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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Pressesprecher.«

    Â»Haben wir auch. Aber mir wäre es ehrlich gesagt lieber,
wenn unsere Ermittler ermitteln würden und nicht Politik machen oder
Pressearbeit.«

    Der Besprechungstisch war einladend gedeckt, was zumindest
teilweise dem Besuch des Staatsanwalts geschuldet war. »Möchten Sie einen
Kaffee? Oder Tee?«, fragte Reinhold.

    Ich registrierte, dass inzwischen fast alle Personen anwesend
waren. Da sich keiner entschuldigt hatte, fehlten nur noch zwei Kollegen. Wir
setzten uns und füllten unsere Tassen.

    Â»Dazu kommt noch, dass gewisse Leute sich nicht damit
zufriedengeben, mit irgendeinem Ermittler zu sprechen. Die wollen mich haben.
Am liebsten in ihrem Büro.«

    Â»Das ist Politik«, sagte Herr Macke lapidar, als sei
damit alles erklärt. Und vielleicht war es das sogar.

    Als Egon und Marla kamen, machten sie einen leicht gehetzten
Eindruck. Wahrscheinlich hatte Egon noch Nils und Herbert trösten müssen. »Entschuldigen
Sie bitte vielmals«, sagte sich Egon mit großer Geste und gewichtiger Miene. »Aber
wir haben im letzten Moment neue Informationen erhalten.«

    Nina und ich tauschten einen Blick. Ich fragte: »Etwa aus
Tobias’ Adressbuch?«

    Diese Frage fügte der Großartigkeit von Egons Auftritt
erheblichen Schaden zu, aber er schaffte es, sich ohne Bruchlandung auf einen
Stuhl zu setzen. Marla schenkte den Kaffee ein. Glücklicherweise war der
Staatsanwalt niemand, der sich von Geplänkel beeindrucken ließ oder es auch nur
beachtete.

    Â»Gut«, eröffnete Reinhold die Sitzung. »Wir treffen uns
heute in diesem Kreis, weil auch an diesem Fall hochrangige Personen interessiert
sind.«

    Â»Wer hat Sie angerufen?«, fragte ich den Staatsanwalt. »Peter
Maier?«

    Â»Personen wie Maier würden mich nie anrufen. Er hat an
einer übergeordneten Stelle angerufen, die dann den Oberstaatsanwalt angewiesen
hat. Und der hat dann mich ausgesucht, weil ich nicht mit dem Serienmörder oder
einem anderen vorrangigen Fall befasst bin.« Niklas Macke lieferte eine rein
sachliche Beschreibung ohne Bitterkeit. Das machte ihn sehr sympathisch.

    Â»Dann beginnen wir. Dies ist eine ganz normale Routinebesprechung,
um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Nur dass Herr Macke auch dabeisitzt.«

    Und weil Herr Macke dabeisaß, fasste ich zu Beginn kurz
noch einmal alle Fakten des Falls zusammen, auch wenn es für die anderen
langweilig war. Ich gab einen Überblick über unsere Erkenntnisse zu Tobias’
E-Mail-Verkehr und berichtete, was wir von der Nachbarin erfahren hatten.

    Â»Was für ein interessanter Fall«, sagte der Staatsanwalt.
Es war nicht ersichtlich, ob er das ernst meinte oder nur seine Missbilligung
der Verhältnisse zum Ausdruck brachte.

    Â»Die Nachbarin hat uns sehr weitergeholfen«, sagte ich. »Zum
einen wissen wir nun, was die Motivation für die E-Mails war und auch bei den
anderen Frauen sein könnte. Zum anderen haben wir noch ein paar Details über
den Sonntagabend erfahren. Wir müssen das noch weiter untersuchen, aber das
sind definitiv neue Erkenntnisse.«

    Macke nickte. »Die Schüler aus der Band sind verdächtig
und die drei Frauen sind verdächtig. Ist es der Nachbar auch?«

    Â»Grundsätzlich schon. Haben wir inzwischen eine Aussage
von ihm vorliegen?«, fragte ich in die Runde.

    Â»Ja, haben wir«, sagte Jürgen Meisel aus Mönchengladbach.
»Wir konnten ihn zu Hause nicht antreffen, also haben wir ihn an seinem
Arbeitsplatz aufgesucht. Seine Aussage deckt sich mit der seiner Frau.«

    Seine Partnerin Judith Piel ergänzte: »Wir haben auch mit
unseren Kollegen gesprochen, die am Sonntag die Anzeige aufgenommen haben. Sie
kamen um 22:55 Uhr und klingelten bei Tobias. Es hat eine Weile gedauert, bis
er an die Tür kam.«

    Â»Er stand unter der Dusche«, warf ich ein.

    Judith schaute mich mit gerunzelter Stirn an. »Ja, er …
Ich meine, die Aussage der Kollegen war, er kam mit nacktem Oberkörper und
einem Handtuch um die Hüften an die Tür. Aber woher …?«

    Egon übernahm die Schilderung: »Er war sehr höflich und
entschuldigte sich für den Ärger, den er verursacht hatte. Er nahm die Anzeige
entgegen und entschuldigte sich noch einmal. Und das war’s.«

    Â»Er drehte leiser?«

    Â»Er drehte leiser und die Kollegen gingen wieder zu ihrem
Streifenwagen. Der Nachbar

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