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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Daumen gleiten und
pfiff dann leise. »Das sieht nicht nach Englischunterricht aus. Meiner war zumindest
ganz anders.« Er zeigte Marla einige Seiten.

    Â»Wow. Das ist ein astreines Motiv.«

    Wie gesagt, ich wollte nicht mit Elisabeth Veen tauschen.
»Aus der Band hat auch jeder ein Motiv«, sagte ich. »Und wir haben noch zwei
weitere Frauen, mit denen er solche E-Mails gewechselt hat.«

    Â»Was für ein unartiger Junge«, sagte Egon mit einem
Grinsen, bei dem Mütter ihre Kinder von der Straße holten.

    Â»Sicher. Gibt es etwas Neues von der Spurensicherung?«

    Â»Nee. Es gibt keine Einbruchspuren. Auch keine Spuren von
anderen Personen in Tobias’ Zimmer. Nur eine seltsame weiße Billardkugel. Aber
da hat keiner eine Ahnung, was das bedeuten soll.«

    Ich erinnerte mich an die Kugel. Für mein spontanes klischeehaftes
Bild von Tobias hatte ich einige Bedeutungen gewusst. Jetzt war ich überfragt.

    Â»Ach, und das Wichtigste: sein Adressbuch.« Egon wedelte
mir mit einem kleinen Heft vor der Nase herum.

    Â»Schön, vielleicht ergibt sich daraus ja etwas«, sagte
ich und versuchte, ein wenig neidisch zu klingen.

    Es war offenbar überzeugend. Egons Augen leuchteten auf.
Er sagte: »Ich werde mir das gleich noch vornehmen. Ihr werdet morgen alles
erfahren.« Dann waren Egon und Marla schneller wieder verschwunden, als sie
gekommen waren. Wir schauten ihnen schweigend nach.

    Simon kam von seinem Schreibtisch zu uns. »Das Adressbuch
wird ihm nicht viel nutzen. Wir waren uns alle einig, dass er das seit
mindestens zwei Jahren nicht benutzt hat.«

    Â»Ich weiß«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.

    Simon klang erstaunt. »Du weißt das? Woher denn?«

    Ich sagte: »Ich bin kein Experte für Computer und Technik,
aber bei einem Jungen wie Tobias, für den der Computer so wichtig war, dass er
damit komponiert und sogar sexuelle Fantasien ausgetauscht hat, erwarte ich
seine Adressen überall, aber nicht in einem Buch aus Papier.«

    Â»Ach richtig, du bist ja hier der Menschenkenner.«

    Ich nickte. »Zu dumm nur, dass ich vergessen habe, es
Egon zu sagen. Ich kann nur hoffen, dass er nicht allzu viel Arbeit investiert.«
Ich drehte mich zu Nina. »Machen wir Schluss für heute?«

    Wir verabschiedeten uns von Simon. Es war 20:30 Uhr und
ich war der Meinung, dass wir die Arbeit beenden konnten. Auf dem Flur fragte
mich Nina: »Das macht dir Spaß, oder?«

    Â»Was meinst du? Anderer Leute Computer anschauen?«

    Â»Du weißt, was ich meine. Egon auflaufen lassen.«

    Â»Ich bin der Letzte, der einen Kollegen in seinem Diensteifer
bremst.«

    Sie verdrehte die Augen, woraus ich schloss, dass sie mir
nicht ganz glaubte. »Wann machen wir morgen früh weiter?«

    Â»Wie wär’s um acht?«, fragte ich. »Wir müssen den Vormittag
erst einmal planen und haben viel zu tun.«

    Nina nickte. »Gute Idee. Ich gehe noch diesen Rechner
hier durch.«

    Â»Du willst nur die Musik hören.«

    Â»Schaust du die E-Mails nicht mehr an?«

    Â»Ich weiß es nicht. Mir brummt der Schädel.« Und das
stimmte tatsächlich. Am ersten Tag eines neuen Falls wurde man derart mit neuen
Informationen überfahren, dass es hart an die Grenzen ging. Bei diesem Fall
waren die Einzelheiten und Wendungen dazu noch so bizarr, dass das doppelt
galt.

    Â»Dann nimm ein Aspirin«, sagte Nina und lächelte.

    Â»Hast du dir den Tipp selbst ausgedacht?«

    Â»Nee, der ist von meinem Exfreund. Hat er immer gesagt,
wenn ich zu viel hatte von einem Fall.«

    Â»Als du noch bei der Sitte warst?«

    Nina nickte. Ich wusste, dass sich unbefangene Außenstehende
oft keine Vorstellung von der Arbeit der Polizei gegen Sexualstraftaten machen
konnten.

    Â»Hat er gedacht, du simulierst?«

    Â»Ja klar.«

    Â»Dann hast du deshalb von der Sitte gewechselt?«

    Â»Ich habe gewechselt, weil ich es nicht gern habe, wenn
mir jeden Tag der Schädel brummt. Und weil ich es nicht mag, bestimmte Bilder
zu sehen, jedes Mal wenn ich die Augen schließe.«

    Ich konnte mir vorstellen, dass eine Leiche ab und zu besser
war als die Abgründe, die sich bei der Sitte auftaten. Und das galt
wahrscheinlich für alle Leichen, ganz gleich in welchem Zustand sie waren.

    Â»Und deinen Freund hast du auch gewechselt.«

    Â»Wer mich nicht nimmt, wie ich bin, hat mich nicht verdient«,
sagte

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