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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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deutsch-österreichischen Angriff gegen Russland geben.
Italien wird sich nicht gegen mich, sondern gegen Frankreich wenden.«

    Das klang erst einmal nicht schlecht. »Wie können Sie
sich da sicher sein?«

    Â»Sicher kann man sich nie sein. Ich zeige Ihnen gerne
meine E-Mails. Ich habe einfach ein gutes Gefühl dabei. Was bleibt mir auch
übrig?«

    Â»Zeigen Sie uns das direkt an Ihrem Computer?«, fragte
ich.

    Â»Kein Problem«, sagte er. Das vermittelte mir nicht den
Eindruck, dass er etwas zu verbergen hatte. Im Gegenteil schien ihm dieses
Thema weitaus angenehmer als die anderen, die wir bisher angesprochen hatten.

    Wir folgten ihm in ein kleines Büro, in dem uneingeschränkt
das Chaos regierte. Ordner und lose Papiere bedeckten den Boden, leere
Bierflaschen standen neben dem Computer. Die überladenen Regalböden ächzten
unter ihrer Last und die Regalträger neigten sich bedenklich. Wir drängten uns
in einer kleinen Insel um den Bürostuhl, wo der Boden einigermaßen frei war,
und starrten auf den Bildschirm, während der Computer hochfuhr.

    Grams rief die Seite der Partie auf und vergrößerte die
Karte. Die Lage war uns bekannt, Grams’ Interpretation allerdings noch nicht. »Sehen
Sie, Österreich ist sehr stark mit zwei neuen Infanterieeinheiten. Der Deutsche
ist sogar noch stärker. Er ist ein hohes Risiko eingegangen bei seiner
Eröffnung und es hat sich ausgezahlt. Er hat die Anzahl seiner Nachschubbasen
verdoppelt. Mit drei Truppen kann er gegen England ziehen, mit drei gegen Russland.
Der Franzose wird weiter gegen England kämpfen und durch den italienischen Angriff
so weit geschwächt, dass er nicht daran denken wird, Deutschland anzugreifen.«

    Â»Es gibt also ein deutsch-österreichisches Bündnis?«

    Â»Ja.«

    Â»Ich glaube, in der Geschichte verlief das nicht so erfolgreich.«

    Grams lächelte. »Das ist nur ein Spiel«, sagte er. »Hier
ist alles möglich, wenn man sich nur einig ist.«

    Das war unbestreitbar. »Wie haben Sie das erreicht?« fragte
ich.

    Elias Grams öffnete sein E-Mail-Programm. »Ich zeige
Ihnen mal eine E-Mail mit Österreich.«

    Er klickte sich durch das Programm, bis er eine E-Mail in
einem eigenen Fenster öffnete. Ich las:

    Â 
    Lieber Martin,

    der Russe ist auf dem Vormarsch. Wenn Du weiter mit ihm
kooperierst, könnt ihr mich sehr schnell ausschalten. Ich bitte Dich aber zu
bedenken, dass nach dem Ende des Osmanischen Reiches Österreich als Nächstes
auf der Abschussliste steht. Wohin sollen sich Deutschland, Italien und
Russland wenden, nachdem das kleine und bescheidene Osmanien zerschlagen und
aufgeteilt ist …?

    Ich möchte Dir deshalb einen Vorschlag machen, der in unser
beider Interesse ist. Warum schließen wir uns nicht zusammen? Ich blockiere den
russischen Vormarsch und Du greifst mit Deutschland gemeinsam Russland an? Für
so einen Angriff bist Du wirklich gut aufgestellt mit Deinen vielen Truppen.
Ich werde gerne einen entsprechenden Vorschlag an den Italiener richten und
darauf hinwirken, dass er sich gegen Frankreich wendet.

    Viele Grüße

    Elias

    Â 
    Ã–sterreich hatte geantwortet:

    Â 
    Lieber Elias,

    ich teile Deine Sorge über die zunehmende russische Stärke.
Ich halte es für eine gute Idee, gemeinsam Russland anzugreifen, und werde
gleich Deutschland in diesem Sinne kontaktieren. Ich melde mich bei Dir mit
konkreten Zugvorschlägen, wenn ich mehr weiß.

    Viele Grüße

    Martin

    Â 
    Ich fragte: »Und, haben Sie Vereinbarungen getroffen?«

    Â»Ja, ich bin sehr zufrieden. Warten Sie, ich zeige Ihnen
die E-Mail.«

    Grams öffnete ein weiteres Fenster und wir sahen eine
lange Liste mit Befehlen für die Truppen, die aus Abkürzungen bestanden, die
ich nicht zuordnen konnte. Ich machte gar nicht erst den Versuch, das zu
verstehen, und fragte direkt: »Und damit wird der russische Angriff gestoppt
und Sie gerettet?«

    Â»Wenn Österreich mitspielt, dann beantworten wir den
russischen Angriff mit einer klassischen Gegenumfassung.«

    Wir befanden uns immer noch in Grams’ Büro, nicht im
Generalstab des Osmanischen Reiches. Deshalb ließ ich mich nicht irritieren und
fragte: »Und wenn Österreich nicht mitmacht?«

    Er schaute mich schweigend an – in seinem Blick las ich
Angst, Zweifel und einen Anflug von Wut. Dann schüttelte er den Kopf:

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