Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
Vom Netzwerk:
Vorstellung machte ihn wütend und widerte ihn an. Nicht weil er sich plötzlich über royale Traditionen und Gepflogenheiten erregte, sondern weil eine Mutter ihrer kleinen Tochter einen vorgezeichneten Weg aufzwang und damit alles andere ausschloss. Anna hatte nie eine Wahl gehabt und war ihr Leben lang ihrer Bestimmung entsprechend gedrillt worden.
    Und jetzt, wo der mütterliche Traum durch Allegras Auftauchen geplatzt war, lief alles ins Leere.
    Leo liebte seine Schwester aufrichtig und wünschte ihr alles Glück der Welt, doch hätte er in diesem Moment Alessandro zwischen die Finger bekommen, hätte dieser um sein Leben fürchten müssen!
    „Es war falsch und geradezu unmenschlich, was man dir angetan hat, Anna.“ Sein Vorwurf galt sowohl den Santinas wie den Constantinides. „Man hätte dir deine Lebensplanung selbst überlassen müssen.“
    Anna begegnete seinem brennenden Blick und senkte erneut die Lider. „Vielleicht“, sagte sie leise. „Aber so bin ich nun mal erzogen worden. So genau weiß ich auch nicht, was sich unsere Mütter dabei gedacht haben. Aber es hat wohl hauptsächlich mit Tradition und der Reinheit der Blutlinie zu tun.“
    „Ist dein Vater nicht Grieche?“
    „Schon, aber meine Mutter stammt aus Santina, und meine Eltern betrachteten es als große Ehre, dass ich die zukünftige Königin werden sollte.“
    „Und dir ist nie in den Sinn bekommen, gegen eine derartige Bevormundung zu protestieren?“
    „Warum sollte ich?“, fragte sie erstaunt. „Der Plan stand fest, seit ich denken konnte und ließ keine Zweifel zu. Natürlich hat sich jetzt alles geändert, aber was deine guten Ratschläge betrifft …“ Anna schaute um sich und zuckte mit den Schultern. „Von wegen, dass ich endlich tun und lassen soll, was ich will. Gar nicht so einfach hier im Nirgendwo, oder? Nicht gerade das, was ich erwartet habe.“
    „Du meinst, in deiner reizenden Unterwäsche vor mir zu stehen, wo wir uns doch kaum kennen?“, neckte er augenzwinkernd. „Deine erste aufregende Erfahrung, die du später deinen Enkeln weitererzählen kannst, Sweetheart .“
    Als sie ihm einen scharfen Blick zuwarf, hätte Leo sich am liebsten noch nachträglich auf die Zunge gebissen. Was für ein blöder Scherz gegenüber einer Frau, die bis vor Kurzem geglaubt hatte, Königin von Santina zu werden und jetzt allein war.
    „Ich glaube, ich warte erst mal ab, wie der Tag weiter verläuft, ehe ich mir Gedanken über die Zukunft mache“, erwiderte Anna steif und wandte sich ab.
    Sie wirkte unglaublich elegant, graziös und absolut königlich, selbst in Unterwäsche. Anna Constantinides hätte tatsächlich auf den Thron von Santina gehört, entschied er grimmig und spürte sein Blut unruhig durch die Adern strömen. Plötzlich frustrierte es ihn, dass sie ihr Schicksal so leicht und klaglos akzeptierte. Gleichzeitig brachte ihn der verzehrende Hunger nach ihr fast um.
    „Hast du ihn geliebt, Anna?“
    Zögernd wandte sie den Kopf, begegnete seinem sengenden Blick aber offen und ohne Scheu. „Das hast du mich schon einmal gefragt“, erinnerte sie sanft.
    „Und ich habe keine Antwort bekommen.“
    Anna biss sich auf die Unterlippe, und Leo unterdrückte ein begehrliches Stöhnen. Er wollte ihren weichen vollen Mund endlich auf seinem spüren. Verdammt! Hatte es je so eine absurde Situation in seinem Leben gegeben? Nicht einmal im Traum hätte er sich so etwas ausmalen können: mit einer wunderschönen Jungfrau auf einer einsamen Insel gestrandet zu sein!
    „Ja“, sagte Anna schließlich. „Zumindest habe ich es bis vor Kurzem geglaubt.“
    Es war eine Antwort und doch keine. Wenn überhaupt möglich, war er jetzt noch frustrierter als zuvor. „Und was fühlst du jetzt, da er im Begriff ist, meine Schwester zu heiraten? Was trifft dich mehr? Dass du ihn verloren hast oder dass die Presse dich das nicht vergessen lässt?“
    Darüber dachte sie einen Augenblick nach. „Ich glaube, von allem ein bisschen. Ich hasse weder Allegra noch Alex, aber das, was sie mir angetan haben. Und ich hasse den Gedanken, dass ich so unglaublich viel Zeit darauf verwandt habe, mich auf etwas vorzubereiten, das nie eintreffen wird.“
    Abrupt wandte sie sich in Richtung der offenen See. Wie sie dastand, mit offenem Haar und stolz erhobenem Kopf, erinnerte sie ihn an eine Amazone. Eine ziemlich kleine, zierliche, aber durchaus tapfere und kämpferische. Am liebsten hätte er laut gelacht. Was für eine Verwandlung!
    Egal, wie sorgsam

Weitere Kostenlose Bücher