschreiber hin und bat: »Wenn Sie bitte quittieren wollen.«
    »Sie haben geglaubt, dass ich sterbe, nicht wahr?« Henry unterschrieb und deutete auf den Plastikbeutel, in dem sich unter anderem sein Portemonnaie und seine Armbanduhr befanden. »Beweismittel für einen möglichen Mordfall?«
    »Wir tun nur unseren Job«, meinte der Chief Inspector.
    »Natürlich«, sagte Henry und schloss erschöpft die Augen.
    »Ich geh dann mal«, sagte Sarah zaghaft. »Bis bald, Henry.«
    Sie verließ mit den Polizisten das Zimmer. Doch das hörte er kaum noch.
    »Sie sollten Ihren Geldbeutel nicht so offen herumliegen lassen«, wurde Henry durch Dr. Featherstones milde Stimme geweckt. Er schlug die Augen auf und sah den Arzt und seinen Assistenten neben dem Bett stehen. Die tägliche Arztvisite.
    »Sie sind ein Glückspilz, Henry«, sagte Mr. Bramble. Wahrscheinlich war auch er ein Doktor der Medizin, doch in Henrys Vorstellung war er immer noch der Wundarzt mit dem Schnepper in der Hand. Der Mann, der ihn aus Bedlam hatte entkommen lassen.
    »Weil mir niemand das Portemonnaie geklaut hat?«, fragte Henry.
    »Nein, weil Sie einen so robusten Schädel haben«, sagte Dr. Featherstone und reichte Henry den Plastikbeutel mit dem Logo der »City of London Police«, in dem sich Henrys Habseligkeiten befanden. Dann fügte er lächelnd hinzu: »Aber auf Ihr Geld sollten Sie trotzdem aufpassen. Gelegenheit macht Diebe. Auch wenn das Polizeiwappen natürlich abschreckt.«
    Henry schüttete den Inhalt des Beutels auf die Bettdecke. Neben dem Portemonnaie und der Armbanduhr, deren Glas gesprungen und die um kurz nach zwei Uhr stehen geblieben war, fand Henry einen Schlüsselbund, eine Packung Kaugummi und ein Taschentuch mit rostbraunen Flecken. Vermutlich Blut.
    Das Handy fehlte. Ebenso Sarahs Ring. Henry lachte leise. Das Telefon war in Bedlam zertreten worden, der Ring auf dem Friedhof von St. Botolph geblieben. Dann aber durchzuckte es Henry plötzlich, und er rief: »Der Chip!«
    »Bitte?«, fragte Dr. Featherstone.
    »Wo ist die Speicherkarte? Sie war in meiner Hosentasche!«
    »Ihre Sachen sind vermutlich im Schrank«, meinte der Doktor.
    Mr. Bramble schaute nach und holte eine schwarze Leinenhose aus dem Spind neben der Tür. Es war nicht die Kniebundhose, die Henry auf der Bühne getragen hatte und mit der er im Ausnüchterungskeller der Rosemary Lane aufgewacht war, sondern seine eigene Hose. Und sie glich auffallend der Hose, die er von John Gay bekommen hatte. Warum war ihm das im Gärtnerhäuschen nicht aufgefallen?
    »Rechte Tasche, vorne«, sagte Henry, obwohl er wusste, dass der Chip nicht dort sein konnte. Wie hätte er auch dort hinkommen sollen?
    »Meinen Sie das hier?«, fragte Mr. Bramble und hielt etwas Schwarzes in die Höhe. »Sieht aus wie ein Flash-Speicher.«
    »Haben Sie vielleicht ein Smartphone, Doktor?«, wandte sich Henry an Dr. Featherstone und war kaum in der Lage, seine Aufregung zu verbergen.
    »Mobiltelefone sind auf der Intensivstation verboten.«
    »Aber ich bin doch gar nicht an die Geräte angeschlossen, und einen Herzschrittmacher habe ich auch nicht«, sagte Henry. »Bis ins Nachbarzimmer werden die Strahlen schon nicht reichen.«
    »Vorschrift ist Vorschrift«, meinte Mr. Bramble.
    »Bitte!«
    »Sie sollten sich erst mal beruhigen«, sagte Dr. Featherstone.
    »Bitte!«, wiederholte Henry verzweifelt.
    Die Ärzte wechselten einen Blick, zuckten dann mit den Schultern, nickten schließlich, und Dr. Featherstone besah sich die Speicherkarte. »In meins passt das nicht«, sagte er. »Viel zu groß.«
    »Aber in meins«, erwiderte Mr. Bramble. Er zog ein Smartphone aus der

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