Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
Vom Netzwerk:
Pläne.«

    Â»Ich weiß nicht, wie oft ich ihm erklärt habe, dass ein
Bündnis in unser beider Interesse liegt. Dass es mit Abstand das Beste für uns
beide sei. Aber er hat es ignoriert. Er ist nur zum Schein darauf eingegangen.«

    Â»Warum hat er das getan, was meinen Sie?«

    Â»Ich glaube, er wollte mich persönlich treffen. Sich
rächen für die früheren Niederlagen. Und mich demütigen in einer Partie, die
viele Beobachter hat.«

    Grams’ Sicht der Dinge war interessant, auch wenn ich zweifelte,
ob sie zutraf. Nur weil sich Tobias gegen ein stabiles langfristiges Bündnis
mit einem starken Partner entschieden hatte, hieß das noch lange nicht, dass er
den schlechteren Weg gegangen war.

    Â»Hat Sie das nicht geärgert?«

    Â»Na klar hat es das. Und wie!«

    Â»Ã„rgern Sie sich öfter über andere Spieler?«

    Er hatte schon zu einer Antwort angesetzt, als er
stutzte. »Was …? Nein, nur der normale Ärger, wenn ich einmal reinfalle.«

    Â»Und bei Tobias?«

    Â»Bei Tobias war das schon etwas anderes. Er hat mich mehrmals
persönlich angegriffen. Und da hört der Spaß auf.«

    Â»Wie hat er das getan?«

    Â»Er hat hinter meinem Rücken über mich geredet. Geschrieben.
Wie auch immer.«

    Ich schaute ihn fragend an. »Was meinen Sie?«

    Â»Er hat mich verspottet.«

    Â»Wie genau?«

    Â»Er schrieb den anderen, ich sähe aus wie eine Billardkugel.«

    Ich betrachtete Grams. Der blasse, weiche, runde und fast
haarlose Kopf mit den blutleeren Lippen und den grauen Augen. An dem Vergleich
war etwas dran. Dann erinnerte ich mich an Tobias’ Zimmer und ein kleines
Detail des Falles rastete in meinem Kopf ein. Ein solcher Moment war immer
befriedigend, auch wenn uns das nicht wesentlich weiterbrachte.

    Â»Woher wissen Sie davon?«, fragte ich.

    Â»Jemand hat mir eine Kopie der E-Mail zukommen lassen.
Marcel, glaube ich.«

    Â»Wussten Sie, dass Tobias in der Partie eine gefälschte E-Mail
in Ihrem Namen an Österreich geschickt hat?«

    Â»Was?! Das ist doch …« Die Adern an Grams Schläfe und
Hals traten pulsierend hervor. Unerwartete Erhebungen zeigten sich in dem sonst
so weichen Gesicht. Zorn verzerrte seine Gesichtszüge, als er sagte: »Jetzt
wird mir einiges klar.«

    Â»Was denn?«

    Â»Na, warum Österreich sich gegen mich gestellt hat.«

    Ich konnte hören, wie sein Mund sich mit Speichel füllte.
Grams musste mehrmals schlucken, bevor er weitersprechen konnte.

    Â»Das wird er mir büßen«, zischte er.

    Â»Das hat er schon«, sagte ich.

    Â»Wie? Oh. Ja, natürlich. Wie dumm von mir.« Wut und Hass
entwichen aus ihm wie Luft aus einem nicht zugeknoteten Ballon und Grams hing
ebenso schlapp und leer auf seinem Stuhl.

    Â»Sind Sie sich jemals persönlich begegnet?«

    Â»Nein. Ich spiele nur noch per E-Mail, für etwas anderes
habe ich keine Zeit.«

    Â»Wo waren Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag?«

    Â»Ich … Hey, Moment mal«, sagte Grams mit plötzlich
aufgerissenen Augen. »Was soll das werden? Glauben Sie etwa, ich hätte Tobias
umgebracht?«

    Â»Haben Sie?«, fragte ich.

    Â»Was …? Nein, natürlich nicht!«

    Ich wiederholte meine Frage: »Wo waren Sie in der Nacht
von Sonntag auf Montag?«

    Â»Das ist doch absurd«, sagte er. Dann: »Ich war hier zu
Hause und habe ferngesehen.«

    Â»Allein?«

    Â»Ja, natürlich allein, haben Sie mir nicht zugehört?« Er
wurde jetzt wirklich ungehalten, wütend und aggressiv. Grams zeigte damit eine
Seite von sich, die ich ihm zuvor nicht zugetraut hatte.

    Â»Doch, ich habe zugehört. Was haben Sie denn angeschaut?«

    Â»Das … Ich habe … Ach, das weiß ich nicht mehr.«

    Das war schwach. Sehr schwach sogar. »Wie lange haben Sie
ferngesehen?«

    Â»Keine Ahnung.« Etwas weniger aufbrausend fügte er hinzu:
»Ich habe ein oder zwei Bier getrunken und bin dann irgendwann eingeschlafen.«

    Das mochte stimmen oder auch nicht. In jedem Fall hatte Elias
Grams bis jetzt mit Abstand das schlechteste Alibi, nämlich überhaupt keins.
Falls wir hergekommen waren, um ihn als Täter auszuschließen, so würde uns das
nicht gelingen.

    Â»Herr Grams, wir werden Ihre E-Mails überprüfen und uns
dann wieder bei Ihnen melden. Ich möchte Sie bitten, uns zu benachrichtigen,
wenn Sie

Weitere Kostenlose Bücher