Gegen jede Vernunft
sie ihren Kampfgeist und ihre Leidenschaft hinter der konservativen Perlenkette und dem schlichten Outfit versteckte, in ihrem Herzen war Anna Constantinides eine Kriegerin. Eine Drachen-Lady …
Als sie sich ihm wieder zuwandte, schossen ihre Augen grüne Blitze. Dann fluchte sie laut und ausdauernd auf Griechisch.
Leo stand lässig an einen Baum gelehnt und genoss das ungewöhnliche Schauspiel mit allen Sinnen. Amüsiert, bewegt und über alle Maßen erregt von diesem leidenschaftlichen Ausbruch.
„Ich habe es so satt, dass sich alle das Maul über mich zerreißen! Ich bin es leid, immer funktionieren zu müssen und jede verdammte Herausforderung perfekt zu meistern! Ich will nicht mehr länger leise sein und alles mit einem milden Lächeln hinnehmen! Keine dummen Regeln mehr befolgen, die man mir von Babybeinen an eingetrichtert hat und … und …“ Erregt presste sie beide Hände gegen die brennenden Wangen. „Und nicht länger als frustrierte, frigide Jungfer durchs Leben laufen. Ich will Leidenschaft, Leo, heißen Sex … einfach alles! Und ich will es jetzt!“
Annas Körper stand in Flammen. Er brannte lichterloh vor Erregung, Lust, Scham und Entschlossenheit. Leo hatte so verdammt recht. Sie liebte Alex nicht. Nicht heute, nicht gestern und auch vorher nicht, obwohl sie davon überzeugt gewesen war. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es sie sehr viel mehr ärgerte, wie man sie in den Medien hinstellte, als dass sie niemals Königin von Santina würde.
Und sie war wütend auf ihre Familie und Alex’ Eltern, weil sie ihr vorwarfen, dass sie ihren Verlobten nicht hatte halten können. Nicht, dass sie es wirklich ausgesprochen hätten, doch die enttäuschten Blicke sagten ihr genug.
Wenn sie zurückdachte, musste Anna zugeben, dass Alex ihr nie etwas anderes entgegengebracht hatte als die höfliche Aufmerksamkeit, auf die man als königliche Verlobte wahrscheinlich Anspruch hatte. Was auf der emotionalen Ebene fehlte, hatte sie sich einfach in ihrer Fantasie ausgemalt und auf die Zukunft gebaut.
Wie konnte ich nur so dumm, blind und naiv sein! warf sie sich jetzt vor. Dem Himmel sei Dank, dass mir dieses außergewöhnliche, schockierende Erlebnis die Augen geöffnet hat! Oder ist es eher Leo Jackson gewesen?
Verstohlen spähte Anna zu ihm hinüber. Er lehnte immer noch anscheinend entspannt an dem Baum und beobachtete sie. Unter seinem eindringlichen Blick wurde ihr noch heißer als ohnehin schon. Er schaute sie an wie ein verlockendes Dessert, das er am liebsten auf der Stelle verschlingen wollte. Oder wie ein Verdurstender ein kühles Glas Wasser inmitten einer Wüste …
Kein Wunder, wenn du dich ihm quasi als Sexobjekt angeboten hast! höhnte die kleine Stimme in ihrem Hinterkopf.
„Anna …“ Seine Stimme klang rau und angespannt.
Und ohne dass er noch ein Wort sagen musste, begriff sie, dass er sie zurückweisen würde. Alex hatte sie nicht haben wollen, und Leo wollte sie auch nicht. Sie war eben nicht begehrenswert. Seine körperliche Reaktion, als er sie so fest an seinen harten Leib gepresst hielt, konnte nur ein instinktiver Reflex und kein heißes Verlangen gewesen sein.
Scham überwältigte Anna, und zu ihrem Entsetzen spürte sie ein verdächtiges Brennen unter ihren Lidern. Aber eher würde sie das Mittelmeer durchschwimmen als vor Leo Jackson in Tränen auszubrechen und ihm damit zeigen, wie sehr sie seine Zurückweisung traf.
„Ich kann das nicht tun“, erklärte er jetzt auch noch überflüssigerweise. „Egal, wie sehr du mich in Versuchung führst und …“
„Nicht!“, fuhr sie ihn schärfer an als beabsichtigt. „Lüg mich wenigstens nicht an.“
Leo konnte es nicht fassen. „Du denkst, ich …“
„Aber sicher!“ Anna lachte, doch es klang bitter und selbstironisch. „Ich habe mich ein wenig über dich informiert, Leo Jackson. Und heute Morgen, als ich vor deinem Hotelzimmer warten musste … versuch erst gar nicht, mir vorzumachen, dass du auch nur eine Minute geschlafen hast. Allein, meine ich!“, fügte sie bedeutungsvoll hinzu. „Wenn du eine Frau willst, nimmst du sie dir. Besonders wenn sie sich dir quasi noch auf dem Tablett anbietet, oder? Was ja wohl nur einen Schluss zulässt …“
„Verdammt, verstehst du mich denn nicht? Ich versuche nur rücksichtsvoll zu sein und …“
„Wer hat dich darum gebeten?“, unterbrach Anna ihn. „Ich will nicht, dass du für mich denkst oder mir sagst, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich habe es satt,
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