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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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selbst gesehen. Counter-Strike spielte er am häufigsten,
etwa anderthalb Stunden letzte Woche. Danach die anderen.«

    Â»Das ist nicht sehr viel, oder?«

    Â»Nee, wer ein guter Spieler sein will, der muss täglich
trainieren. Wenn ich mir die E-Mails von seinen Spielpartnern aus seinem Team
so anschaue, ist er auch nicht gerade der Beste gewesen.«

    Â»Warum hat er dann überhaupt gespielt?«

    Â»Ich glaube, er hat früher mehr gespielt und war auch besser.
Aber jetzt …«

    Â»â€¦ hatte er andere Dinge zu tun.«

    Â»Das würde erklären, warum seine Mutter nichts von den
anderen Dingen weiß. Er sagt nichts und sie glaubt, er würde weiter spielen und
auf LAN-Partys gehen.«

    Gar keine schlechte Taktik, das musste ich Tobias lassen.
Wenn es stimmte. »Das klingt alles doch sehr unauffällig. Gab es denn außer
diesen Sex-E-Mails gar keine Hinweise, die für uns interessant sind?«

    Â»Nein. Alles unauffällig, wie du sagst. Keine Hinweise
auf Streitigkeiten, auf Irritationen oder Ähnliches. Auch keine Hinweise auf
bedeutsame Beziehungen. Alles nur schnelle und oberflächliche Internetbekanntschaften,
wie man sie eben in Foren und bei Spielen macht.«

    Â»Nicht überraschend«, meinte Nina.

    Â»Sein Tag hatte auch nur vierundzwanzig Stunden«, sagte
Simon.

    Â»Gibt es noch kein Programm, um das zu ändern?«, fragte
ich. Die beiden ignorierten mich. Ich nahm mir vor, darauf zu achten, ob das
öfter geschah. Vielleicht zeigte ich erste Anzeichen von Altersschwachsinn und
sagte Dinge, die niemand verstand. Oder ich bildete mir ein, Dinge zu sagen,
die niemand verstand.

    Ich glaubte zu sagen: »Was ist mit den CDs, die wir im
Billardtisch gefunden haben?«

    Simon nickte. »Ja, du meinst die mit Counter-Strike, richtig? Es war wirklich das drauf, was draufstand.
Es waren selbst entworfene Szenarien für Counter-Strike, einmal mit seiner Schule und einmal mit seinem Haus.«

    Â»Das klingt aber schon eher nach etwas«, meinte Nina.

    Â»Aber nur auf den ersten Blick. Er hat zwar beide Szenarien
angefangen, aber bei der Schule ist er nicht über den Flur im Erdgeschoss
direkt hinter dem Haupteingang hinausgekommen. Zwei Klassenräume hat er noch
programmiert. Danach Ende. Zu Hause hat er nur sein eigenes Zimmer gemacht.«

    Â»Immerhin. Er hatte den Antrieb, damit anzufangen.«

    Â»Das stimmt. Entscheidend ist, wann er die Dateien zum
letzten Mal bearbeitet hat. Und das war vor zwei Jahren.«

    Nina und ich schwiegen nachdenklich. Damit war die letzte
der Spuren, die uns zu Beginn ins Auge gesprungen waren, praktisch tot. Dass
ein Fall innerhalb so kurzer Zeit eine solche Wendung nahm, hatte ich noch
nicht erlebt. Auf das Offensichtliche zu setzen, hatte uns nicht sehr weit gebracht.
Damit war nur noch die Eifersucht zahlreicher Partner als Motiv im Rennen.
Diese Spur war nicht unbedingt schlecht, aber richtig überzeugen konnte sie
mich auch nicht.

    Ich hatte keine Idee mehr, was wir Simon fragen konnten,
aber ich wartete die Einschätzung der Expertin ab.

    Â»Damit bleibt uns nur diese Sex-Spur«, sagte Nina mit gerunzelter
Stirn. Das war ein ungewohnter Anblick.

    Simon sagte: »Aber die sieht doch ganz vielversprechend
aus, oder?«

    Ich wusste nicht, ob ich es für wahrscheinlicher hielt,
dass Tobias von einer eifersüchtigen Partnerin umgebracht worden war oder von
seinem Nachbarn, weil er ihm zu laut war.

    Nina sagte: »Ja, Eifersucht ist immer ein starkes Motiv.«

    Â»Ich halte euch auf dem Laufenden, was auf der Festplatte
hier noch auftaucht.«

    Das war eindeutig das Zeichen zum Aufbruch. Ich nahm den
Stapel mit dem dritten Ausdruck der E-Mails von Tobias und seiner Lehrerin und
die beiden Mappen Komplettausdrucke, die ich mir heute Abend noch anschauen
konnte. Oder auch nicht.

    Â»Danke, Simon.«

    Â»Dafür bin ich da«, sagte er grinsend.

    Nina nahm ihre Festplatte mit dem Klon von Tobias’
Rechner. Wir gingen zum Ausgang und um ein Haar wäre ich mit Egon
zusammengestoßen. Er machte keine Anstalten, den Abstand zwischen uns wieder
auf ein Normalmaß zu vergrößern, deshalb drückte ich ihm die Ausdrucke in die
Hände und schob ihn damit einen halben Meter von mir weg.

    Ich sagte, ohne mir etwas anmerken zu lassen: »Das sind
E-Mails zwischen Frau Veen, der Englischlehrerin, und Tobias.«

    Egon ließ die Seiten gekonnt über den

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