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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Balance
sind?«, fragte Macke.

    Nina nickte. Das konnte tatsächlich das verbindende Element
zwischen den Frauen sein. Und die Schüler aus der Band waren als Teenager ja
von Natur aus nicht ausbalanciert.

    Â»Was gibt es noch?«, fragte Reinhold.

    Es begann ein Sammeln von kurzen Berichten reihum. Wir
erfuhren, dass es inzwischen eine Teilnehmerliste der LAN-Party gab und die
Schüler für den Nachmittag alle auf der Vernehmungsliste standen. Die Angaben
der Schüler aus der Band zu ihren Computeraktivitäten und Telefonaten am
Sonntag hatten sich bestätigt. Die Umsatzzahlen von Peter Maier waren wirklich
so schlecht, wie er behauptet hatte.

    Â»Was liegt als Nächstes an?«, fragte Reinhold schließlich.

    Â»Die LAN-Party und Frau Veen«, sagte Egon.

    Â»Die Schüler aus der Band in Einzelbefragung. Wenn noch
Zeit bleibt, der Informatiklehrer«, fügte Nina hinzu.

    Â»In Ordnung. Gibt es noch Fragen? Herr Staatsanwalt?«

    Â»Ich bin beeindruckt, was Sie in der kurzen Zeit herausfinden
konnten«, sagte Herr Macke. »Wenn Sie etwas haben, was zur Anklage führen kann,
melden Sie sich.«

    Â»Das werden wir tun«, versprach Reinhold.

    Draußen schaute ich Egon und Marla nach, die über den
Flur davoneilten.

    Â»Wir bringen Sie noch zum Fahrstuhl«, sagte ich zu Herrn
Macke.

    Der Staatsanwalt sprach mit unterdrückter Stimme: »Herr
Kamenik scheint ja ein großes Interesse an den … persönlichen Verwicklungen
anderer Personen zu haben.«

    Ich musste lachen. An dem Staatsanwalt war ein Diplomat
verloren gegangen. Ich machte erst gar nicht den Versuch, mit ihm mitzuhalten. »Da
haben Sie wohl recht.«

    Â»Dann wird die Lehrerin keine gute Zeit haben.«

    Â»Ich möchte nicht mit ihr tauschen«, bestätigte ich.

    Â 
    Als wir langsam von der Straße auf den Parkplatz
rollten, tauchten die Umrisse der Gebäude so unvermittelt vor uns auf wie der
Eisberg vor der Titanic. Die altweißen
Betonfassaden des Gymnasiums wirkten im Grau des frühen Nachmittags wie mit
Tarnfarbe gestrichen und verschmolzen nahtlos mit dem feinen Nieselregen. Zum
Glück waren wir schon einmal hier gewesen und fanden unseren Weg.

    Wir hatten Lucas und Hermann mitgenommen, weil wir sie am
besten kannten. »Nicht sehr einladend«, meinte Hermann.

    Â»Das liegt bestimmt am Wetter«, sagte Lucas.

    Diesmal hatte ich vorher angerufen und dafür gesorgt,
dass wir genügend Räume zur Verfügung hatten, um die Schüler einzeln zu befragen.
Am Telefon hatte ich außerdem erfahren, dass sich dieser Tag dafür besonders
gut eignete: Natalie und Jan hatten frei und wir konnten sie für ein Gespräch
nach dem Mittagessen bestellen. Heike und Jessica hatten danach verschiedene
AGs, sodass wir mit ihnen sprechen konnten.

    Ich hätte gerne auch einmal allein mit Natalie geredet,
die sich den anderen gegenüber so fürsorglich verhielt, aber ich sah ein, dass
es klüger war, wenn ich mit Jan sprach. Immerhin teilten wir ja schon ein
Geheimnis miteinander. Nina erhielt für ihr Gespräch mit Natalie das Büro des
Sozialpädagogen, während dieser Jan und mich in den Meditationsraum führte.

    Ich fragte mich noch, was es wohl mit einem solchen Raum
auf sich hatte, aber als wir ihn erreichten und Georg Werle die Tür aufschloss,
lag es auf der Hand.

    Â»Ein alter Abstellraum«, sagte der Sozialpädagoge. »Das
war harte Arbeit, den vom Schulleiter zu bekommen.«

    Â»Das glaube ich gern.« Man sah dem Raum an der Lage am
Ende eines Flurs und an seinem Schnitt seine frühere Bestimmung an. Aber der
Teppich, die Bilder an der Wand und die Matten auf dem Boden sorgten für eine
angenehme Atmosphäre.

    Ich deutete auf einen Tisch und vier Stühle in einer Ecke
des Raums. »Das sieht aber nicht nach Meditation aus.«

    Â»Wir benutzen den Raum auch für schwierige Elterngespräche«,
sagte Werle.

    Â»Danke«, sagte ich und der Sozialpädagoge ließ uns
allein. Ich setzte mich auf einen Stuhl am Tisch und Jan folgte mir verschüchtert.
Er hatte den ganzen Weg über geschwiegen und machte einen abgespannten und
erschöpften Eindruck.

    Â»Wie geht es dir?«, fragte ich. Es war nicht nur eine Floskel.

    Jan zuckte mit den Schultern. Das war nicht unbedingt der
beste Start.

    Â»Herr Werle sagte mir, du hättest nichts dagegen, noch
einmal mit mir alleine zu

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